Ein RAF Typhoon
AP/UK Ministry of Defence/Sgt Lee Goddard
USA und Großbritannien

60 Angriffe auf Huthis im Jemen

Die USA und Großbritannien haben in der Nacht auf Freitag laut eigenen Angaben rund 60 Ziele im Jemen aus der Luft und von Kriegsschiffen aus angegriffen. Ziel sei es gewesen, die Huthi-Rebellen dort militärisch zu schwächen, nachdem diese seit Wochen zivile Schiffe im Roten Meer angreifen. Die Huthis drohten mit Vergeltung, mehrere Länder warnten vor der Eskalation des Nahost-Konflikts.

Die vom Iran unterstützten schiitischen Rebellen hatten sich nach Beginn der Kämpfe im Gazastreifen auf die Seite der radikalislamischen Hamas gestellt und immer wieder Schiffe mit vermuteter Herkunft oder Destination Israel vor der Küste des Jemen angegriffen.

US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Militäraktion gegen die Miliz als „erfolgreich“. Die Huthis drohten mit Vergeltung. „Es gibt absolut keine Rechtfertigung für die Aggression gegen den Jemen, da es keine Bedrohung für die internationale Schifffahrt im Roten Meer und im Arabischen Meer gab“, sagte ein Sprecher der Rebellen dem TV-Sender al-Massira. Ziel seien weiter „israelische Schiffe oder solche, die die Häfen des besetzten Palästinas anlaufen“.

USA sprechen von „klarer Botschaft“

Die Militäraktion, bei der die USA und Großbritannien Unterstützung aus Australien, Kanada, den Niederlanden und Bahrain erhielten, sei eine direkte Reaktion auf die Angriffe auf die internationale Schifffahrt gewesen, teilte das Weiße Haus in Washington in einer Stellungnahme mit. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nannte die Luftangriffe eine „klare Botschaft“ an die Huthis, „dass sie einen Preis dafür zahlen werden, wenn sie ihre illegalen Angriffe nicht einstellen“.

Militärjet startet nachts von Flugzeugträger
Reuters/US Central Command via X
US-Kampfjets beim Start von einem Flugzeugträger

Angriffe vom Meer und Zypern aus

Die Angriffe erfolgten offenbar in mehreren Stufen. Internationale Medien wie der US-TV-Sender CNN und die BBC zeigten Videos von Explosionen auf dem Boden. Das Zentralkommando der US-Armee (Centcom) und das britische Verteidigungsministerium (MoD) veröffentlichten Bildmaterial, das Kampfjets in der Nacht beim Start von einem Flugzeugträger bzw. einem Flugfeld auf Zypern und den Abschuss von Raketen von einem Kriegsschiff aus zeigte. Laut BBC wurden 60 Ziele an 16 unterschiedlichen Orten aus der Luft angegriffen, darunter auch solche in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.

Der britische Premierminister Rishi Sunak hatte vor den Angriffen Donnerstagabend Medienberichten zufolge sein Kabinett kurzfristig zu telefonischen Beratungen einberufen. „Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthis weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche. Das kann nicht hingenommen werden", hieß es in einer von der britischen Nachrichtenagentur PA veröffentlichten Erklärung Sunaks. Daher habe man mit den USA gemeinsam „begrenzte, notwendige und verhältnismäßige Maßnahmen zur Selbstverteidigung“ ergriffen.

Eine der wichtigsten Schiffsrouten

Biden sagte, es habe insgesamt bereits 27 Angriffe auf internationale Handelsschiffe gegeben, erstmals hätten die Huthi-Rebellen dabei auch eine ballistische Antischiffsrakete eingesetzt. Mehr als 2.000 Frachter und Tanker seien gezwungen worden, einen Umweg von Tausenden Kilometern zu nehmen.

Etwa zwölf Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Sueskanal in Ägypten verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um Wochen, was Fracht erheblich teurer macht.

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Sie werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt, laut USA vor allem auch logistisch und militärisch, wie es am Freitag erneut hieß.

Saudi-Arabien „besorgt“

Saudi-Arabien zeigte sich „äußerst besorgt“ über „die Militäreinsätze in der Region des Roten Meeres und die Luftangriffe auf eine Reihe von Zielen in der Republik Jemen“. Das Außenministerium des Königreichs rief zu „Zurückhaltung“ und einer Vermeidung einer „Eskalation“ auf.

Angriffe auf Huthi-Stellungen

Die USA und Großbritannien haben in der Nacht mit Hilfe weiterer Verbündeter Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen.

Saudi-Arabien selbst hatte 2015 einen Militäreinsatz gegen die Huthis im Jemen begonnen. Folge war ein verheerender Krieg im ärmsten Land der arabischen Halbinsel. Riad versucht derzeit, sich aus dem Konflikt herauszuziehen, und verhandelt seit Monaten mit den Huthis.

Iran protestiert, Russland geht vor UNO

Der Iran verurteilte die Angriffe. Es seien mehrere Städte im Jemen angegriffen worden, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, dem Nachrichtenportal Nournews zufolge. „Wir werten das als klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität des Jemen sowie als Verstoß gegen internationale Gesetze, Vorschriften und Rechte.“

Der Angriff erfolgte laut einer gemeinsamen Erklärung der USA und Großbritanniens im Einklang mit der UNO-Charta. Er sei eine Reaktion auf die „illegalen, gefährlichen und destabilisierenden“ Angriffe der Huthis auf Schiffe im Roten Meer und beruhe auf dem Recht der Selbstverteidigung, heißt es darin. Russland verurteilte die Angriffe und beantragte eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats, die am Nachmittag (Ortszeit) in New York stattfindet.