Signa-Logo auf einem Bauzaun
IMAGO/Michael Gstettenbauer
Signa Prime und Development

Insolvenzverfahren vorerst auf Schiene

Für die beiden Signa-Schwergewichte Prime und Development dürfte die Zukunft – zumindest für den Moment – gesichert sein. Laut den jeweiligen Insolvenzverwaltern sind die Kosten für die Fortführung des Betriebs jeweils gedeckt. Die Eigenverwaltung bleibt dementsprechend auch bei beiden Sanierungsverfahren aufrecht. Signa-Prime-Sanierungsverwalter Nobert Abel verwies am Montag im Rahmen der Gläubigerversammlung auf den Grundsatz „Unternehmenssanierung statt Zerschlagung“ – ob es dabei bleibt, muss sich noch weisen.

„Der weiteren Unternehmensfortführung der Signa Prime Selection AG sowie dem Abschluss eines Sanierungsplanes stehen nach derzeitigem Kenntnisstand keine unüberwindlichen Hindernisse entgegen“, wie Abel per Aussendung mitteilte. Die laufende Finanzierung des operativen Betriebs sei gesichert, wie es in der Aussendung mit Verweis auf einen von der Signa Prime vorgelegten Finanzplan weiter heißt.

Die finanziellen Mittel könnten jedenfalls durch die Verwertung des Immobilienportfolios erwirtschaftet werden, hieß es. Kurz- bis mittelfristig benötigt das Unternehmen nach Angaben des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV1870) allerdings eine Kapitalspritze von rund 300 bis 500 Millionen Euro. Unklar ist Reuters-Angaben zufolge derzeit noch, ob von Signa-Investoren eine Kapitalspritze kommt.

Eigenverwaltung bleibt

Die ersten Gläubigerversammlungen der insolventen Signa-Gesellschaften Prime und Development am Handelsgericht Wien sind am Montag zu Ende gegangen. Die Eigenverwaltung im Insolvenzverfahren bleibt, die Finanzierung dürfte zumindest für das Erste sichergestellt sein. Unklar ist aber weiterhin, wie viel Geld konkret gebraucht wird.

Verweis auf komplexe Firmenstruktur

Zur Signa Development hieß es von der Insolvenzverwalterin Andrea Fruhstorfer am Montag: „Die Schuldnerin verfügt derzeit über ausreichend liquide Mittel, um die Kosten des laufenden Fortbetriebes zu decken, was die vorläufige Fortführung des Unternehmens bis zum Ende des Sanierungsverfahrens sichert.“

Fruhstorfer sprach in der Aussendung von einer „offenen und konstruktiven Gesprächsbasis“ mit dem Signa-Vorstandsteam um Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und seinem Beraterteam. In den letzten Wochen habe man sich einen Überblick über die komplexen Firmenstrukturen bei Signa verschafft.

Nun liege der Fokus vor allem auf der Stabilisierung des Unternehmens, so die Insolvenzverwalterin der Signa Development. Auch rund um die Signa Prime verwiesen der Insolvenzverwalter Abel sowie die Gläubigerschützer auf die gute und transparente Zusammenarbeit mit dem Signa-Management.

Nicht auszuschließen sei jedoch, dass es noch zu weiteren Insolvenzen einzelner Immobilienprojektgesellschaften oder Servicegesellschaften aus dem Signa-Reich kommen könnte, sagten sowohl Abel als auch Fruhstorfer in ihren jeweiligen Aussendungen. Das könnte notwendig werden, um die Signa-Gruppe zu restrukturieren oder den Fortbestand der Gruppe zu sichern. Der Abel-Aussendung zufolge habe das „jedoch keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Fortbestand der Signa Prime Selection AG“.

Gusenbauer: Nicht D-Day

Neben den Gläubigerversammlungen für Signa Prime und Signa Development sorgte am Montag auch die von Signa-Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg für diesen Tag gesetzte Frist für eine 350 Mio. Euro schwere Kapitalspritze für zusätzliche Spannung. Ein Sprecher des Prime-Insolvenzverwalters verwies diesbezüglich auf das Signa-Management. Von der Signa gab es auf APA-Anfrage vorerst noch keine Auskunft dazu.

Grossnigg hatte von Bestandsinvestoren bis 15. Jänner rund 350 Millionen Euro eingefordert. Bis Mittwoch signalisierte nur Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner öffentlich, möglicherweise eine Geldspritze zu unterstützen.

Laut Signa-Aufsichtsratschef und Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer muss der Kapitalzuschuss aber nicht heute fixiert werden. „Die Fristen enden nicht am Montag, am Montag findet die erste Tagsatzung statt, am Montag ist nicht der D-Day“, sagte Gusenbauer am Samstag im Ö1-Journal zu Gast. Man mache „alles“, um Grossnigg „dabei zu unterstützen, das erforderliche Kapital aufzustellen“.

KSV1870: Entzug von Eigenverwaltung weiterhin möglich

„Seit der Eröffnung des Sanierungsverfahrens laufen intensive Verhandlungen um die Bereitstellung einer Überbrückungsfinanzierung, damit die fortführungswürdigen Projekt- und Holdinggesellschaften zahlungsfähig bleiben“, teilte dazu der KSV1870 mit. Die Eigenverwaltung des Sanierungsverfahrens blieb jedenfalls aufrecht, so die Kreditschützer. Zudem wurde für die Signa Prime als auch für die Signa Development jeweils ein Gläubigerausschuss eingerichtet.

Ein solcher Ausschuss sei wichtig, um das Sanierungsverfahren transparent abwickeln zu können, vor allem, weil das Unternehmen in Eigenverwaltung saniert werden soll. Ein Entzug der Eigenverwaltung sei aber weiterhin in jedem Stadium des Insolvenzverfahrens möglich, sagte Karl-Heinz Götze vom KSV1870.

Im Hinblick auf das Sanierungsverfahren bei Signa Prime ist Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer optimistisch. „Stand heute ist eine Sanierung weiter auf Schiene und plausibel.“ Auch mit der angestrebten Kapitalspritze für die Signa Prime könnte es demnächst konkreter werden. „Da laufen weiterhin Gespräche, man rechnet alsbald mit einer Lösung“, wie Weinhofer dazu mitteilte.

Haselsteiner: Noch alles in Schwebe

Auf APA-Anfrage ließ Signa-Investor und STRABAG-Mitgründer Haselsteiner am Freitag wissen, dass nach wie vor alles noch in der Schwebe sei und es noch keine Entscheidungen bezüglich eines Zuschusses gebe. „Ich kann mir vorstellen, Genussrechte der Signa Prime zu zeichnen, damit Geld reinkommt und die Sanierung in Eigenverwaltung werterhaltend umgesetzt werden kann“, sagte Haselsteiner zuletzt dem deutschen „Handelsblatt“.

Zu den Signa-Prime-Großaktionären gehören neben der Signa Holding Stiftungen rund um Rene Benko, der deutsche Logistikermilliardär Klaus-Michael Kühne, die deutsche Fondsgesellschaft Union Investment Institutional, die französische Milliardärsfamilie Peugeot und die deutsche RAG-Steinkohlebergbau-Stiftung. Weitere private und institutionelle Investoren halten Anteile von jeweils unter vier Prozent an der Signa Prime. Haselsteiner ist neben der Signa Holding auch bei Signa Development investiert.

Milliardenschweres Immoportfolio

Bei der Signa Prime Selection AG handelt es sich um die größte operative Tochter im Firmengeflecht des Tiroler Immobilieninvestors Benko. In der Signa Prime hat Benko die Signa-Anteile an bekannten Immobilien wie dem Wiener Goldenen Quartier, dem geplanten Kaufhaus Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße, dem Berliner KaDeWe und dem seit Wochen stillstehenden Hamburger Elbtower-Projekt gebündelt.

Signa Prime baut und vermietet Immobilien. Für das Einzelhandelsgeschäft der Kaufhäuser sind andere Gesellschaften zuständig. Vor der Insolvenz bezifferte man den Bruttovermögenswert (Gross Asset Value) der Signa-Prime-Immobilien mit 20,4 Milliarden Euro.

Nur einen Tag nach der Signa Prime folgte Ende Dezember auch ein Insolvenzverfahren für die Signa Development. Laut Creditforum lag der Gross Asset Value hier per Ende 2022 bei rund 2,8 Mrd. Euro. Zu den Highlights zählen laut Creditreform Immobilien wie das Vienna Twentytwo, der Donaumarina Tower, das Andaz Vienna am Belvedere, das Berliner Bremsenwerk und die Flüggerhöfe in Hamburg. Insgesamt umfasse das Immobilienportfolio 39 Projekte.