GB will Atomkraft merklich ausbauen

Großbritannien soll auch 2050 einen guten Teil seines Stroms aus Atomkraftwerken beziehen. Das sehen zumindest die Pläne der britischen Regierung vor, die sie am Mittwoch in einem Aktionsplan veröffentlichte. Darin bestätigte die Regierung die bereits 2022 unter dem damaligen Premier Boris Johnson ausgegebene Strategie zum AKW-Ausbau im Land.

So soll in den kommenden 25 Jahren eine ganze neue Flotte aus Kernreaktoren gebaut werden. Zusammen sollen die britischen AKWs dann auf eine Leistung von 24 Gigawatt kommen. Laut Regierung ist das genug, um ein Viertel des britischen Stromverbrauchs zu decken. London spricht vom „größten Ausbau der Atomenergie“ seit 70 Jahren.

Alle fünf Jahre zumindest ein – kleiner – Reaktor

Von 2030 bis 2044 sollen alle fünf Jahre ein, zwei neue Reaktoren genehmigt werden. Es handelt sich dabei in erster Linie um kleinere Reaktoren (Small Modular Reactors, SMR). Viele Länder, die auch in Zukunft an der Atomkraft festhalten wollen, setzen auf diese leistungsschwächeren Reaktoren, die sich dafür in Serie produzieren lassen sollen.

Daneben will Großbritannien weitere Großreaktoren ans Netz bringen. Neben dem in Bau befindlichen Hinkley Point C und dem geplanten Sizewell C soll ein weiterer Großreaktor verwirklicht werden, wenngleich die britische Regierung einen Zeitplan dafür offen ließ. Großbritannien hat derzeit neun betriebsfähige Atomreaktoren. Viele von ihnen nähern sich aber dem Ende ihrer Laufzeit.

Sunak: „Perfektes Gegenmittel“ gegen Energieprobleme

Laut Premierminister Rishi Sunak ist Atomkraft jedenfalls das „perfekte Gegenmittel“ für die Energieprobleme des Landes. „Sie ist grün, langfristig billiger und wird Großbritanniens Energiesicherheit sicherstellen.“ Energieministerin Claire Coutinho sagte, Großbritannien wolle bei der Energie nie wieder abhängig von „Tyrannen“ wie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sein.

Ankündigungen vs. Wirklichkeit

Allerdings macht gerade der derzeit laufende Bau von Hinkley Point C deutlich, dass Ankündigung und Wirklichkeit bisweilen weit auseinanderliegen. Seit Planungsbeginn vor über zehn Jahren verzögerte und verteuerte sich das Projekt mehrfach.

Die Kosten verdoppelten sich auf derzeit prognostizierte 32,7 Milliarden Pfund (rund 38 Mrd. Euro). Momentan wird mit einer Fertigstellung im Herbst 2028 gerechnet. Die reine Bauzeit würde damit bei über elf Jahren zu liegen kommen.

Auf Kritik stieß die Ankündigung der britischen Regierung bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace. „Alle paar Monate macht die Regierung eine grandiose öffentliche Ankündigung über die Zukunft der Atomkraft, in der Hoffnung, dass ein großer Investor dem Hype glaubt und diese Technologie des 20. Jahrhunderts finanziert, aber das funktioniert nicht“, sagte Doug Parr, der leitende Wissenschaftler von Greenpeace UK.