Typhoon-Militärjet startet nachts
Reuters/UK MOD
USA und Großbritannien

Luftangriffe auf Huthis im Jemen

Nach einer Reihe von Angriffen auf zivile Frachtschiffe im Roten Meer haben die USA und Großbritannien in der Nacht auf Freitag Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen aus der Luft und von Kriegsschiffen aus angegriffen. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Militäraktion als „erfolgreich“. Die Huthis drohten mit Vergeltung.

Die vom Iran unterstützten schiitischen Rebellen hatten sich nach Beginn der Kämpfe im Gazastreifen auf die Seite der radikalislamischen Hamas gestellt und immer wieder Schiffe mit vermuteter Herkunft oder Destination Israel vor der Küste des Jemen angegriffen. Große Reedereien begannen die Route zu meiden – mit entsprechenden Folgen für den internationalen Seehandel.

Die Militäroperation gegen die Huthis, bei der die USA und Großbritannien Unterstützung aus Australien, Kanada, den Niederlanden und Bahrain erhielten, sei eine direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe auf die internationale Schifffahrt gewesen, teilte das Weiße Haus in Washington in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Biden erklärte, er werde nicht zögern, bei Bedarf weitere Maßnahmen zu ergreifen. Er hatte die Angriffe angeordnet.

Angriffe vom Meer und Zypern aus

Die Angriffe erfolgten offenbar in mehreren Stufen und auf zahlreiche Ziele. Internationale Medien wie der US-TV-Sender CNN und die BBC zeigten Bilder und Videos von Explosionen auf dem Boden. Das Zentralkommando der US-Armee (Centcom) und das britische Verteidigungsministerium (MoD) veröffentlichten Bildmaterial, das Kampfjets in der Nacht beim Start von einem Flugzeugträger bzw. einem Flugfeld auf Zypern und den Abschuss von Raketen von einem Kriegsschiff aus zeigte. Laut BBC wurden 60 Ziele an 16 unterschiedlichen Orten aus der Luft angegriffen, darunter auch solche in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.

Entsprechende Warnungen im Vorfeld

Eine Reaktion der USA und ihrer Verbündeten auf die Angriffe auf Handelsschiffe hatte sich zuletzt immer stärker angedeutet. So drohte etwa Großbritannien den Rebellen: „Wir müssen den Huthis klarmachen, dass das aufhören muss, und meine einfache Botschaft an sie heute ist: Macht euch auf etwas gefasst“, sagte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps dem Sender Sky News am Mittwoch.

Militärjet startet nachts von Flugzeugträger
Reuters/US Central Command via X
US-Kampfjets beim Start von einem Flugzeugträger

Der britische Premierminister Rishi Sunak hatte vor den Angriffen Donnerstagabend Medienberichten zufolge sein Kabinett kurzfristig zu telefonischen Beratungen einberufen.
"Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthis weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche.

Das kann nicht hingenommen werden", hieß es in einer von der britischen Nachrichtenagentur PA veröffentlichten Erklärung Sunaks nach den Luftangriffen im Jemen Freitagfrüh. Daher habe man mit den USA gemeinsam „begrenzte, notwendige und verhältnismäßige Maßnahmen zur Selbstverteidigung“ ergriffen.

Eine der wichtigsten Schiffsrouten

Biden sagte, es habe insgesamt bereits 27 Angriffe auf internationale Handelsschiffe gegeben, erstmals hätten die Huthi-Rebellen dabei auch eine ballistische Antischiffsrakete eingesetzt. Mehr als 2.000 Frachter und Tanker seien gezwungen worden, einen Umweg von Tausenden Kilometern zu nehmen.

Etwa zwölf Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Sueskanal in Ägypten verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um Wochen, was Fracht teurer macht.

Folgen für internationalen Seehandel

Vincent Clerc, Vorstandsvorsitzender der dänischen Unternehmensgruppe Moller-Maersk, einer der größten Reedereien weltweit, nannte gegenüber der „Financial Times“ die Folgen der Angriffe der jemenitischen Rebellen „brutal und dramatisch“ und warnte vor Folgen für die globale Wirtschaft wie steigende Preise.

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt, laut USA vor allem auch logistisch und militärisch mit Waffen, wie es am Freitag erneut hieß.

Huthis drohen mit Vergeltung

Der Anführer der jemenitischen Rebellen, Abdel Malik al-Huthi, äußerte sich am Donnerstag laut dem Fernsehsender al-Massira deutlich: „Jede amerikanische Aggression wird niemals ohne eine Antwort bleiben“, sagte er. Die Antwort auf jeden amerikanischen Angriff werde „größer“ ausfallen als der letzte Großangriff der Rebellen auf Schiffe Mitte der Woche.

Angriffe auf Huthi-Stellungen

Die USA und Großbritannien haben in der Nacht mit Hilfe weiterer Verbündeter Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen.

Nach den Angriffen in der Nacht auf Freitag wiederholten die Huthis ihre Drohungen. „Amerika und Großbritannien müssen sich darauf vorbereiten, einen hohen Preis zu zahlen und die schwerwiegenden Konsequenzen dieser Aggression zu tragen“, sagte ihr stellvertretender Außenminister Hussain Al-Issis nach Angaben offizieller Medien der jemenitischen Miliz. „Unser Land wurde einem massiven, aggressiven Angriff durch amerikanische und britische Schiffe, U-Boote und Kriegsflugzeuge ausgesetzt.“

Nachbar Saudi-Arabien „besorgt“

Saudi-Arabien zeigte sich „äußerst besorgt“ über „die Militäreinsätze in der Region des Roten Meeres und die Luftangriffe auf eine Reihe von Zielen in der Republik Jemen“. Das Außenministerium des Königreichs rief zu „Zurückhaltung“ und einer Vermeidung einer „Eskalation“ auf.

Saudi-Arabien selbst hatte 2015 einen Militäreinsatz gegen die Huthis im Jemen begonnen. Folge war ein verheerender Krieg im ärmsten Land der arabischen Halbinsel. Riad versucht derzeit, sich aus dem Konflikt herauszuziehen, und verhandelt seit Monaten mit den Huthis.

Iran protestiert, Russland geht vor UNO

Der Iran verurteilte die Angriffe. Es seien mehrere Städte im Jemen angegriffen worden, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, dem Nachrichtenportal Nournews zufolge. „Wir werten das als klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität des Jemen sowie als Verstoß gegen internationale Gesetze, Vorschriften und Rechte.“

Der Angriff erfolgte laut einer gemeinsamen Erklärung der USA und Großbritanniens im Einklang mit der UNO-Charta. Er sei eine Reaktion auf die „illegalen, gefährlichen und destabilisierenden“ Angriffe der Huthis auf Schiffe im Roten Meer und beruhe auf dem Recht der Selbstverteidigung, heißt es darin. Russland beantragte eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats, die am Nachmittag (Ortszeit) in New York stattfindet.