Ein Passagier auf einem sonst leeren Bahnsteig im Berliner Hauptbahnhof
Reuters/Fabrizio Bensch
Erneut Streik

Stillstand im deutschen Bahnverkehr

Wegen des dritten Lokführerstreiks binnen weniger Wochen kommt es bei der Deutschen Bahn (DB) seit Mittwochfrüh zu starken Beeinträchtigungen im Personenverkehr. Der Notfahrplan sei wie geplant angelaufen, teilte der Konzern mit. Hunderttausende Zugsreisende sind betroffen. Die Auswirkungen des Streiks sind auch in Österreich zu spüren.

Im Fernverkehr ist wie bei den vorherigen Arbeitskämpfen der Gewerkschaft GDL laut Konzern rund jeder fünfte Zug im Einsatz. Auch im Regionalverkehr gibt es weitreichende Einschränkungen. Bestreikt wird auch das Unternehmen Transdev, das Regionalbahnen im Nordwesten und Osten betreibt. Der Notfahrplan sei gut angelaufen, teilte eine DB-Sprecherin Mittwochfrüh mit.

Im Güterverkehr der Deutschen Bahn begann der GDL-Streik bereits Dienstagabend. Bis zuletzt hatten DB und Transdev versucht, den Ausstand gerichtlich zu verhindern. Ein Gericht im deutschen Bundesland Hessen wies den Antrag auf einstweilige Verfügung am Dienstagabend in zweiter Instanz endgültig ab.

Ausstand bis Freitag

Im Tarifstreit hat die GDL bereits zweimal zu Warnstreiks aufgerufen, die im Personenverkehr maximal 24 Stunden dauerten. Der jetzige Ausstand dauert bis Freitag um 18.00 Uhr. Im Dezember hatte die Gewerkschaft ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen lassen. Rund 97 Prozent der Teilnehmenden sprachen sich dafür aus. Seither sind längere Streiks möglich.

Ausfälle durch Lokführerstreik

Die deutsche Lokführergewerkschaft hat zum nächsten Streik aufgerufen – zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen. Die Folge sind Zugsausfälle und starke Verzögerungen.

Keine Fortschritte in Tarifkonflikt

Seit Wochen gibt es kaum Fortschritte im Tarifkonflikt zwischen dem Arbeitgeber und der Gewerkschaft. Die Bahn hatte kürzlich ein neues Angebot vorgelegt, mit dem sie erstmals im Hauptstreitpunkt Arbeitszeit auf die GDL zuging. Sie fordert eine Verkürzung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiterinnen und -arbeiter bei vollem Lohnausgleich. Die DB bietet Wahlmodelle an, die aus Sicht der GDL inakzeptabel sind, da die Bezahlung der Arbeitszeitverkürzung entsprechend gesenkt würde.

Tafel zeigt ausgefallene Züge am Bahnhof Hamburg
IMAGO/Hanno Bode
In Deutschland fallen Hunderte Verbindungen wegen des Streiks bei der DB aus

Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) rief zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aus. „Es muss ein Weg gefunden werden, mit dem beide Seiten zurechtkommen. Dazu muss miteinander gesprochen werden“, sagte er der „Bild“-Zeitung. „Ich fordere beide Seiten dringend auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren.“

Auswirkungen in Österreich spürbar

Der Streik betrifft zwar nicht den ÖBB-Verkehr über das deutsche Eck, aber die Fernverbindungen der DB und der ÖBB nach München und noch weiter nach Norden. Denn Züge mit Start oder Ziel in Deutschland fahren nur zum jeweiligen Grenzbahnhof an der österreichischen Grenze oder fallen ganz aus, da die Lokführerinnen und Lokführer an der Grenze getauscht werden – wobei jedoch Züge über die Brenner-Strecke teilweise bis München geführt werden, teilten die ÖBB mit.

ICE-Schnellzüge stehen während des Bahnstreiks in Deutschland auf Abstellgleisen vor dem Hauptbahnhof in München
APA/dpa/Lennart Preiss
ICE-Züge in München: Reisende aus Salzburg können auf den Nahverkehr umsteigen

Für die Strecke Salzburg – München haben ÖBB und DB eine Lösung gefunden: Hier gelten die ÖBB- und die DB-Tickets auch für den stündlich verkehrenden Nahverkehr. Züge der Westbahn fahren hingegen bis München, da die Lokführerinnen und Lokführer nicht an der Grenze getauscht werden.