Luftaufnahme vom Inselstaat Nauru im pazifischen Ozean
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„Im besten Interesse“

Inselstaat Nauru wendet sich China zu

Nach der Wahl in Taiwan am Samstag gibt es eine erste politische Wende: Nauru wird die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abbrechen und China anerkennen. Es sei „im besten Interesse“ des Landes, wie die Regierung des kleinen pazifischen Inselstaates am Montag mitteilte. Damit ist Nauru der erste diplomatische Verbündete, der nach der Präsidentschaftswahl zu Peking wechselt. Unterdessen vertieft mit den Malediven auch ein weiterer Inselstaat seine Beziehungen zum kommunistischen Regime.

Die Entscheidung bedeute, dass die Republik Nauru Taiwan nicht mehr als eigenständiges Land anerkenne und dass sie die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan mit dem heutigen Tag abbreche, hieß es in einer Erklärung vom Montag.

Die Reaktion aus der taiwanischen Hauptstadt Taipeh folgte prompt: Taiwan werde umgehend seine Zusammenarbeit stoppen, sagte der taiwanische Vizeaußenminister Tien Chung-kwang. „Wir verlangen, dass Nauru sofort seine Botschaft in Taiwan schließt.“

Nauru, das etwa 5.600 Kilometer südöstlich von Taiwan liegt, gehört zu den kleinsten Ländern der Welt. Die winzige Republik hat nur rund 12.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Nauru galt in den 1970er Jahren dank großer Vorkommen an Phosphat als extrem reich. Jedoch waren die Reserven in den 1990er Jahren erschöpft, und das Land geriet in eine tiefe Krise. Heute gehört es zu den ärmsten Ländern der Welt.

Karge Landschaft nach Phosphatabbau im Landesinneren von Nauru
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Der Phosphatabbau hinterließ im Landesinneren tiefe Spuren

China begrüßt Entscheidung

Chinas Regierung begrüßte Naurus Umdenken. Die Entscheidung zeige, „dass das Ein-China-Prinzip dem Willen des Volkes und dem Trend der Zeit entspricht“, hieß es aus dem Außenministerium in Peking. Die Volksrepublik erachtet Taiwan als Teil ihres Territoriums und lehnt internationale Beziehungen anderer Staaten zu der Insel ab. China will Taiwan schon lange unter seine Kontrolle bringen – notfalls mit Gewalt.

Chinesisches Kriegsschiff
Reuters/Thomas Peter
Im Südchinesischen Meer vor Taiwan demonstriert China immer wieder seine militärische Macht

Taiwan von zwölf Staaten anerkannt

Zuletzt hatte im März 2023 Honduras seine Beziehungen zu Taiwan abgebrochen – vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Während Taiwan damit einen wichtigen Verbündeten verlor, erlaubte China eine engere Zusammenarbeit mit dem mittelamerikanischen Land.

International als Staat anerkannt wird Taiwan jetzt nur noch von zwölf Ländern: den lateinamerikanischen und karibischen Staaten Belize, Guatemala, Paraguay, Haiti, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, den Pazifikstaaten Marshallinseln, Palau und Tuvalu, von Eswatini im südlichen Afrika sowie vom Vatikan.

Karte zeigt Taiwans diplomatische Verbündete
Grafik: APA/ORF; Quelle: APA

Malediven nehmen Kurs auf China

Auch beim tropischen Inselparadies Malediven stehen die Zeichen auf Kurs Richtung China. Das Land pflegt traditionell gute Kontakte zum großen Partner Indien, doch seit der Wahl Mohamed Muizzus zum maledivischen Präsidenten versucht dieser, sich mit einem prochinesischen Kurs zunehmend dem kommunistischen Regime anzunähern.

Seitdem überschlugen sich die Ereignisse auf diplomatischer Ebene. Am Montag erst forderten die Malediven Indien auf, ihre Militärpräsenz auf dem Archipel zu beenden. Bis zum 15. März müssten Dutzende Militärangehörige abgezogen sein, ließ Muizzu mitteilen.

„Indien raus“-Kampagne

Die Malediven pflegten traditionell enge Kontakte zu ihrem großen Nachbarn Indien, der für den Inselstaat viele lebensnotwendige Güter wie Reis, Gemüse und Medizin sowie humanitäre Unterstützung liefert. Die Abhängigkeit von Indien und Behauptungen, Neu-Delhi mische sich in die Innenpolitik der Malediven ein, lösten innerhalb des Landes allerdings Bedenken aus.

Der im November neu gewählte Präsident Muizzu prägte den Wahlkampf mit einer „Indien raus“-Kampagne – im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern, die vermehrt einen proindischen Kurs pflegten. Pikant ist dabei auch, dass der erste offizielle Staatsbesuch den maledivischen Präsidenten traditionell immer nach Indien geführt hatte. Muizzu hingegen traf bei seiner ersten Auslandsreise auf seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping in Peking.

Wetteifern Indien – China

Indien und China wetteifern angesichts der strategischen Lage der Malediven südwestlich von Indiens Südspitze um den Einfluss in der Inselgruppe. Die Inseln liegen an einer der verkehrsreichsten Seehandelsstraßen im Indischen Ozean, über die fast 80 Prozent der Öleinfuhren Chinas laufen. Für Indien wäre jede potenzielle chinesische Militärpräsenz auf den Malediven eine Bedrohung in seinem eigenen regionalen Hinterhof.

Zuletzt hatte auch Tourismuswerbung des indischen Premierminister Narendra Modi für die eigene Inselgruppe Lakshadweep nahe den Malediven zu Streit in sozialen Netzwerken gesorgt. Auf Bildern inszenierte sich Modi mit Taucheranzug, Taucherbrille und Schnorchel.

Auf den stark vom Tourismus abhängigen Malediven führte das unter anderem zu despektierlichen Aussagen von drei Vizeministern, die daraufhin beurlaubt wurden. In Indien warben Bollywood-Stars, bekannte Kricketspieler, Politiker und eine Reiseplattform für die indischen Inseln und riefen zum Boykott der Malediven auf.