Raketenstart im Tanegashima Space Center
Reuters/Kyodo
Japan

Zittern vor Mondlandung

Hochspannung bei der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA: Das Miniraumschiff „SLIM“ (Smart Lander for Investigating Moon) soll um Mitternacht japanischer Zeit (Freitag, 16.00 Uhr MEZ) mit der Landung auf dem Erdtrabanten beginnen, 20 Minuten später ist die Landung angesetzt. Es wäre ein Triumph für die JAXA, denn zuvor waren bereits mehrere japanische Mondmissionen gescheitert. Sollte die Mission erfolgreich sein, wäre Japan das fünfte Land, dem eine sanfte Landung auf dem Mond gelingt.

Anfang September hatte JAXA das Mondlandegerät „SLIM“ und ein Röntgenteleskop namens „XRISM“ losgeschickt. Nach der Landung soll Gestein untersucht und nach Wasser geforscht werden. Laut den Fachleuten soll der Mondmantel, die noch kaum erforschte Schicht unter der Kruste, die von der Oberfläche aus zugänglich ist, erforscht werden. Mit dem Mondlandegerät sollen auch Technologien für künftige Landungen auf der Mondoberfläche getestet werden.

Die Daten sollen für das „Artemis“-Programm verwendet werden. An diesem sind mehrere Staaten beteiligt – neben der US-amerikanischen NASA auch die Europäische Weltraumorganisation (ESA), die Kanadische Weltraumbehörde (CSA) und eben auch JAXA. Japan strebt wie die ESA an, im Zuge von „Artemis“ erstmals einen eigenen Astronauten zum Mond zu bringen.

Smart Lander for Investigating Moon (SLIM)
APA/AFP/Japan Aerospace Exploration Agency (jaxa)
Der Smart Lander for Investigating Moon (SLIM)

Präzise Landung soll neue Ära einläuten

„SLIM“, 2,4 Meter lang und 1,7 Meter breit, soll präzise landen und sein Ziel auf 100 Meter genau treffen und nicht in einem vagen Umkreis von einigen Kilometern, wie etwa andere Landeeinheiten. Daher kommt auch der Spitzname von „SLIM“ – „Moon Sniper“, also Mondscharfschütze. Damit werde eine neue Phase der Mondlandungen eingeleitet, heißt es.

Eine Ära des „Landens, wo wir können“ soll künftig von einer Ära des „Landens, wo wir wollen“ abgelöst werden. JAXA hatte bereits 2020 eine präzise Landung auf dem Asteroiden „Ryugu“ durchgeführt. Proben wurden schließlich mit einer Kapsel zur Erde zurückgeschickt.

Sonde mit Spielzeughersteller entwickelt

Für die Mondlandung von „SLIM“ ist nun der Shioli-Krater vorgesehen, er hat einen Durchmesser von weniger als 300 Metern. Für die Untersuchungen hat „SLIM“ eine kugelförmige Sonde an Bord, die kaum größer ist als ein Tennisball und ihre Form ändern kann, um sich auf dem felsigen Mondboden zu bewegen. JAXA entwickelte die Sonde zusammen mit dem japanischen Spielzeughersteller Takara Tomy.

Rakete mit dem Peregrine-Mondlander beim Start
APA/AFP/Chandan Khanna
Der Start der gescheiterten Mondmission von Astrobotic

Doch einfach wird die Landung nicht: Mondlandungen gelten aus mehreren Gründen als gefährlich, wie auch die gescheiterten Versuche zeigen. Erst Anfang vergangener Woche misslang dem US-Unternehmen Astrobotic, den Lander „Peregrine“ auf den Mond zu bringen. Es wäre die erste private Landung überhaupt gewesen. Der Start klappte zwar noch, doch danach gab es Probleme mit dem Antriebssystem.

Peregrine-Mondlander
AP/Astrobotic Technology
So hat sich Astrobotic die Landung auf dem Mond vorgestellt

Astrobotic verlor schließlich den Kontakt. Das deute darauf hin, dass die Kapsel wie geplant gegen 22.00 Uhr MEZ am Donnerstag kontrolliert über dem Südpazifik abgestürzt und in der Erdatmosphäre verglüht sei, teilte die in Pittsburgh ansässige Firma am Freitag auf X (Twitter) mit.

Zahlreiche Schwierigkeiten

Auf dem Mond zu landen sei viel komplexer, als einen Satelliten in den Orbit zu schießen, so Martin Tajmar, Experte für Raumfahrttechnik an der TU Dresden. Und die Schwierigkeiten sind zahlreich: keine GPS-Signale zur Navigation des Fluggeräts, eine geringe Anziehungskraft, keine bremsende Atmosphäre, verzögerte Funksignale von der Erde, eine unebene Oberfläche und mögliche Beschädigungen des Landers durch aufgewirbelten Mondstaub.

Neben den USA und der Sowjetunion gelang China 2013 die erste erfolgreiche Landung seit 37 Jahren, zwei weitere folgten. Indien landete im August nach einem gescheiterten Versuch als viertes Land weltweit auf dem Mond.

Mondoberfläche
Reuters/Jon Nazca
Ein Blick auf den Mond

Bemannte Mondlandungen verschoben

Die bemannte Raumfahrt lässt unterdessen länger auf sich warten, denn das „Artemis“-Programm verzögert sich weiter. Die zuvor für November 2024 geplante bemannte Mondumrundung „Artemis 2“ werde wegen Problemen mit Rakete und Raumschiff auf September 2025 verschoben, teilte die NASA am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit.

Grafik zu Mondlandungen
Grafik: APA/ORF; Quelle: dpa; Foto: dpa/NASA

Die geplante bemannte Mondlandung „Artemis 3“ werde sich entsprechend auf September 2026 verschieben. „Artemis 4“, eine weitere geplante Mondlandung, sei nach wie vor für September 2028 anvisiert. Damit solle den Entwicklern der „Artemis“-Missionen mehr Zeit eingeräumt werden, hieß es weiter. Die Missionen „Artemis 2“ und „Artemis 3“ basieren auf Kapseln und Raumschiffen von Lockheed Martin und SpaceX des Tesla- und X-Chefs Elon Musk.

JAXA will auch zu Marsmonden

Japan plant unterdessen neben der Mitarbeit am „Artemis“-Projekt zudem auch eine Erkundungsmission zum Mars. Das JAXA-Projekt namens „Martian Moons Exploration“ (MMX) sieht für 2024/2025 den Start einer Sonde in Richtung der Marsmonde Phobos und Deimos vor. JAXA will beide Monde erkunden und Bodenproben von Phobos holen – in der Hoffnung, Hinweise auf den Ursprung des Mars sowie Spuren möglichen Lebens zu finden. Die Proben sollen in einer Kapsel dann 2029 zur Erde gebracht werden.