Ein Maersk Containerschiff
Reuters
Angriffe im Roten Meer

Maersk warnt vor dramatischen Folgen

Die ständigen Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer vor der Küste des Jemen könnten dramatische Folgen für die Weltwirtschaft haben. Einen Tag nach dem bisher größten Angriff warnte der Reedereiriese Maersk am Donnerstag vor höherer Inflation. Es gebe „keine Gewinner“. Eine aktuelle Schätzung erwartet deshalb für heuer schon einen Rückgang des globalen Handels um 1,3 Prozent.

Vincent Clerc, Chef des Frachtgiganten Maersk, nannte gegenüber der „Financial Times“ die Folgen der Angriffe der jemenitischen Rebellen, die sich damit auf die Seite des Iran und der Hamas gegen Israel stellen, „brutal und dramatisch“. Maersk stellte zuletzt nach einem Angriff auf eines seiner Schiffe die Fahrten durchs Rote Meer und den Sueskanal auf vorläufig unbegrenzte Zeit ein. Die Tanker und Frachtschiffe nehmen nun den langen Umweg um das südliche Afrika.

Clerc zufolge sei die Lage derzeit so unsicher, dass nicht klar sei, ob in Tagen, Wochen oder erst Monaten wieder die sichere Durchfahrt durch eine der meistfrequentierten Meerespassagen möglich sein werde. Maersk allein ist für rund 20 Prozent des gesamten Hochseehandels verantwortlich. Clerc rief die Staatengemeinschaft, allen voran die USA, auf, mehr zu tun, um die sichere Durchfahrt zu gewährleisten.

Frachtmenge im Roten Meer bricht ein

Das Rote Meer ist eine zentrale Handelsstraße, über die bis zu zwölf Prozent des Welthandels abgewickelt werden. Der Jemen liegt an der Meerenge Bab al-Mandeb zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden. Infolge der Angriffe der Huthi-Rebellen brach die Frachtmenge auf der wichtigen Handelsstraße ein.

„Die dort transportierte Menge an Containern brach um über die Hälfte ein und liegt aktuell fast 70 Prozent unter dem eigentlich zu erwartenden Aufkommen“, so das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IFW) am Donnerstag. Global gesehen habe das von November auf Dezember zu einem Einbruch des weltweiten Handelsvolumens um 1,3 Prozent geführt. Spürbare Folgen für Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa erwarten die Fachleute aber nicht.

Westen erhöht Druck auf Huthis

Tatsächlich erhöht der Westen nach dem bisher größten Angriff nun den Druck auf die Huthis. „Wir müssen den Huthis klarmachen, dass das aufhören muss, und meine einfache Botschaft an sie heute ist: Macht euch auf etwas gefasst“, sagte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps dem Sender Sky News am Mittwoch. Nach US-Angaben fingen britische und US-Streitkräfte am Dienstag 18 Drohnen und drei Raketen über dem Roten Meer ab.

Einsatz auf der HMS Diamond im Roten Meer
Reuters/UK Ministry Of Defence
Foto von der Brücke der „HMS Diamond“ beim Abschuss von Raketen

Berichte über Verletzte oder Schäden lagen nach Angaben des US-Zentralkommandos für den Nahen Osten (Centcom) nicht vor. Shapps sprach vom bisher „größten Angriff“ der Huthi-Rebellen im Roten Meer. „Genug ist genug“, sagte der Verteidigungsminister. Er betonte zudem, es gebe „keinen Zweifel“ daran, dass der Iran die Angriffe unterstütze, indem er Waffen und Geheimdienstinformationen zur Verfügung stelle.

Mehr Piratenangriffe

Laut Internationalem Schifffahrtsbüro stieg im Vorjahr die Zahl von Seepiraterie und Raubüberfällen auf Schiffe im Vorjahr auf 120. 2022 waren es 115.

„Komplexer Angriff“

Bisher vermied der Westen direkte Angriffe auf Huthi-Ziele im Jemen, um die fragile Ruhe im dortigen Bürgerkrieg nicht zu gefährden. Außerdem wollen die USA eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Terrorgruppe Hamas vermeiden.

Centcom erklärte, die Huthis hätten „einen komplexen Angriff mit Einweg-Angriffsdrohnen iranischen Designs“ gestartet und Antischiffsraketen sowie -marschflugkörper aus von den Huthis kontrollierten Gegenden im Jemen abgefeuert. Sie seien von F/A-18-Kampfflugzeugen, drei US-Zerstörern und dem britischen Zerstörer „HMS Diamond“ abgeschossen worden. Unterdessen sichert auch Frankreichs Marine durch Geleitschutz Handelsschiffe im Roten Meer.

Sicherheitsrat fordert Stopp der Huthi-Angriffe

Zugleich forderte der UNO-Sicherheitsrat von den Huthis ein sofortiges Ende der Angriffe auf einer der weltweit wichtigsten Schiffsrouten. Die Raketen- und Drohnenangriffe, deren Zahl seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas stark zugenommen hat, würden den internationalen Handel behindern, das Seerecht untergraben und Frieden und Sicherheit in der Region schaden. Die Attacken müssten „sofort“ enden, heißt es in der Resolution.