Inszenierung als Justizopfer: Trump mit Wutrede vor Gericht

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat erneut mit einer Wutrede einen Gerichtssaal zur Wahlkampfbühne gemacht. In seinem New Yorker Prozess wegen Vorwürfen des Finanzbetrugs griff Trump gestern die Staatsanwaltschaft vehement an und warf ihr vor, sie wolle ihn am Wiedereinzug ins Weiße Haus hindern. „Sie wollen sicherstellen, dass ich nie wieder gewinne“, sagte er mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im November.

Mit seiner Tirade setzte sich der Rechtspopulist über Ermahnungen des Richters Arthur Engoron hinweg, keine Wahlkampfrede zu halten. Als der Richter versuchte, Trump zu unterbrechen, entgegnete dieser: „Sie haben Ihre eigene Agenda, Sie können nicht mal für mehr als eine Minute zuhören.“ Engoron forderte daraufhin Trumps Anwalt auf, „seinen Klienten zu kontrollieren“.

Donald Trump vor Gericht
Reuters/Shannon Stapleton

Attacke gegen Generalstaatsanwältin

In dem Zivilprozess hatten die Abschlussplädoyers begonnen. Trump wollte das Plädoyer selber halten, was ihm jedoch von Engoron verweigert wurde – nachdem es der Ex-Präsident abgelehnt hatte, vom Richter genannte Einschränkungen zum Inhalt eines eigenen Plädoyers zu akzeptieren. Mit seiner Entscheidung wollte Engoron verhindern, dass Trump vor Gericht eine „Wahlkampfrede“ hielt. Genau dss geschah dann aber, nachdem es der Richter dem Angeklagten erlaubt hatte, zum Plädoyer seines Anwalts noch ein paar eigene Anmerkungen hinzuzufügen.

Trump lancierte daraufhin sofort eine wütende Attacke gegen die Generalstaatsanwältin des Bundesstaats New York, Letitia James, die hinter ihm im Saal saß. Er warf ihr vor, ihn zu „hassen“ und seinen Wahlerfolg verhindern zu wollen. Sich selbst bezeichnete er als zu Unrecht verfolgten, „unschuldigen Mann“. Chefermittlerin James gehört der Demokratischen Partei von Präsident Joe Biden an.

In dem New Yorker Zivilprozess werden Trump und seine Söhne Donald Junior und Eric beschuldigt, über Jahre hinweg die Vermögenswerte des Familienimmobilienimperiums künstlich aufgebläht zu haben, um bessere Konditionen für Kredite und Versicherungen zu bekommen. Trump und seinen Kindern droht in dem Verfahren eine hohe Geldstrafe, jedoch keine Haftstrafe.