Bundespräsident Alexander Van der Bellen
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Van der Bellen würdigt DÖW

„Wichtige Säule gegen illiberale Tendenzen“

Anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW) hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen beim Festakt Mittwochabend in Wien das Wirken der Institution gewürdigt und ein klares Bekenntnis der Politik für die Arbeit des DÖW hervorgehoben: „Es darf nämlich gerade jetzt nicht sein, dass wir einen bequemen Schlussstrich ziehen.“

Das DÖW sei eine „wichtige Säule im Kampf um historische, schonungslose Aufarbeitung unserer dunkelsten Geschichte“, aber auch eine „wichtige Säule im Kampf gegen illiberale und totalitäre Tendenzen heute in der Gegenwart“. Die liberale Demokratie müsse gepflegt und gestärkt werden – „gerade wenn das Umfeld schwieriger geworden ist“.

Mit Blick auf den zunehmenden Antisemitismus meinte Van der Bellen, dass man sich in einer Situation befinde, wie man sie sich vor wenigen Jahren noch nicht vorstellen wollte. Das DÖW sei „ein unverzichtbares Element im Netzwerk gegen die Feinde der offenen Gesellschaft“.

60 Jahr Feier am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
APA/Max Slovencik
Das DÖW feiert mit einem Festakt und einem wissenschaftlichen Symposium sein 60-jähriges Bestehen

„Wichtige Rolle“ bei Antisemitismusprävention

Als „zentralen Nukleus der Widerstandsforschung“ und der Forschung zu Opfern und Tätern der NS-Zeit bezeichnete ÖVP-Wissenschaftsminister Martin Polaschek das DÖW. Er lobte zudem die „wichtige Rolle“ in der Antisemitismus- und Extremismusprävention.

Das Wissenschaftsministerium und die Stadt Wien beschlossen Ende vergangenen Jahres eine Aufstockung der jährlichen Zuwendungen auf je 855.000 Euro. Die Wiener SPÖ-Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler hob die Notwendigkeit einer „weiter vertiefenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit neu aufkeimenden Phänomenen des Antisemitismus“ hervor.

Ehemalige Widerstandskämpfer und Wissenschaftler gründeten das DÖW im Jahr 1963. 20 Jahre später wurde daraus die Stiftung DÖW, die seitdem von der Republik Österreich und der Stadt Wien zu gleichen Teilen grundfinanziert wird.

Sorge über Vernetzung rechtsextremer Gruppen in Europa

Bei seiner Rede am Mittwochabend zeigte sich der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) besorgt über die zunehmende Vernetzung rechtsextremer Gruppen in Europa und deren Unterstützung durch Gruppen, die das gemeinsame Europa zerstören wollten. Dabei gehe es nicht um Parteipolitik, sondern um eine Auseinandersetzung um die Grundsätze unserer Demokratie, warnte Ludwig.

Wie sein Amtsvorgänger und nunmehriger Vorsitzender des DÖW-Stiftungsrats, Michael Häupl (SPÖ), wandte er sich gegen Angriffe der FPÖ und anderer rechter Gruppen gegen das DÖW. „Wenn man einem wissenschaftlichen Institut die Wissenschaftlichkeit abspricht, spricht man ihm auch das Existenzrecht ab“, kritisierte Häupl.

Am Donnerstag und Freitag findet anlässlich des Jubiläums ein hochkarätiges wissenschaftliches Symposium zum Thema „Widerstände. Impulse für die Widerstandsforschung“ statt.

Umzug auf Otto-Wagner-Areal geplant

Zu den wichtigsten Aufgaben des Dokumentationsarchivs zählen Archiv-, Bibliotheks- und Museumsbetrieb sowie Forschungsmanagement und Vermittlungsaufgaben. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählen neben den Themen Widerstand und Verfolgung in Österreich in den Jahren vor und im Zweiten Weltkrieg, Holocaust, Roma und Sinti sowie Rechtsextremismus und Antisemitismus sowie Restitution nach 1945.

Mit dem geplanten Umzug des Instituts auf das Otto-Wagner-Areal am Steinhof in Wien-Penzing sollen insbesondere die Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Forschung zu Antisemitismus und Rechtsextremismus ausgebaut werden.