US-Flaggen an eine Haus in Ogden, Iowa
APA/AFP/Getty Images/Kevin Dietsch
Sprungbrett Iowa

Startschuss für den US-Vorwahlkampf

Die Republikaner und Republikanerinnen im US-Bundesstaat Iowa wählen Montag ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin für das Präsidentenamt. Klarer Favorit ist Ex-Präsident Donald Trump – mit Abstand gefolgt von Ex-Gouverneurin Nikki Haley und dem Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Trotzdem hoffen Letztere, dass Iowa für sie zum Sprungbrett wird. Die innerparteilichen Abstimmungen in Iowa sind alle vier Jahre der Auftakt eines langen Wahljahres, das erst am 5. November entschieden wird.

Die Zahl der Wähler und Wählerinnen ist es nicht, die die Bedeutung von Iowa ausmacht. In dem ländlichen Bundesstaat im Mittleren Westen leben 3,2 Millionen Menschen, und weniger als zehn Prozent von ihnen werden heute abstimmen. Es sind noch dazu weniger als sonst, nämlich nur die Republikaner. Die Demokratische Partei hat den Vorwahlkalender verändert und Iowa nach hinten bugsiert. Außerdem steht ihr Kandidat fest: Joe Biden, der amtierende Präsident.

Was für das enorme und landesweite Interesse an der Vorwahl in Iowa sorgt, die streng genommen keine Vorwahl ist, sondern eine Vielzahl von Parteiversammlungen, jede einzelne „caucus“ genannt, das ist das mediale Zauberwort „momentum“ – und die Frage, ob in Iowa ein Trend entsteht, eine Eigendynamik, die die Umfragen auf den Kopf stellt oder zementiert und relevant für den weiteren Verlauf der Wahl wird.

Iowa – Trendsetter oder Sackgasse

Barack Obama zum Beispiel hatte das „momentum“ auf seiner Seite, als er 2008 in Iowa die Favoritin Hillary Clinton schlug, die Dynamik bei den Demokraten zu seinen Gunsten veränderte und letztlich auch die Präsidentenwahl gewann. Iowa war sein Sprungbrett ins Weiße Haus.

Die vergleichs-, daten- und statistikverliebten professionellen Wahlbeobachter in den USA sind aber auch sofort mit Beispielen bei der Hand, die Iowa nach einem Sieg als politische Eintagsfliege dastehen lassen, als Strohfeuer oder Sackgasse. Der Blick auf die Geschichte zeigt, dass Siege beim „caucus“ in Iowa nur dreimal den Weg zum Präsidentenamt geebnet haben.

Aufmerksamkeit erregen, Spenden sammeln

In jedem Fall geht es für die Kandidaten und Kandidatinnen darum, Aufmerksamkeit zu erregen, die eigene Bekanntheit zu steigern, Aktivisten für den Wahlkampf zu gewinnen, dafür, von Tür zu Tür zu gehen und Wählerinnen persönlich anzusprechen, und möglichst viel Spendengeld für die Eigenwerbung im Fernsehen zu sammeln.

100 Millionen Dollar wurden laut der Agentur AdImpact bis jetzt in den drei großen Fernsehmärkten in Iowa – Des Moines, Cedar Rapids und Sioux City – für Werbespots ausgegeben. Am Ende des Jahres wird es im ganzen Land, alle Wahlen zusammengezählt, ein Vielfaches sein, wieder ein neuer US-Rekord, wie alle vier Jahre, wenn ein Präsident gewählt wird.

Donald Trump
Reuters/Cheney Orr
Donald Trump ist bei den Republikanern der klare Favorit. Er hat Iowa schon einmal gewonnen, einmal verloren.

Es dreht sich alles um Donald Trump

Ex-Präsident Trump ist bei der heutigen Vorwahl der sprichwörtliche „800-pound-gorilla“, wie in den USA oft jemand genannt wird, der alles dominiert oder zu dominieren scheint. Er liegt in allen Meinungsumfragen so weit vor Haley und DeSantis, dass es manchen uneinholbar vorkommt. Aber bei ihm kommt es bekanntlich nicht nur auf die Stimmen der republikanischen Wählerschaft an, sondern auch auf die Entwicklung in einigen Straf- und Zivilprozessen.

Wie diese ausgehen, was alles ans Licht kommen könnte, lässt sich nicht abschätzen. Und erst recht fraglich ist, wie es sich auf Wähler und Wählerinnen auswirkt – vor allem mit Blick auf die Erfolgsaussichten bei der eigentlichen Wahl im November, bei der jeder Kandidat weit mehr Unterstützung braucht als die der eingeschworenen Parteigänger.

Ron DeSantis und Nikki Haley
Reuters/Mike Segar
Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, und Nikki Haley, Ex-Gouverneurin von South Carolina

Die republikanischen Herausforderer

Zwei Personen – DeSantis und Haley – rechnen sich mittelfristig Chancen aus. Beide sind konservativ, beide haben Trump unterstützt, aber beide sind herkömmlicher und polarisieren weniger. Namentlich Haley werden Chancen bei Wechselwählern und -wählerinnen zugetraut.

Beide haben dasselbe Kalkül: den Abstand zu Trump in Iowa verringern, sich klar auf dem zweiten Platz etablieren und das dann eine Woche später bei der Vorwahl in New Hampshire wiederholen – bei nochmaliger deutlicher Verringerung des Rückstandes auf Trump.

Eine zusätzliche Überlegung von DeSantis und Haley ist es, dass der jeweils andere nach den beiden Vorwahlen aufgibt und die weiteren Wahlgänge zum Zweikampf mit Trump werden. Dieser, so das Kalkül, könnte seinerseits von Woche zu Woche in immer größeren rechtlichen Schwierigkeiten feststecken und damit weitere Wähler abschrecken.

Wahrscheinlich ist eine solche Entwicklung im Moment nicht, aber sie ist möglich, wenn sich die Dynamik verändert. Dann könnte Iowa im Rückblick das Sprungbrett gewesen sein.