Russland: Über 200 ukrainische Kriegsgefangene verurteilt

Russland hat nach eigenen Angaben mehr als 200 ukrainische Kriegsgefangene verurteilt, einige von ihnen zu lebenslangen Haftstrafen. Russland kündigte an, dass Moskau weiterhin ukrainische Militärs strafrechtlich verfolgen werde, auch „hochrangige Offiziere“.

„Mehr als 200 ukrainische Militärangehörige wurden wegen Mordes an Zivilisten und Misshandlung von Kriegsgefangenen zu langen Haftstrafen verurteilt“, sagte Alexander Bastrykin, Chef des russischen Ermittlungskomitees, gestern in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Kiew und internationale Menschenrechtsorganisationen verurteilten die Verfahren als illegal. Am 3. Jänner hatten Russland und die Ukraine Hunderte Kriegsgefangene ausgetauscht. Es handelte sich um den ersten Gefangenenaustausch seit Monaten.

Vermutlich Tausende in Kriegsgefangenschaft

Fast zwei Jahre nach Beginn der russischen Militäroffensive befindet sich eine unbekannte Anzahl ukrainischer Soldaten in russischer Kriegsgefangenschaft – vermutlich sind es Tausende. Viele wurden während der Belagerung der Hafenstadt Mariupol gefangen genommen.

Viele der ukrainischen Kriegsgefangenen werden im Osten der Ukraine gefangen gehalten, während andere nach Russland gebracht wurden. Ob die Gefangenen im besetzten Osten der Ukraine oder in Russland verurteilt wurden, sagte Bastrykin nicht. Russischen Medienberichten zufolge wurden 242 Soldaten im besetzten Teil der Ukraine verurteilt.

Russland nutzt die Gerichtsverfahren, um Kritiker mundtot zu machen. Tausende Menschen werden wegen Kritik an den Kämpfen in der Ukraine verurteilt. Oppositionspolitiker Ilja Jaschin wurde wegen der Verbreitung von Falschnachrichten bereits zu acht Jahren Haft verurteilt, die Künstlerin Alexandra „Sascha“ Skotschilenko zu sieben Jahren.