“Succession"-Cast
Reuters/Mario Anzuoni
Opulente Mediensatire

„Succession“ räumt bei Emmys ab

Die Mediensatire „Succession“ ist der große Gewinner der 75. Verleihung der US-Fernsehpreise, der Emmys, am Montag in Los Angeles. Auch die Restaurantserie „The Bear – King of the Kitchen“ und die Gesellschaftssatire „Beef“ holten wichtige Preise. Standing Ovations erntete die Schaupielerin Christina Applegate mit einem Überraschungsauftritt.

Die opulente HBO-Produktion „Succession“ über eine mächtige und zerstrittene Medienfamilie setzte sich in der Königskategorie gegen sieben Konkurrenten durch und gewann zum dritten Mal den Preis für die beste Dramaserie. „Succession“-Schauspieler Kieran Culkin, der jüngere Bruder von Macaulay Culkin, gewann den Preis für den besten Hauptdarsteller einer Dramaserie.

Beste Hauptdarstellerin in dieser Kategorie wurde Sarah Snook, ebenfalls von „Succession“. Die Serie holte zudem die Preise für das beste Drehbuch und die beste Regie in ihrer Kategorie. „Succession“ endete heuer nach vier Staffeln.

Sarah Snook
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Sarah Snook gewann einen Emmy für ihre Verkörperung der Shiv Roy in „Succession“

Auch „The Bear“ und „Beef“ ausgezeichnet

„The Bear – King of the Kitchen“ über ein dysfunktionales Restaurant in Chicago gewann den Preis als beste Comedyserie des Jahres zusätzlich zu fünf Auszeichnungen in Comedy-Kategorien. Jeremy Allen White wurde für seine Darstellung des erfolgreichen Chefkochs, der nach dem Tod seines Bruders ein Sandwich-Schnellrestaurant übernimmt, als bester Hauptdarsteller einer Comedyserie geehrt.

Ebon Mass-Bachrach als Familienfreund „Cousin Richie“ gewann als bester Nebendarsteller, Ayo Edebiri wurde zur besten Nebendarstellerin gekürt. Christopher Storer gewann Preise für die beste Regie und das beste Drehbuch. Beste Hauptdarstellerin einer Comedy wurde Quinta Brunson aus der Schulserie „Abbott Elementary“ – in dieser Kategorie war niemand aus „The Bear“ nominiert.

„The Bear“-Cast
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In den Comedy-Kategorien legte „The Bear“ einen eindrucksvollen Siegeszug hin

Die Gesellschaftssatire „Beef“ gewann in fünf Kategorien, darunter den Preis in „Beste Miniserie, Anthologie und Fernsehfilm“. Prämiert wurden in Los Angeles auch die beiden Hauptdarsteller Steven Yeun und Ali Wong sowie Lee Sung Jin für die beste Regie und das beste Drehbuch einer Miniserie. „Beef“ erzählt in zehn Folgen die Geschichte von zwei Fremden, die nach einem Autounfall in immer aggressivere Streitereien verfallen.

Standing Ovations für Applegate

Für Emotionen beim Publikum sorgte die an Multipler Sklerose erkrankte Applegate, die auf einen Stock gestützt und mit Hilfe von Show-Host Anthony Anderson die Bühne betrat, um Edebiri den Preis zu überreichen. Sichtlich überwältigt von den anhaltenden Ovationen, die sie erhielt, spickte sie ihre Rede mit Selbstironie.

Christina Applegate und Anthony Anderson
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Christina Applegate erntete Standing Ovations

„Wenn Sie aufstehen, beschämen Sie meine Behinderung völlig“, sagte Applegate, „das ist gut.“ Immer wieder bat sie ihre prominenten Kollegen im Saal, ihr nicht für alles zu applaudieren. Applegate war für ihre Rolle in „Dead to Me“ für einen Emmy nominiert. „Es war eine Ehre, lustige, fehlerhafte und komplexe Charaktere zu spielen wie die Frauen, die für eine Nebendarstellerin in einer Comedy-Serie nominiert wurden“, sagte sie.

Die 75. Ausgabe war von nostalgischen Rückblicken auf beliebte Fernsehsendungen der Vergangenheit geprägt. Stars aus Ensembles von Serien wie „Cheers“, „Sopranos“ und „Ally McBeal“ erinnerten in Kulissennachbauten an ihre Serien. Sänger Charlie Puth spielte eine sentimentale Klavierversion der „Friends“-Titelmelodie „I"ll Be There for You“, während unter großem Applaus eine „In memoriam“-Montage mit einem Bild des Ende Oktober verstorbenen Hauptdarstellers Matthew Perry endete.

Elton John nun „EGOT“-Preisträger

Der Musiker Elton John gewann den Emmy für sein Konzert „Elton John Live: Farewell From Dodger Stadium“ als bestes Unterhaltungsspecial des Jahres. Damit ist der 76-jährige Brite der 19. „EGOT“-Preisträger, eine Abkürzung für die vier wichtigsten Entertainment-Auszeichnungen der Welt: Emmy, Grammy, Oscar und Tony. John gewann im Laufe seiner Karriere fünf Grammys der Schallplattenindustrie, einen Tony Award der New Yorker Broadway-Theater für die Musik des Musicals „Aida“ sowie zwei Oscars für Filmsongs aus „Der König der Löwen“ und „Rocketman“.

„The Last of Us“ hatte 20 Nominierungen

Die Emmys sind de facto die Oscars des Fernsehens. Es werden Preise getrennt nach Drama-, Comedy- und Miniserien vergeben, darüber hinaus werden Unterhaltungssendungen ausgezeichnet. Insgesamt gibt es bei den wichtigsten Fernsehpreisen der Welt rund 120 Kategorien.

„Succession“ war für die vierte und letzte Staffel der Serie mit 27 Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen. Ebenfalls mehr als 20 Nominierungen hatten die HBO-Videospieladaption „The Last of Us“, die ebenfalls von HBO produzierte Gesellschaftssatire „The White Lotus“ und die Komödienserie „Ted Lasso“ von Apple TV+ vorzuweisen.

Verspätete Preisvergabe

Die Emmys finden üblicherweise im September statt. Wegen des Autoren- und Schauspielerstreiks in Hollywood wurde die Veranstaltung aber um vier Monate verschoben. Nun wanderten die heißbegehrten Trophäen endlich in die Hände einiger Seriendarstellerinnen und Seriendarsteller.