Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts in einem Computerraum
ORF/Ákos Heves
Tag der Bildung

Mit Wissen gegen Arbeitslosigkeit

Die Arbeitswelt verändert sich. Bis vor wenigen Monaten war allen voran die Digitalisierung tonangebend, heute dreht sich alles um die Frage, wie künstliche Intelligenz (KI) die Arbeit beeinflussen wird. Wegen der Herausforderungen und Chancen, die die Technologie mit sich bringt, rückt wieder einmal die Bildung in den Fokus – und der Kampf gegen Arbeitslosigkeit.

Seit sechs Jahren wird der internationale Tag der Bildung begangen. Jährlich wird an das Recht auf Bildung erinnert, das der Staat etwa über die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) garantieren soll. Sowohl im Großen (Frieden, Nachhaltigkeit und Wirtschaft) als auch im Kleinen (individuelle Gesundheit und sozialer Aufstieg) spielt Bildung eine wichtige Rolle. Und natürlich entscheiden Bildung und Ausbildung mit, wo man sich später auf dem Arbeitsmarkt wiederfindet.

Die Digitalisierung und der Einsatz von KI in der Arbeitswelt stellen die Gesellschaft vor neue Aufgaben. „Die große Herausforderung wird die Geschwindigkeit des Transformationsprozesses sein“, sagt Ökonomin Julia Bock-Schappelwein im ORF.at-Gespräch. Der Technologieeinsatz könne bewirken, dass sich Arbeitsinhalte und die Arbeitsorganisation binnen kurzer Zeit stark ändern werden. Die Folge könnten Neu-, Re- und Umqualifizierungen der Arbeitskräfte sein, sagt die Expertin vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO).

Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt hat sich schon in den letzten Jahrzehnten ordentlich verändert. Während früher die Produktion im Mittelpunkt der Erwerbstätigkeit stand, ist es heute die Dienstleistung. Es fand ein Strukturwandel von Berufen mit überwiegend manuellen Tätigkeiten hin zu solchen mit hauptsächlich nicht manuellen Tätigkeiten statt. In einem jüngst veröffentlichten AMS-Report, der sich mit dem künftigen Arbeitsmarkt beschäftigt, zeigt sich, dass besonders der Bereich der analytischen und interaktiven Nichtroutinetätigkeiten gewachsen ist. Meistens sind diese Tätigkeiten in akademischen Berufen vorzufinden.

Grafik zur unselbständigen Beschäftigung
Grafik: ORF; Quelle: AMS

In Berufen, die häufig von Routinetätigkeiten geprägt sind, arbeiten allen voran Personen mit einem niedrigen Bildungsabschluss. Je nach Studie und Auswertung sind sich Fachleute sicher, dass der Einsatz digitaler Technologien diese Jobs am stärksten beeinflussen wird. Die menschliche Arbeitskraft wird mehr ersetzt als ergänzt. In Berufen, die sich durch analytisches Denken auszeichnen (Forschung, Planung, Konstruktion, Design, Interpretation), könne zum Beispiel die KI eine Ergänzung für bisherige Tätigkeiten darstellen.

Nach Ansicht von Bock-Schappelwein sind „ausreichende erweiterte Basisqualifikationen“ als Grundlage für das künftige Arbeitsumfeld ebenso unverzichtbar wie die individuellen Fähigkeiten, sich in diesem Umfeld zurechtzufinden. Bedeutet: Man müsse auch auf die sich stets ändernden Rahmenbedingungen reagieren können. Außerdem, so die Expertin, brauche es zusätzlich ein leistungsfähiges Aus- und Weiterbildungssystem für Erwachsene. Digitale Grundkompetenzen seien „unumgänglich“, so die Expertin.

Grafik zur unselbständigen Beschäftigung
Grafik: ORF; Quelle: WIFO

Seit zwei Jahren steht in den AHS-Unterstufen und Mittelschulen die „Digitale Grundbildung“ als Pflichtfach auf dem Stundenplan. Neben theoretischen Grundlagen soll den Schülern und Schülerinnen auch die Handhabe mit der Digitalisierung nähergebracht werden, das beginnt etwa beim Umgang mit Suchmaschinen und erstreckt sich bis hin zum Programmieren. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung 100 Pilotschulen in Sachen KI angekündigt. Lehrkräfte und Kinder sollen lernen, KI gezielt einzusetzen – dafür erhalten die Schulen auch ein eigenes Budget.

Bildung schafft Sicherheit

Dass sich Bildung positiv auf das Erwerbsleben auswirkt, ist durch zig Studien bestätigt. Zuletzt hatte die Statistik Austria neue Zahlen veröffentlicht, aus denen deutlich hervorgeht, dass ein über die Pflichtschule hinausgehender Bildungsabschluss die Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich steigert. Man gelangt nicht nur schneller zur ersten Erwerbsarbeit, sondern man verdient in der Regel auch mehr als Personen, die nach der Pflichtschule das Bildungssystem verlassen.

Ein Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingt nach Lehre und dem Besuch einer berufsbildenden mittleren Schule besonders schnell. Absolventinnen und Absolventen einer Lehre benötigen zwei Monate, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, jene einer berufsbildenden mittleren Schule 2,8 Monate. Bei Pflichtschulabsolventinnen und -absolventen dauert es 6,9 Monate, bis sie einer ersten Erwerbstätigkeit nachgehen. Auch Absolventen einer AHS ohne formale Berufsausbildung benötigen lang für den Berufseinstieg.

In der jüngsten Arbeitsmarktstatistik spiegelt sich die Relevanz von Bildung wider. Mit Ende des Jahres 2023 waren 329.328 Personen arbeitslos. Knapp die Hälfte davon verfügen lediglich über Pflichtschulbildung, 30 Prozent über einen Lehrabschluss. „Geringqualifizierte Personen haben das höchste Risiko, arbeitslos zu werden“, fasst Bock-Schappelwein zusammen.