Bericht: Israel erwägt Gaza-Militäreinsatz an Ägyptens Grenze

Israel erwägt nach einem Bericht der US-Zeitung „Wall Street Journal“ („WSJ“) einen Armeeeinsatz unmittelbar an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten. „Israelische Offizielle haben Ägypten informiert, dass sie eine Militäroperation entlang der Gaza-Seite der Grenze planen“, schrieb das Blatt gestern unter Berufung auf namentlich nicht genannte israelische und ägyptische Quellen.

Wenige Wochen nach dem Angriff der Hamas auf den Süden Israels mit 1.200 Toten am 7. Oktober sind israelische Bodentruppen tief in den Gazastreifen eingerückt, um die militärische Infrastruktur der Hamas zu zerschlagen. Das südliche Ende des Küstengebiets, das mit der geteilten Stadt Rafah und dem gleichnamigen Grenzübergang an Ägypten grenzt, ist aber bisher außer Reichweite israelischer Bodentruppen.

Israel vermutet Tunnel

Den Grenzübergang Rafah kontrollieren ägyptische und palästinensische Beamte, wobei Letztere unter der Kontrolle der Hamas stehen. Der israelischen Führung ist das ein Dorn im Auge, sie vermutet, dass Tunnel, die unter der Grenze zwischen Ägypten und Gaza verlaufen, nach wie vor dem Schmuggel von Gütern und Waffen für die Hamas dienen.

Ein israelischer Militäreinsatz, wie er derzeit erwogen werde, „würde wahrscheinlich bedeuten, dass palästinensische Beamte von dem strategisch wichtigen Grenzübergang entfernt würden“, schrieb das „WSJ“ weiter. Israelische Streitkräfte würden demnach einen Landstreifen von etwa zwölf Kilometer Länge besetzen, der vom Dreiländereck zwischen Israel, Gaza und Ägypten bis zur Mittelmeer-Küste reicht.

Der Plan sei von der israelischen Regierung noch nicht abgesegnet worden, heißt es in dem Bericht. Er gilt als äußerst heikel, weil sich in Rafah und Umgebung Hunderttausende palästinensische Zivilpersonen aufhalten, die auf Anordnung des israelischen Militärs ihre Wohngebiete im mittleren und nördlichen Gazastreifen verlassen mussten. Außerdem habe Kairo starke Vorbehalte gegenüber dem Vorhaben.