eine Frau füllt ein Formular aus
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Vorläufige Zahlen

Deutlicher Rückgang bei Asylanträgen 2023

Die Zahl der Asylanträge ist 2023 deutlich zurückgegangen. Das zeigen vorläufige Zahlen des Innenministeriums, die dem ORF vorliegen. Es gab 58.686 Ansuchen. Das entspricht einem Rückgang gegenüber 2022 von 48 Prozent. Dazu kommt, dass sich gut 30.000 Asylwerber und -werberinnen dem Verfahren entzogen, was im Normalfall heißt, dass sie in ihre Zielländer weitergereist sind.

Lässt man diesen Effekt beiseite, der seit dem Vorjahr verstärkt auftritt, war es trotz des Rückgangs eines der antragsstärksten Jahre. So waren es vor zwei Jahren knapp 40.000 Ansuchen. 2019 waren es nicht einmal 13.000 Anträge. Freilich waren es 2023 noch immer deutlich weniger Ansuchen als jene 88.300 von 2015.

Mit Abstand die stärkste Gruppe bei den Anträgen waren Syrer und Syrerinnen. Ebenfalls in der Spitzengruppe waren Menschen aus Afghanistan und türkische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen. Offenkundig ist, dass die Zahl der Anträge gegen Jahresende 2023 besonders stark zurückging.

Trend in Österreich gegenläufig zu Europa

Die 2.508 Anträge im letzten Monat des Jahres bedeuten ein Minus von 64 Prozent gegenüber dem Dezember 2022. Betont wurde seitens des Innenministeriums, dass die Entwicklung in Österreich jener in Europa insgesamt entgegenläuft. Denn in der EU sowie Schweiz und Norwegen wurde 2023 ein Plus von 18 Prozent verzeichnet.

Besonders stark stiegen die Asylanträge in den südlichen EU-Mitgliedsstaaten Griechenland (plus 73 Prozent), Italien (plus 64 Prozent) und Spanien (plus 38 Prozent) sowie in Deutschland mit 47 Prozent, führte das Innenressort auf. Ein ähnlicher Rückgang wie in Österreich wurde in Zypern und in Schweden festgestellt.

60.513 rechtskräftig negative Entscheidungen

In Österreich wurde im Vorjahr in insgesamt 16.787 Fällen Asyl gewährt. Das waren in absoluten Zahlen mehr als 2022 mit 13.779 positiven Bescheiden. Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl bzw. die Justiz trafen 60.513 rechtskräftig negative Entscheidungen, die insgesamt 33.480 Personen betrafen.

Grafik zu Asylanträgen
Grafik: APA/ORF; Quelle: BMI

Allerdings gelten beispielsweise auch Personen als negativ beschieden, die statt Asyl subsidiären Schutz erhalten. Letzteren Status und humanitären Aufenthalt erhielten in den ersten elf Monaten – der Dezember liegt noch nicht vor – gesamt rund 7.800 Personen.

53 Prozent der Ausreisen selbstständig

Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) setzte laut Innenministerium weiter auf Schnell- und Eilverfahren. 2023 wurden 8.421 negative Entscheidungen innerhalb von 28 Tagen bzw. 72 Stunden getroffen. Darüber hinaus führte das Bundesamt mehr als 12.600 Abschiebungen durch, davon erfolgten 53 Prozent der Ausreisen selbstständig, der Rest zwangsweise.

Bei den Abgeschobenen handelte es sich nicht nur um Flüchtlinge, sondern auch um EU-Bürger und -Bürgerinnen, die das Land verlassen mussten. Bei den zwangsweisen Abschiebungen wiesen rund 45 Prozent der Personen eine strafrechtliche Verurteilung auf.

Gar nicht zufrieden mit der Bilanz war FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Fast 59.000 Asylanträge seien kein Grund für Jubel, sondern der fatale Beleg dafür, dass Schwarz-Grün die Grenzen für die „illegale Masseneinwanderung“ sperrangelweit offen halte. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker konstatierte dagegen, dass die „Asylbremse“ wirke.