Kiew vermutet über 19.500 verschleppte Kinder in Russland

Die Ukraine geht von mehr als 19.500 Kindern aus, die im Krieg illegal nach Russland verschleppt worden seien. Das sagte der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, gestern in Kiew. Die genannte Zahl stützt sich auf UNO-Angaben. Etwa 3.900 dieser Kinder sollen Waisen oder ohne Eltern sein.

„Russland hat im Laufe seines Krieges gegen die Ukraine schreckliche Verbrechen begangen, doch die Deportation und gewaltsame Entführung von Kindern, unseren Schutzbedürftigsten, zählt zu den grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Jermak einer Mitteilung zufolge.

Vorwurf der systematischen Deportation

Jermak warf Russland die systematische Deportation und Umsiedlung ukrainischer Kinder vor – das sei Teil der staatlichen Politik, um deren Identität zu zerstören. Moskau verweigere der Ukraine oder internationalen Institutionen Auskunft über das Schicksal der Kinder.

Neue Arbeitsgruppe

Bisher gelang es nur in Einzelfällen, ukrainische Kinder in ihr Heimatland zurückzuholen. Auf Anweisung der Regierung wurde
nun eine Arbeitsgruppe mit internationaler Beteiligung eingerichtet.

Sie soll Mechanismen für eine freiwillige Wiedervereinigung der Kinder mit ihren Angehörigen entwickeln und Lücken im internationalen Kinderschutzrecht schließen helfen. Neben Jermak leitet die britische Juristin und Oberhausabgeordnete Helena Kennedy die Arbeitsgruppe.