Republikanische Ex-Gouverneurin Nikki Haley
Reuters/Jeenah Moon
New Hampshire

Chance für Haley, Test für Trump

Nach dem Triumph von Donald Trump bei der Vorwahl in Iowa haben sich die Republikanerinnen und Republikaner dem nächsten Stopp im Rennen um das Weiße Haus zugewandt: New Hampshire. Am Wochenende werben die Anwärter in dem Bundesstaat erneut um Stimmen. Insbesondere Ex-Gouverneurin Nikki Haley kann – und muss – dort auf ein besseres Abschneiden als im tief konservativen Iowa hoffen.

Längst wird in US-Medien einige Tage vor der Vorwahl der Republikaner am Dienstag gebetsmühlenartig auf den altbekannten Spruch von Ex-Gouverneur John Sununu verwiesen: „The people of Iowa pick corn, the people of New Hampshire pick presidents.“ Also: „Die Bevölkerung Iowas erntet Mais, New Hampshire kürt den Präsidenten.“ Der Wahlmarathon nimmt in den beiden Bundesstaaten traditionell seinen Anfang, wobei der Entscheidung in New Hampshire größere Bedeutung beigemessen wird – auch von der ehemaligen Gouverneurin des südlichen Bundesstaats South Carolina.

Haley hatte zu Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Wahlveranstaltung in New Hampshire Anfang Jänner gesagt, dass sie die Möglichkeit hätten, das Ergebnis von Iowa zu „korrigieren“. Die Vorwahl hatte da noch gar nicht stattgefunden, Haley zog mit dem Kommentar viel Kritik auf sich. In Iowa wurde sie letztlich mit dem dritten Platz abgestraft.

Trump erneut in Favoritenrolle

In New Hampshire liegen ihre Chancen besser, Favorit ist dennoch ein anderer: Der Statistikwebsite FiveThirtyEight zufolge lag Ex-Präsident Trump in Umfragen Stand Samstag (Ortszeit) mit 48,9 Prozent in Führung. Haley konnte zuletzt aber weiter zulegen und liegt mit 34,2 Prozent klar auf dem zweiten Platz. Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, lag laut FiveThirtyEight bei 5,2 Prozent.

Freilich könnten sich die Verhältnisse bis zum Wahltag noch ändern: Anders als in Iowa, wo sich die Wählerinnen und Wähler laut „New York Times“ schon lange vor der Endphase des Wahlkampfs auf Trump festgelegt hätten, habe die Wählerschaft in New Hampshire „den wohlverdienten Ruf, ihre Entscheidungen spät zu treffen“.

Pickup Truck mit Aufklebern von Ex-US-Präsident Donald Trump
IMAGO/ZUMA Wire/Jerry Mennenga
In Iowa ließ Trump seine Mitstreiter trotz Prozessen hinter sich

DeSantis strauchelt

Dass sich DeSantis als dritter im Bunde geringe Chancen in dem Bundesstaat ausrechnen dürfte, entging US-Medien nicht. CNN berichtete unter anderen, dass DeSantis wenig Geld in den Wahlkampf in dem Bundesstaat stecke und dort auch nur wenige örtliche Mitarbeiter zähle. Laut CNN wurden in New Hampshire seit zwei Monaten keinerlei TV-Werbespots des republikanischen Bewerbers mehr ausgestrahlt.

Ron DeSantis, republikanischer Gouverneur von Florida
Reuters/Brendan Mcdermid
Floridas Gouverneur DeSantis werden in New Hampshire kaum Chancen ausgerechnet

Sein Fokus ist längst auf die Vorwahl in South Carolina gerichtet. „In Wirklichkeit befindet sich die DeSantis-Kampagne auf Neuland und wird von einem trotzigen Kandidaten angeführt, der darauf besteht, dass es immer noch einen Weg zum Sieg gibt, obwohl sein Team keinen Staat ausmachen kann, den er gewinnen kann“, hieß es in der CNN-Analyse. „Sein politischer Einsatz schrumpft und seine Wahlkampfkassen sind knapp.“

Vorwahlen

Wer Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden möchte, muss sich in parteiinternen Abstimmungen in den einzelnen US-Staaten durchsetzen. Die Präsidentschaftswahl steht im November an. Bei den Demokraten will Präsident Joe Biden antreten, bei den Vorwahlen seiner Partei hat er keine ernst zu nehmende Konkurrenz.

Wechselwähler als Faktor

In New Hampshire ist also vor allem ein Rennen zwischen Trump und Haley zu erwarten: In dem Bundesstaat an der Ostküste mit dem offiziellen Motto „Live Free or Die“ leben etwa 1,4 Millionen Menschen, über 90 Prozent von ihnen sind weiß. Als repräsentativ für den Rest der USA gilt der Bundesstaat damit genauso wenig wie Iowa.

Die Vorwahl ist im Gegensatz zu Iowa aber „halb offen“ – damit können auch Wählerinnen und Wähler teilnehmen, die bei keiner Partei gemeldet sind. In dem Bundesstaat machen Unabhängige den Großteil der Wähler aus. Das könnte ein Vorteil für die frühere UNO-Botschafterin Haley sein, die als Zentristin gilt. Dass die Republikaner in New Hampshire im Vergleich mit Iowa eher dem gemäßigten Flügel der Partei zuzuordnen sind, dürfte Haley jedenfalls in die Hände spielen.

Haleys „letzte richtige Chance“

„Die Republikaner in New Hampshire sind der Meinung, dass ihr Fokus auf Bundesausgaben und Staatsverschuldung sie viel schlauer machen als ihre Brüder in Iowa, für die Abtreibung und Transgender-Themen ganz oben auf der Tagesordnung gestanden sind“, heißt es in der „New York Times“. Der Radiosender NPR spricht indes von der „letzten richtigen Chance“ für Haleys Präsidentschaftsambitionen. Für die 51-Jährige ist ein gutes Ergebnis in New Hampshire vor allem auch vor der Vorwahl in ihrer Heimat South Carolina wichtig.

Haley gab sich indes kampfeslustig und kündigte auf X (Twitter) an, an keiner Fernsehdebatte mehr ohne Trump teilnehmen zu wollen. Dieser verzichtete bisher auf alle derartigen Auftritte. „Er kann sich nicht ewig verstecken“, sagte Haley. Die Debatten bei CNN und weiteren US-Sendern wurden letztlich gestrichen. Das schadet vor allem DeSantis, der dringend die große Bühne gebraucht hätte, um bei der Vorwahl zu punkten.

Trump trotz Klagen bei Basis beliebt

Bei der ersten Präsidentschaftsvorwahl der Republikaner in Iowa im mittleren Westen hatte Trump am Montag mit einem klaren Sieg seine Favoritenrolle für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner untermauert. Mit 51 Prozent der Stimmen ließ er seine Herausforderer weit hinter sich.

Philosoph Sandel über die US-Vorwahlen

Michael Sandel, Professor an der Harvard University, erläuterte im ZIB2-Interview die Motivationen der US-Wähler.

„Trumps historischer Triumph in Iowa nährte Zweifel, dass einer seiner Gegner ihn in den Vorwahlen der Republikaner überholen könnte“, schrieb der „Guardian“. „Trotz der 91 Anklagepunkte gegen ihn hat Trump im US-Wettbewerb 2024 einen konstanten und deutlichen Vorsprung für sich behauptet, und die Ergebnisse in Iowa unterstrichen seine anhaltende Beliebtheit bei der republikanischen Basis.“ Laut dem US-Philosophen Michael Sandel von der Universität Harvard fühlen sich viele Menschen in den USA von den Eliten abgehängt – Trump schaffe es, aus dieser Frustration Kapital zu schlagen.