Der ehemalige US-Präsident Donald Trump
AP/Andrew Harnik
„Zusammenkommen“

Trump schlägt nach Iowa-Sieg neue Töne an

Donald Trump ist seiner Favoritenrolle im Rennen um das Weiße Haus in der Nacht auf Dienstag gerecht geworden. Bei der Vorwahl der Republikaner im US-Bundesstaat Iowa ließ er seine Konkurrenz mit absoluter Mehrheit hinter sich. Recht untypisch sparte der Ex-Präsident bei seiner Rede mit Kritik. Vielmehr versuchte er, alle mit ins Boot zu holen.

Es sei an der Zeit, dass US-Amerikaner und -Amerikanerinnen aller politischen Richtungen „zusammenkommen“. Trump nannte explizit Demokraten und Republikaner. Man müsse das „Land einen“, bald werde man „zusammenkommen“, sagte der Republikaner nach seinem Sieg im Iowa Events Center. Zusammen könne man die „Welt in Ordnung bringen und die Probleme, den Tod und die Zerstörung beseitigen, deren Zeuge wir sind“.

Auch im weiteren Verlauf enthielt die Rede eine für Trump untypisch vereinigende Botschaft. So beglückwünschte er seine Herausforderer zu ihrer Leistung. Die frühere UNO-Botschafterin Nikki Haley und der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hätten sich „wirklich sehr gut geschlagen“. Der Ex-Präsident betonte „die gute Zeit, die Ron, Nikki und wir alle zusammen haben“.

Auch Vivek Ramaswamy war Zielscheibe der Umklammerung Trumps. „Vivek hat einen verdammt guten Job gemacht“, sagte der frühere Präsident. Ramaswamy lag hinter Trump, DeSantis und Haley mit fast acht Prozent auf Platz vier. Das Lob markierte eine scharfe Abkehr von den monatelangen Angriffen auf Haley und DeSantis sowie von den jüngsten Ausfällen gegen Ramaswamy. „Sie sind sehr gescheite und fähige Menschen“, sagte Trump.

„Trump gegen jemanden“ liegt in weiter Ferne

Nach Auswertung der Stimmen kam Trump auf über 51 Prozent. DeSantis bekam rund 21 Prozent, Haley rangierte mit 19 Prozent auf Platz drei. Wegen Trumps klarer Favoritenrolle lag das Augenmerk auf dem Rennen um Platz zwei. DeSantis konnte dabei seine Position als schärfster Widersacher Trumps knapp behaupten. Der dritte Platz ist für Haley ein Dämpfer und schmälert ihre Chance, bei der ersten offenen Vorwahl in New Hampshire einen Überraschungssieg gegen Trump zu landen. Laut Umfragen ist ein solcher möglich.

Die republikanische Präsidentschaftskandidatin Nikki Haley
Reuters/Jeenah Moon
Haley erreichte ihren gewünschten zweiten Platz nicht

Laut CNN ist Trumps Führungsposition einzementiert. Denn weder DeSantis noch Haley konnten sich absetzen. Die Republikaner würden auf ein Duell „Trump gegen jemanden“ warten. Aber nach der Vorwahl in Iowa hat sich dieser „jemand“ noch nicht herauskristallisiert. „Wir haben unser Ticket aus Iowa gelöst“, versuchte DeSantis seine Anhänger und Anhängerinnen zu beruhigen. Auch Haley zeigte sich optimistisch: „Iowa hat die republikanischen Vorwahlen zu einem Zweipersonenrennen gemacht hat.“

Im Gegensatz dazu warf Ramaswamy nach der Vorwahl das Handtuch. „Wir haben heute Abend nicht die Überraschung geschafft, die wir erreichen wollten“, sagte er und empfahl seinen Anhängern und Anhängerinnen, ihre Stimme stattdessen Trump zu geben. Das war allerdings zu erwarten, hatte sich Ramaswamy doch als eine Art Trump 2.0 stilisiert und keinen Hehl daraus gemacht, seine Stimme dem Ex-Präsidenten zu geben, würde er ausscheiden. Auch Trump zeigte teils durchaus Sympathien für Ramaswamy. Doch zuletzt hatte er seine Gangart verschärft und seinen Konkurrenten einen „Betrüger“ genannt.

Spekulationen über Ramaswamys künftige Rolle

Nach seinem Rückzug wird Ramaswamy als möglicher Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten gehandelt. Das insbesondere deshalb, weil er wie Trump eine „America first“-Agenda vorantreiben möchte, wie die „New York Times“ schreibt. Wie der Ex-Präsident machte sich Ramaswamy über DeSantis und Haley im Wahlkampf lustig. Er nannte die Republikanische Partei sogar eine „Partei der Verlierer“. Auch Trump hatte so seine Probleme mit der Partei, für die er schon einmal ins Weiße Haus eingezogen ist.

Der republikanische Präsidentschaftskandidt Vivek Ramaswamy
Reuters/Sergio Flores
Ramaswamy gilt als Trump-Unterstützer, er könnte auch ein Kandidat für das Vizepräsidentenamt sein

Ramaswamy zeigte sich offen für eine Kandidatur als Vizepräsident. „Ich bin nicht jemand, der in der Lage ist, die Überzeugungen anderer zu vertreten, sondern nur meine eigenen“, sagte er. „Wenn es also eine Rolle gibt, die ich im Rahmen der Vizepräsidentschaft oder einer anderen übernehmen kann, werde ich abwägen, was das Beste für die Zukunft dieses Landes ist. Aber meine oberste Verpflichtung ist die Wahrheit.“ Ramaswamy ventilierte während des Wahlkampfes Verschwörungstheorien.

Korrespondent Langpaul über US-Vorwahl

Thomas Langpaul berichtet aus Iowa, was das Ergebnis der Vorwahl in Iowa bedeutet und wie es nun weitergehen könnte.

Einer von Trumps Beratern zeigte sich von Ramaswamy als Partner des Ex-Präsidenten aber wenig angetan. „Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es nicht Vivek sein wird“, sagte Jason Miller, der als Sprecher für Trumps Wahlkampf 2016 und als leitender Berater für seine gescheiterte Kandidatur 2020 diente, gegenüber der „New York Post“. Trump selbst sagte im Sommer 2023, dass Ramaswamy ein „sehr guter“ potenzieller Vizepräsidentenkandidat wäre.

Sechstes TV-Duell der Republikaner abgesagt

Eine Woche vor der Vorwahl der Republikaner im US-Staat New Hampshire wurde das geplante sechste TV-Duell der republikanischen Präsidentschaftsbewerber von den Fernsehsendern ABC News und WMUR-TV aufgrund fehlender Teilnehmer und Teilnehmerinnen abgesagt.

Am Dienstag hatte sich Haley geweigert, ohne Konkurrent Trump an künftigen TV-Duellen teilzunehmen. Den ersten fünf Debatten war dieser mit dem Argument ferngeblieben, dass er eine Teilnahme wegen seiner hohen Umfragewerte nicht nötig habe. DeSantis reagierte am Dienstag prompt auf Haleys Ankündigung und warf ihr vor, nur unangenehmen Fragen ausweichen zu wollen.