Rauchschwaden nach Angriffen im Jemen
APA/AFP/Al-Masirah Tv
Nach US-Militäraktion im Jemen

Huthis kündigen weitere Angriffe an

Nach Luftangriffen auf etwa 60 Ziele im Jemen durch US- und britische Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe haben die Huthi-Rebellen dort am Freitag mit Vergeltung gedroht. Gleichzeitig kündigten sie an, ihre Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer fortzusetzen. Mehrere Länder stellten sich hinter die Angriffe auf Initiative der USA, andere warnen vor der Eskalation eines weiteren Konflikts im Nahen Osten.

„Es gibt absolut keine Rechtfertigung für die Aggression gegen den Jemen, da es keine Bedrohung für die internationale Schifffahrt im Roten Meer und im Arabischen Meer gab“, ließ ein Sprecher der Miliz über den ihr zugeordneten TV-Sender al-Massirah wissen. Ziel ihrer Angriffe blieben auch weiterhin „israelische Schiffe oder solche, die die Häfen des besetzten Palästina anlaufen“.

Zehntausende gingen unterdessen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa auf die Straße. Entsprechende Bilder zeigte al-Massirah. Wütende Demonstranten riefen: „Wir lassen uns nicht entmutigen. Lass es einen großen Weltkrieg geben!“

Militärjet startet nachts von Flugzeugträger
Reuters/US Central Command via X
US-Kampfjets beim Start von einem Flugzeugträger

Die vom Iran unterstützten schiitischen Rebellen hatten sich nach Beginn der Kämpfe im Gazastreifen auf die Seite der radikalislamischen Hamas gestellt und immer wieder Schiffe mit vermuteter Herkunft oder Destination Israel vor der Küste des Jemen angegriffen. Die Hamas und die libanesische Hisbollah verurteilten die Angriffe im Jemen als „eklatante Aggression“ und Bedrohung für die Sicherheit in der Region. „Wir machen sie (die USA und Großbritannien, Anm.) für die Auswirkungen auf die regionale Sicherheit verantwortlich.“

USA sprechen von „klarer Botschaft“

Die Militäraktion, bei der die USA und Großbritannien Unterstützung aus Australien, Kanada, den Niederlanden und Bahrain erhielten, sei eine direkte Reaktion auf die Angriffe auf die internationale Schifffahrt gewesen, hatte zuvor das Weiße Haus in Washington in einer Stellungnahme mitgeteilt.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nannte die Luftangriffe eine „klare Botschaft“ an die Huthis, „dass sie einen Preis dafür zahlen werden, wenn sie ihre illegalen Angriffe nicht einstellen“. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Militäraktion gegen die jemenitische Miliz als „erfolgreich“.

Die USA versicherten unterdessen, dass sie nicht auf einen bewaffneten Konflikt mit dem Iran zusteuern wollten. „Wir suchen nicht den Konflikt mit dem Iran“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, am Freitag dem Fernsehsender MSNBC.

Angriffe vom Meer und Zypern aus

Die Angriffe erfolgten offenbar in mehreren Stufen. Internationale Medien wie der US-TV-Sender CNN und die BBC zeigten am Freitag Videos von Explosionen auf dem Boden. Das Zentralkommando der US-Armee (Centcom) und das britische Verteidigungsministerium (MoD) veröffentlichten Bildmaterial, das US-Kampfjets in der Nacht beim Start von einem Flugzeugträger bzw. britische Eurofighter beim Abheben von einem Flugfeld auf Zypern und den Abschuss von Raketen von einem Kriegsschiff aus zeigte. Laut BBC wurden 60 Ziele an 16 unterschiedlichen Orten aus der Luft angegriffen, darunter auch solche in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.

Der britische Premierminister Rishi Sunak hatte vor den Angriffen Donnerstagabend sein Kabinett kurzfristig zu telefonischen Beratungen einberufen. „Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthis weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche. Das kann nicht hingenommen werden“, hieß es in einer von der britischen Nachrichtenagentur PA veröffentlichten Erklärung Sunaks. Daher habe man mit den USA gemeinsam „begrenzte, notwendige und verhältnismäßige Maßnahmen zur Selbstverteidigung“ ergriffen.

Eine der wichtigsten internationalen Schiffsrouten

Biden sagte, es habe insgesamt bereits 27 Angriffe auf internationale Handelsschiffe gegeben, erstmals hätten die Huthi-Rebellen dabei auch eine ballistische Antischiffsrakete eingesetzt. Mehr als 2.000 Frachter und Tanker seien gezwungen worden, einen Umweg von Tausenden Kilometern zu nehmen.

Etwa zwölf Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Sueskanal in Ägypten verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um Wochen, was Fracht erheblich teurer macht.

Huthi Kämpfer
APA/AFP/Mohammed Huwais
Die Huthis kontrollieren seit 2014 weite Teile des Jemen

Die schiitischen Huthi-Rebellen haben im Jemen in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile im Landesnorden eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa.

Saudi-Arabien „besorgt“

Saudi-Arabien zeigte sich „äußerst besorgt“ über „die Militäreinsätze in der Region des Roten Meeres und die Luftangriffe auf eine Reihe von Zielen in der Republik Jemen“. Das Außenministerium des Königreichs rief zu „Zurückhaltung“ und einer Vermeidung einer „Eskalation“ auf.

Angriffe auf Huthi-Stellungen

Die USA und Großbritannien haben in der Nacht mit Hilfe weiterer Verbündeter Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen.

Saudi-Arabien selbst hatte 2015 einen Militäreinsatz gegen die Huthis im Jemen begonnen. Folge war ein verheerender Krieg im ärmsten Land der arabischen Halbinsel. Riad versucht derzeit, sich aus dem Konflikt herauszuziehen, und verhandelt seit Monaten mit den Huthis.

Iran protestiert, Russland geht vor UNO

Der Iran verurteilte die Angriffe. Es seien mehrere Städte im Jemen angegriffen worden, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, dem Nachrichtenportal Nournews zufolge. „Wir werten das als klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität des Jemen sowie als Verstoß gegen internationale Gesetze, Vorschriften und Rechte.“

Der Angriff erfolgte laut einer gemeinsamen Erklärung der USA und Großbritanniens im Einklang mit der UNO-Charta. Er sei eine Reaktion auf die „illegalen, gefährlichen und destabilisierenden“ Angriffe der Huthis auf Schiffe im Roten Meer und beruhe auf dem Recht der Selbstverteidigung, heißt es darin.

Russland verurteilte die Angriffe und beantragte eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats, die am Nachmittag (Ortszeit) in New York stattfindet. Moskau sprach von illegitimem Vorgehen, das durch internationales Recht nicht gedeckt sei. Mehrere europäische Länder, darunter Deutschland, stellten sich hinter die Angriffe auf den Jemen, Italien soll eine Beteiligung daran abgelehnt haben, hieß es am Freitag. Die EU-Außenminister sollen am 22. Jänner über eine mögliche Beteiligung der Union an der US-Initiative zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer beraten.