Leonardo da Vincis “Salvator Mundi"
AP/Dennis Van Tine
Oligarch vs. Sotheby’s

Finale im Streit um Kunstwerke

Seit Jahren tobt in der Kunstwelt ein Streit um überhöhte Preise. Der russische Oligarch Dmitri Rybolowlew wirft dem britischen Auktionshaus Sotheby’s vor, bei einer Betrugsmasche eines Kunsthändlers mitgespielt zu haben. Der Oligarch fühlt sich abgezockt, Sotheby’s weist den Vorwurf zurück. Ein Gericht in New York soll den Fall seit Montag klären.

Die Vorwürfe sind schon länger bekannt, Ausgangspunkt der Affäre ist der Schweizer Kunsthändler Yves Bouvier. Rybolowlew, der mit einem geschätzten Vermögen von mehreren Milliarden US-Dollar zu den reichsten Menschen der Welt gehört, warf Bouvier vor, ihm Meisterwerke zu viel zu hohen Preisen verkauft zu haben.

Rybolowlew gab von 2003 bis 2014 mehr als zwei Milliarden Dollar aus, um 38 Meisterwerke von Bouvier zu kaufen. Unter den Werken sollen sich laut „Guardian“ Arbeiten von Gustav Klimt und Amedeo Modigliani befinden – im Mittelpunkt steht aber auch „Salvator mundi“, das Leonardo da Vinci zugeschrieben wird. Das Gemälde zeigt Jesus Christus mit zum Segen erhobener rechter Hand, in der Linken hält er eine Kristallkugel.

Sotheby’s hielt sich an „gesetzliche Vorschriften“

2013 soll Bouvier das Kunstwerk dem Oligarchen um etwa 45 Millionen US-Dollar (rund 41 Mio. Euro) zu teuer verkauft haben – später ließ er das Werk um die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar bei Christie’s in New York versteigern. Bouvier selbst ist aber nicht Teil des Prozesses in Manhattan, Rybolowlew klagt nämlich Sotheby’s.

Der russische Oligarch Dmitry Rybolovlev
APA/AFP/Valery Hache
Dmitri Rybolowlew ist nicht nur Kunstliebhaber, sondern auch Präsident des französischen Fußballclubs AS Monaco

Rybolowlews Anwälte behaupten in den Gerichtspapieren, dass Sotheby’s Bouvier geholfen habe, ihn zu betrügen, zum Teil durch die Erstellung überhöhter Bewertungen für die Kunstwerke, die dazu dienten, Bouviers hohe Gewinnspannen zu verbergen. Sotheby’s wies die Vorwürfe bis zuletzt zurück.

Eine Sprecherin von Sotheby’s wird im „Guardian“ zitiert: „Sotheby’s hat sich bei der Transaktion dieser Kunstwerke streng an alle gesetzlichen Vorschriften, finanziellen Verpflichtungen und die besten Praktiken der Branche gehalten. Jede Andeutung, dass Sotheby’s von dem angeblichen Fehlverhalten des Käufers oder der Absicht, Herrn Rybolowlew zu betrügen, wusste, ist falsch.“

Einblick in den Kunstmarkt

Kunsthändler Bouvier selbst wehrte sich jahrelang gegen Rybolowlews Anschuldigungen in Rechtsstreitigkeiten in Europa und Asien. Nach einer vertraulichen Einigung der Parteien in Genf wurde der Disput außergerichtlich beendet. Für Sotheby’s bedeutete der Vergleich jedoch nicht das Ende. Wie lange das Verfahren in Manhattan dauern wird, ist unklar.

Die „New York Times“ geht davon aus, dass der Prozess unabhängig vom Ausgang „einen seltenen Einblick in die geheimnisvollen Abläufe des Kunsthandels bietet, bei dem selbst die Käufer selten wissen, von wem sie Schätze im Wert eines kleinen Vermögens erwerben.“ Ein auf Kunstwerke spezialisierter Anwalt betonte, dass es sich um den „größten Fall“ handelt, wenn es um Transparenz und Loyalität auf dem Kunstmarkt geht.