Feuer in russischem Gasterminal
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St. Petersburg

„Externer Faktor“ bei Brand in Gasterminal

Im Krieg Russlands gegen die Ukraine gehen die gegenseitigen Angriffe auf die Infrastruktur abseits der Front weiter. In einem Gasterminal in einem Hafen rund 170 Kilometer westlich von St. Petersburg kam es zu einer Explosion. Russischen Angaben zufolge gab es einen „externen Faktor“. Es könnte sich um einen ukrainischen Drohnenangriff handeln. Zugleich berichtet Russland von einem ukrainischen Artillerietreffer in Donezk mit mehr als 20 Toten.

Ein Terminal auf dem Gelände des russischen Erdgasproduzenten Nowatek ist in der Nacht auf Sonntag in Brand geraten. Das Feuer sei durch zwei Explosionen ausgelöst worden, berichtete die staatliche Agentur RIA Nowosti unter Berufung auf lokale Behördenvertreter. Verletzte habe es im Ostseehafen Ust-Luga nicht gegeben, das Personal sei evakuiert worden, sagte der Gouverneur der Region, Alexander Drosdenko, laut Nachrichtenagentur TASS.

Der Auslöser für die Explosionen ist noch unklar, aber lokale Medien berichteten, es seien Drohnen in der Gegend des Terminals in Ust-Luga, in der Region Leningrad, gesichtet worden. Sowohl Russland als auch die Ukraine verwenden Drohnen im Krieg. Die Ukraine bekennt sich in der Regel nicht zu Angriffen auf russischem Gebiet. Auch zum Vorfall in St. Petersburg äußerte sich Kiew bisher nicht.

Im Bezirk Kingisepp wurde laut russischen Medienberichten höchste Alarmbereitschaft ausgerufen. Ust-Luga liegt nahe dem NATO-Mitglied Estland. RIA zufolge konnten die Flammen innerhalb eines 100-Kubikmeter-Treibstofftanks eingedämmt werden.

„Externer Faktor“

Nowatek zufolge wurden die Arbeiten am Terminal ausgesetzt. Dem Unternehmen zufolge war der Brand das Ergebnis „eines externen Faktors“. Nowatek nannte aber keine weiteren Details. Lokale russische Medien zitierten Anrainer, sie hätte eine Drohne gehört, gefolgt von mehreren Explosionen in der Gasanlage nahe der estnischen Grenze. Weitere Berichte sprachen von mindestens zwei Drohnen, die zuvor in Richtung Ust-Luga geflogen seien. Demnach sollen sich dort derzeit drei große internationale Tankschiffe befinden. Es gab aber keine Berichte über Schäden an den Tankern.

Beide Seiten versuchen, vor allem die Energieinfrastruktur der gegnerischen Seite zu treffen. Zuletzt hatte Russland fast die gesamte Ukraine tagelang mit konzertierten Raketen- und Drohnenangriffen überzogen.

Ukrainisches Medium veröffentlicht Videos

Das ukrainische Onlinemedium „Ukrainska Prawda“ veröffentlichte auf der Plattform X (Twitter) Videos, auf denen die in Brand geratene Gasanlage zu sehen sein soll. In den Aufnahmen ist zu erkennen, wie Flammen hoch in den nächtlichen Himmel schlagen.

Erst in der vergangenen Woche war laut russischem Verteidigungsministerium im Gebiet St. Petersburg eine Drohne aus der Ukraine abgefangen worden. Sie soll keinen Schaden angerichtet haben.

Russland: 25 Tote durch ukrainischen Beschuss in Donezk

Bei einem ukrainischen Angriff auf einen Markt in der russisch kontrollierten Stadt Donezk im Osten der Ukraine wurden unterdessen laut jüngsten Angaben der prorussischen Behörden mindestens 25 Menschen getötet. 20 weitere seien bei dem Treffer auf einen Markt verletzt worden, erklärte der prorussische Gouverneur der Region Donezk, Denis Puschilin, am Sonntag via Telegram.

Der Markt sei zu einem Zeitpunkt angegriffen worden, als er besonders stark besucht gewesen sei, fügte Puschilin hinzu. Die Behörden überprüften Informationen über weitere Tote und Vermisste, erklärte er. Teils verbreiteten auch ukrainische Medien Fotos und Videos von einem verwüsteten Markt. Der Donezker Bürgermeister Alexej Kulemsin sprach von einer „barbarischen Attacke“ auf einen zivilen Bereich der Stadt durch die ukrainischen Streitkräfte.

Seit 2014 umkämpfte Region

Die ukrainischen Streitkräfte hatten immer wieder erklärt, das von russischen Truppen besetzte Gebiet zurückerobern zu wollen. Das Gebiet Donezk wird teils von russischen, teils von ukrainischen Truppen kontrolliert. Die Kämpfe dort gibt es bereits seit 2014, als sich moskautreue Separatisten nach dem Sturz des russlandfreundlichen Präsidenten Viktor Janukowitsch von Kiew lossagten.

Russland eroberte zudem bei Kämpfen in der Ostukraine ein Dorf in der Region Charkiw. Ein ukrainischer Militärsprecher bestätigte eine entsprechende Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums. Die ukrainischen Streitkräfte hätten sich aus der Ortschaft Krochmalne zurückgezogen, sagte er. Die Einnahme durch Russland habe aber keine Auswirkungen auf die Gesamtlage, betonte der ukrainische Sprecher.