US-Kampfjet beim Start von einem Flugzeugträger
Reuters/US Central Command Via X
Krieg in Nahost

Neuer US-Angriff auf Stellungen von Huthis

Dem Bombardement der USA und Verbündeter von Stellungen der Huthis im Jemen ist in der Nacht auf Samstag ein neuer gezielter Angriff der US-Streitkräfte auf die vom Iran unterstützten Rebellen gefolgt. Ziel sei eine Radaranlage gewesen, hieß es vom US-Militär. Zuvor hatte das Weiße Haus versichert, dass die USA „nicht den Konflikt mit dem Iran“ und auch „nicht die Eskalation“ suchen.

Der Fernsehsender der Huthis berichtete von „einer Reihe“ von Angriffen auf die jemenitische Hauptstadt Sanaa. Nach Angaben der Huthis gab es keine Verletzten. Das US-Militärkommando Central Command teilte mit, dass es sich um eine „Anschlussaktion auf ein spezifisches militärisches Ziel, das mit den Angriffen vom 12. Jänner in Verbindung steht“, gehandelt habe. Das solle die Huthi-Bewegung daran hindern, Seeschiffe – darunter auch Handelsschiffe im Roten Meer – anzugreifen.

Die Huthi-Rebellen sehen ihre Schlagkraft durch die US-Angriffe allerdings nicht beeinträchtigt. Sie könnten weiter Schiffe mit Verbindungen zu Israel an der Passage durch das Rote Meer hindern, hieß es am Samstag gegenüber Reuters.

Russland verurteilt US-Militärschlag

Schon der Nacht auf Freitag hatten die USA und Verbündete knapp 30 militärische Standorte der schiitischen Huthis angegriffen, hieß es aus dem Pentagon. Die Auswertung sei noch nicht abgeschlossen. Er wisse aber, dass die Fähigkeiten der Rebellen für weitere Angriffe geschwächt worden seien, sagte US-Generalleutnant Douglas Sims.

Im UNO-Sicherheitsrat verurteilte Russland in der Nacht auf Samstag diesen Militärschlag auf Huthi-Stellungen. Die USA und ihre Verbündeten trügen „persönlich“ dazu bei, dass sich der Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas auf die gesamte Region ausbreite, sagte der russische Vertreter Wassili Nebensja laut der russischen Nachrichtenagentur TASS. Auch der Iran verurteilte die Angriffe scharf.

Die britische UNO-Botschafterin Barbara Woodward meinte, dass die Streitkräfte ihres Landes „begrenzte, notwendige und angemessene Schritte der Selbstverteidigung“ unternommen haben. Kein Schiff im Roten Meer sei sicher, ergänzte die US-Botschafterin bei der UNO, Linda Thomas-Greenfield.

Der UNO-Jemen-Beauftragte Hans Grundberg forderte alle Beteiligten im Konflikt zur Deeskalation auf. Diplomatische Kanäle sollten Vorrang vor Militäroperationen haben. Mit großer Besorgnis nehme Grundberg die zunehmend prekäre regionale Lage und deren negative Auswirkungen auf die Friedensbemühungen im Jemen sowie die Stabilität und Sicherheit in der Region zur Kenntnis.

Weitere US-Sanktionen

US-Präsident Joe Biden hatte bereits am Freitag weitere Angriffe gegen die Huthis angekündigt, falls diese ihre Attacken gegen Schiffe im Roten Meer nicht einstellen. Zudem verhängte die US-Regierung weitere Sanktionen.

Wie das US-Finanzministerium mitteilte, richten sich die Maßnahmen gegen vier Handelsschiffe und zwei in Hongkong und den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Unternehmen, denen die USA vorwerfen, die Huthis mit Geld aus dem Verkauf und Versand iranischer Waren zu versorgen.

Huthis drohen mit Vergeltung

Bereits nach den ersten Angriffen der USA und Verbündeter drohten die Huthi-Rebellen mit Vergeltung und weiteren Angriffen auf mit Israel in Verbindung stehende Handelsschiffe im Roten Meer. Den Angaben Washingtons zufolge feuerten sie bereits eine Antischiffsrakete ab. Ein Vertreter der Huthis kündigte auch nach dem neuerlichen US-Angriff gegenüber al-Jazeera eine „starke und effektive Antwort“ an.

Die Huthis greifen das gut 2.000 Kilometer entfernte Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an. Sie sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten „Achse des Widerstands“, die vom Iran unterstützt wird. Dazu zählen auch die Hamas und die Hisbollah im Libanon.

Die EU-Außenminister wollen am 22. Jänner über eine mögliche militärische Beteiligung an der US-Initiative zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer beraten. Von Diplomaten und Diplomatinnen ausgearbeitete erste Vorschläge sehen etwa die Entsendung von Kriegsschiffen und luftgestützten Frühwarnsystemen in das Konfliktgebiet vor. Österreich habe sich bereits im Dezember für eine mögliche EU-Unterstützung zum Schutz von Handelsschiffen durch das Rote Meer ausgesprochen, hieß es aus dem Außenministerium.

Wirtschaftliche Konsequenzen

Große Reedereien meiden die wichtige Handelsroute im Roten Meer zunehmend. Die Schiffe müssen einen Umweg nehmen, der die Preise nach oben treibe, stellte der Chef des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Gabriel Felbermayr, in der ZIB1 am Freitagabend fest. Um etwa fünf Prozent teurer werden könnten Gewand und Schuhe. Offen sei jedoch, wie stark höhere Transportkosten tatsächlich an die Endkundinnen und -kunden weitergegeben werden.

Fracht durch Umwege teurer

Das Rote Meer in Richtung Sueskanal ist eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt. Mittlerweile meiden Reedereien aber zunehmend die Strecke und schicken ihre Schiffe rund um den afrikanischen Kontinent. Das verlängert den Transport und macht die Fracht teurer.

Unter Berufung auf Angaben des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) berichtete die „Welt am Sonntag“, dass der volkswirtschaftliche Schaden durch die anhaltenden Angriffe der Huthis aufgrund der notwendigen Umwege und steigender Energiekosten und Störungen in den Lieferketten 360 Mio. Euro pro Stunde betrage. Einige Autobauer, darunter Volvo und Tesla, müssen aufgrund der Lücken in der Lieferkette bereits ihre Produktion aussetzen.