Person hält Handy vor Kühlschrank
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Technikmesse CES

KI kommt jetzt auch noch in den Kühlschrank

Am Dienstag geht in Las Vegas die heurige Consumer Electronics Show (CES) los und gibt den Ton in der Technikwelt für den Rest des Jahres an. Schon jetzt ist klar: Bestimmendes Thema wird künstliche Intelligenz (KI) sein. Vom E-Auto bis zum Kühlschrank, vom Fernseher bis zur smarten Hundebespaßung – alles braucht spätestens jetzt KI. Dabei ist der Mehrwert für Kundinnen und Kunden nicht immer klar.

Bei der letzten CES im Jänner des Vorjahres waren die Auswirkungen des KI-Hypes noch verhältnismäßig wenig spürbar: Zu diesem Zeitpunkt war ChatGPT erst seit sechs Wochen der Öffentlichkeit zugänglich. Kurz danach entwickelte sich der Chatbot aber zum gesellschaftlichen Gesprächsthema Nummer eins und beschäftigte selbst die Politik ausführlich.

Die Folgen des KI-Bahöls sind nun in Las Vegas zu sehen: Bei der viertägigen Messe wird ein wesentlicher Teil der vorgestellten Produkte und Konzepte KI in den Mittelpunkt stellen – und als unverzichtbar anpreisen. „Es ist das Jahr von KI in allem“, so die Tech-Analystin Maribel Lopez gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Wenn Sie keine KI in Ihrem Produkt haben, brauchen Sie gar nicht zu kommen“, so die Expertin.

Kühlschrank erkennt Inhalt

Und tatsächlich ist der Anspruch vieler Hersteller jetzt offenbar, mit KI alles noch smarter als bisher zu machen – selbst den Kühlschrank. Samsung kündigte schon im Vorfeld an, einen solchen auf der Messe vorstellen zu wollen. Das Gerät soll 33 verschiedene Lebensmittel automatisch erkennen können, eine App schlägt darauf basierende Rezepte vor.

Auch in Fernsehern ist KI jetzt angesagt. Zur CES angekündigte Modelle analysieren mit Hilfe von KI den Videoinhalt und passen die Wiedergabe an. So lässt LG verschwommene Objekte im Hintergrund schärfer aussehen und will die Farbpalette an „Stimmung und emotionale Elemente“ anpassen. Bei Samsung soll KI dafür sorgen, dass Tennisbälle und der Puck beim Eishockey deutlicher zu sehen sind.

Personen tragen „Brainband“, das besseren Schlaf ermöglichen soll
AP/Ryan Sun
KI ist überall vorzufinden, hier in einem Gerät namens Brainband, das den Schlaf verbessern soll

Im Auto spielt KI ohnehin schon länger eine Rolle, große Hersteller setzen nun vermehrt auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Branche. So soll Cerence, Experte für virtuelle Assistenten im Auto, eine Partnerschaft mit Volkswagen ankündigen, so Reuters. Und das israelische Unternehmen Cipia wird wahrscheinlich ein System vorstellen, das Anzeichen von Ablenkung und Müdigkeit bei Fahrerinnen und Fahrern erkennt. Amazon kündigte indes eine Kooperation mit BMW zum Thema generative KI an. Laut BMW wird künftig ein sprachgesteuerter virtueller Assistent angeboten, der auf einem Sprachmodell von Amazon basiert.

Roboter für Hunde wirft Bälle

Und dann gibt es natürlich noch die kuriosen Ausreißer, etwa eine Hundebespaßungsmaschine – KI-gestützt, natürlich. Wenn der Hund alleine zu Hause ist, soll Roboter Oro von der US-Firma Ogmen diesen mit einem Display beschäftigen, dessen Farbeinstellungen speziell an die Wahrnehmung von Hunden angepasst sein sollen. Der Roboter kann auch einen Tennisball herausschießen.

Kameras und KI-Chip sollen dafür sorgen, dass er nicht in Richtung zerbrechlicher Objekte fliegt. Zum Weiterspielen muss der Hund ihn zurückbringen – anders als die Besitzer sammelt der Roboter den Ball nicht selbst ein. Die Maschine kann aber auch einen smarten Futterautomaten auslösen.

Ein Roboter, entwickelt für Hunde
AP/Ryan Sun
Ein Roboter extra für Hunde wird ebenfalls vorgestellt

KI direkt auf Handy und Computer

Selbstverständlich steht KI aber auch auf Computern und Handys im Mittelpunkt. Microsoft kündigte bereits an, eine neue Taste auf der Tastatur einführen zu wollen, mit der direkt der KI-Assistent Copilot, praktisch der Ururenkel des Office-Assistenten Karl Klammer, aktiviert werden kann. Diese soll auf der Messe bereits bei neuen Geräten verschiedener Hersteller zu sehen sein. Ersetzt wird damit die Menütaste, die sich auf der rechten Seite neben „Strg“ befindet.

Konzerne wie Intel, Qualcomm und AMD könnten indes Chips vorstellen, die KI-Dienste direkt auf dem Gerät – also ohne Zwang zur Cloud – besser unterstützen, berichtet das Netzkulturmagazin „Wired“. Technologien wie automatisierte Bildverarbeitung, Sprache-zu-Text und Programme wie Chatbots sollten damit rasanter und nicht zuletzt datenschutzfreundlicher laufen. Vorteile für Kundinnen und Kunden sind aber nicht immer offensichtlich. „Die Nutzer lieben ChatGPT, aber es ist nicht klar, welchen Nutzen sie davon haben, wenn es direkt auf einem Gerät läuft“, sagte ein Experte gegenüber Reuters.

Nächstes Modewort ist gekommen, um zu bleiben

Auch bei anderen Geräten und Diensten wird sich wohl die Frage stellen, ob sie wirklich durch KI besser geworden sind, oder ob sich die Konzerne dahinter einfach nur mit dem neuesten Modewort schmücken wollen. Zur Erinnerung: In den Jahren und Jahrzehnten davor hießen diese etwa „Metaverse“, „Blockchain“ und „3-D-Fernsehen“. Und dass die große „Touch“-Revolution das Ende vieler Drehknöpfe am Herd bedeutet hat, sorgt auch Jahre später noch für Unmut in zahlreichen Küchen.

Klar ist aber auch, dass KI anders als andere Modewörter nicht plötzlich verschwinden wird. Ist die Technologie außerhalb der Branche für viele fast gleichbedeutend mit ChatGPT geworden, gibt es zahllose Anwendungsfelder, in denen KI längst zum Alltag gehört – und nicht mehr wegzudenken ist. Auch generative KI, egal ob Textmaschinen wie ChatGPT oder Bildgeneratoren wie Dall-E, wird wohl nicht ewig für Schlagzeilen sorgen, sondern einfach dazugehören. Die nächsten Jahre, auch auf der CES, werden zeigen, in welche Richtung sich die vielfältigen Einsatzzwecke unter dem Sammelbegriff KI entwickeln werden, jenseits des Hypes.