Gefangene in Windeln: UNO kritisiert Israel

Das UNO-Menschenrechtsbüro hat Israels Umgang mit festgenommenen Palästinensern kritisiert. Männer würden teils nach mehr als acht Wochen Inhaftierung einzig mit Windeln bekleidet freigelassen, berichtete der Vertreter des Büros, Ajith Sunghay. Sie hätten von Schlägen, Erniedrigungen und Misshandlungen berichtet, die womöglich Folter darstellten.

Die Zahl der Festgenommenen sei unklar, sagte er. Das UNO-Menschenrechtsbüro gehe davon aus, dass Tausende Palästinenser von Israel festgehalten werden oder wurden. Sunghay sprach heute über Videoverbindung aus dem Gazastreifen mit Reportern in Genf.

Die israelische Armee teilte auf Anfrage zunächst nur mit, sie prüfe die Angelegenheit. In früheren Stellungnahmen hatte das Militär erklärt, Gefangene würden im Rahmen des internationalen Rechts behandelt. Um sicherzugehen, dass sie keine Waffen oder Sprengstoff am Körper trügen, müssten sie sich oftmals ihrer Kleidung entledigen.

Transparenz und Aufklärung gefordert

Ein Freigelassener habe ihm berichtet, er habe nur einmal in 55 Tagen duschen dürfen, sagte Sunghay. Alle hätten erzählt, dass ihnen die Augen verbunden worden seien, teils tagelang. Viele sagten, sie seien nach Israel gebracht worden. Sie hätten keinen Kontakt zu ihren Familien oder Anwälten gehabt.

Israel habe die Pflicht, die Gefangenen mit Respekt zu behandeln, sagte Sunghay. Sie müssten entweder angeklagt oder freigelassen werden. Fälle von Misshandlungen oder Folter müssten vollständig und transparent untersucht werden.

Sunghay verwies auch auf die prekäre Lage der mehr als eine Million Palästinenser, die seit Wochen unter Bombenhagel und Raketenbeschuss leben, sowie auf die mehr als 100 der rund 240 Geiseln, die Terroristen am 7. Oktober aus Israel entführt hatten und die dasselbe erlebten wie die Palästinenser.

Kaiserschnitte ohne Betäubung im Gazastreifen

Laut dem UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) müssen im Gazastreifen Kaiserschnittoperationen manchmal ohne Betäubung durchgeführt werden. Es mangle Krankenhäusern nicht nur an Betäubungsmitteln, sie seien auch überfüllt. Seit Anfang Oktober wurden 20.000 Kinder in der Region geboren.

Viele Mütter könnten im Schockzustand ihre Babys nicht stillen. Babynahrung stehe kaum zur Verfügung, so UNICEF. Das Leid der Kleinsten müsse den Menschen weltweit den Schlaf rauben, hieß es – das gelte auch für das Schicksal der beiden sehr kleinen Kinder, die Terroristen aus Israel verschleppt haben.