BBC: Televangelist vergewaltigte Gläubige über 20 Jahre

Dutzende ehemalige Mitglieder der Synagogue Church of all Nations (SCOAN) in der nigerianischen Metropole Lagos – einer der größten christlich-evangelikalen Kirchen der Welt – werfen dem verstorbenen Geistlichen und Televangelisten Temitope Balogun (TB) Joshua Grausamkeiten wie Vergewaltigung und Zwangsabtreibungen vor.

Die Vorwürfe sollen sich über fast 20 Jahre in einem geheimen Anwesen in Lagos erstreckt haben, wie die BBC heute berichtete. Dutzende Augenzeugen erzählten von körperlicher Gewalt oder Folter durch Joshua. Auch von Fällen von Kindesmissbrauch und von Menschen, die ausgepeitscht und angekettet worden seien, wurde berichtet.

Frau berichtet von fünf Abtreibungen

Zahlreiche Frauen sagten zudem, von Joshua sexuell missbraucht worden zu sein, einige davon wiederholt über Jahre hinweg auf dem Anwesen. Auch über mehrere Aussagen zu Zwangsabtreibungen nach den mutmaßlichen Vergewaltigungen Joshuas innerhalb der Kirche berichtete die BBC. Darunter auch eine Frau, die sagt, dass sie fünf Abtreibungen hatte.

Eine weitere Frau berichtete von so schwerwiegenden Misshandlungen, dass sie nach eigenen Angaben auf dem Anwesen mehrfach einen Suizidversuch unternahm. Die Opfer stammen der BBC zufolge aus Großbritannien, Nigeria, den USA, Südafrika, Ghana, Namibia und Deutschland.

Keine Reaktion auf Vorwürfe

Viele der Opfer waren im Teenageralter, als sie der Kirche zum ersten Mal beitraten. SCOAN äußerte sich gegenüber der BBC nicht zu den Vorwürfen, erklärte jedoch, dass frühere Anschuldigungen gegenüber Joshua unbegründet gewesen seien.

Joshua war ein erfolgreicher Prediger und Televangelist, der weltweit eine große Anhängerschaft hatte. Bei seinem Tod im Juni 2021 wurde er als einer der einflussreichsten Pastoren der afrikanischen Geschichte gefeiert. In seiner Amtszeit baute Joshua ein evangelikales Imperium auf, das Dutzende von politischen Führern, Prominenten und internationalen Fußballspielern zu seinen Mitarbeitern zählte.

Zehntausende Pilger aus aller Welt

SCOAN hat eine weltweite Anhängerschaft und betreibt einen christlichen Fernsehsender namens Emmanuel TV sowie soziale Mediennetzwerke mit Millionen von Zuseherinnen und Zusehern. In den 1990er und frühen 2000er Jahren reisten Zehntausende von Pilgerinnen und Pilgern aus Europa, Amerika, Südostasien und Afrika in die Kirche in Nigeria, um Zeugen von Joshuas „Heilungswunder“ zu werden.

Mindestens 150 Besucherinnen und Besucher lebten mit ihm als Jüngerinnen bzw. Jünger auf seinem Gelände in Lagos, manche dabei jahrzehntelang.