Menschen vor der Filiale Münster der Galeria Karstadt Kaufhof
IMAGO/Rüdiger Wölk
„Befreiungsschlag“

Signa-Tochter Galeria erneut insolvent

Die deutsche Signa-Einzelhandelstochter Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte die deutsche Warenhauskette am Dienstag in Essen mit. Es werde bereits ein neuer Eigentümer gesucht, Ziel sei die Fortführung. Es geht um 92 Warenhäuser und mehr als 15.000 Beschäftigte. Die Insolvenz sei ein „Befreiungsschlag“, so der Konzern.

Der operative Erfolg werde „durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag“, wurde Galeria-Chef Olivier van den Bossche in der Mitteilung zitiert. Und weiter: „Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein.“

Für die Warenhauskette ist es die dritte Insolvenz innerhalb von weniger als vier Jahren. Nach der vergangenen Insolvenz musste der Konzern etwa 40 Filialen schließen. Die letzten 18 davon schließen im Laufe dieses Monats.

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte erst Ende 2022 Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 stimmte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu. Signa hatte für die Sanierung 200 Millionen Euro zugesagt, die in mehreren Tranchen bis 2025 fließen sollen, die ersten 50 Millionen dem Vernehmen nach im Februar.

Im Sog der Signa-Insolvenzen

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe des Tiroler Unternehmers Rene Benko Insolvenz angemeldet – darunter die Signa Retail Selection AG, zu der Galeria Karstadt Kaufhof gehört. Sie hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf der Warenhauskette bedeutet.

Ob die Warenhauskette mit der Zahlung von Signa rechnen kann, ist weiter unklar. Der Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze von der Gläubigerschutzorganisation KSV1870 geht nicht davon aus. Er kenne jedoch die entsprechenden Zahlungsvereinbarungen nicht, betonte Götze, dessen Organisation im Gläubigerausschuss der Holding-Insolvenz vertreten ist. Der Insolvenzverwalter von Signa Holding wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.

Bisherige Gläubiger verzichteten auf viel Geld

In den beiden zurückliegenden Insolvenzverfahren (2020 und 2023) hatten die Gläubiger auf Milliardenforderungen verzichtet, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Auch der deutsche Staat half mit viel Geld: 2021 und 2022 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Laut dem Insolvenzplan vom Frühjahr 2023 sollte der WSF nur einen kleinen Teil aus der Verwertung des Warenbestands zurückerhalten.

Diesmal hat Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ein Regelinsolvenzverfahren beantragt. Dabei wird vom Gericht ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt, das ist Stefan Denkhaus. Die Geschäftsführung bleibt zwar im Amt, aber alle Geschäfte bedürfen der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters.

Geschäfte gingen zuletzt gut

Dieser muss ein Gutachten erstellen, ob die Insolvenzantragsgründe gegeben und die Kosten des Verfahrens gedeckt sind. Sind die Voraussetzungen erfüllt, wird das Verfahren eröffnet. Die Erstellung eines Insolvenzplans kann entweder schon jetzt durch die Geschäftsführung oder nach der Verfahrenseröffnung durch den Insolvenzverwalter erfolgen.

Die Geschäfte der Warenhauskette seien zuletzt gut gelaufen, so Denkhaus. Das sagte auch die Gewerkschaft ver.di. Für das laufende Geschäftsjahr wurde nach früheren Angaben einen operativen Gewinn erwartet. Die Warenhauskette hatte Unternehmenskreisen zufolge zudem hohe Mietzahlungen an Signa beklagt, der zahlreiche Immobilien der Galeria-Warenhäuser gehören. Laut Denkhaus sind alle Immobilien gemietet.

Zerschlagung „ausdrücklich nicht Ziel“

Die Insolvenzen der Signa-Gruppe hätten die gute Entwicklung konterkariert und würden das Unternehmen bedrohen, so Denkhaus, daher sei dem Management keine andere Lösung geblieben, als sich mit der Insolvenz aus „dieser Umklammerung zu befreien“. Er werde nun „mit aller Kraft“ daran arbeiten, Galeria zu erhalten. „Eine Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens“, so der Insolvenzverwalter.

Was die neue Insolvenzanmeldung für die Beschäftigten bedeutet, lässt sich noch nicht sagen. Der Gesamtbetriebsrat war nicht für ein Statement zu erreichen. Die deutsche Gewerkschaft ver.di forderte einen neuen Eigner mit Erfahrung im Einzelhandel. Man sehe für ein „stationär-digitales Warenhauskonzept eine gute Zukunft“.

Laut Galeria sind bereits Gespräche mit potenziellen Investoren angelaufen. Diese hätten gezeigt, dass das Warenhausgeschäft von Galeria in deutschen Innenstädten und Einkaufsmetropolen „hochattraktiv ist“, so das Unternehmen. Denkhaus will das Insolvenzverfahren noch im heurigen Sommer abschließen. Er appellierte an die Beschäftigten, dem Unternehmen die Treue zu halten.