US-Prsidentschaftskandidat Ron DeSantis
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US-Vorwahlen

DeSantis biss sich an Trump die Zähne aus

Mit seinem Rückzug aus den republikanischen Vorwahlen um die Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahl hat der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, laut US-Medien am Sonntag die Notbremse gezogen. Mit dem Rückzug wolle er weiteren politischen Schaden von seiner Person abwenden. DeSantis biss sich an seinem Rivalen, Ex-US-Präsident Donald Trump, den er nun offiziell unterstützt, die Zähne aus, so der Tenor der US-Medien. Doch es gibt noch weitere Gründe.

Mit seinem Rückzug vor der republikanischen Vorwahl in New Hampshire am Dienstag habe sich DeSantis vor einer katastrophalen Niederlage gerettet, so die „New York Times“ („NYT“). DeSantis habe damit sein langes, langsames politisches Ausbluten gestoppt, so die Zeitung weiter.

Damit kommt es in New Hampshire zu einem Duell zwischen dem ehemaligen Präsidenten und seiner letzten verbliebenen Konkurrentin Nikki Haley, Ex-Gouverneurin von South Carolina und ehemalige UNO-Botschafterin der USA.

Wahlkampfveranstaltung von US-Prsidentschaftskandidat Ron DeSantis
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Nach einer Wahlkampfveranstaltung von Ron DeSantis in Iowa am 15. Jänner

Gescheiterte Strategie des „besseren Trump“

Laut US-Medien begannen DeSantis’ Fehleinschätzungen und Fehler schon zu Beginn seiner Kampagne – er wollte der „bessere Trump“ sein. So schloss er sich Trumps kämpferischem Stil und dessen Parole „America first“ an. DeSantis argumentierte, dass er eher wählbar, konservativen Werten treuer ergeben und effizienter in der Umsetzung einer Agenda sei, so die „Washington Post“ („WP“). Dabei kritisierte er Trump als „hohes Risiko“ für die Republikaner, das nur eine „geringe Belohnung“ für die Republikanische Partei brächte.

Ron DeSantis und Nikki Haley
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DeSantis und Nikki Haley in einer Debatte in Iowa am 10. Jänner

Diese Strategie sei jedoch gescheitert. Die republikanischen Wähler und Wählerinnen hätten Trump nicht den Rücken gekehrt, vielmehr hätten sie sich, angetrieben durch die Empörung über die Anklagen gegen Trump, hinter diesen gestellt.

Keinen Draht zu Menschen gefunden

Offenbar nicht die einzige Fehleinschätzung der DeSantis-Kampagne: Es sei keine gut geführte Kampagne gewesen, zitierte die „Washington Post“ einen anonym bleiben wollenden Berater von DeSantis. So habe es keine kohärente Botschaft, nicht ausreichend erfahrene Berater und Beraterinnen und nur ein unzureichendes Spendenprogramm gegeben. Als DeSantis dann Anpassungen vornahm, sei es bereits zu spät gewesen.

Wahlkampfveranstaltung von US-Prsidentschaftskandidat Ron DeSantis
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Der Wahlkampfbus von DeSantis mit dem Slogan „Never back down“ („Gib niemals auf“)

„Ich glaube nicht, dass selbst die am allerbesten geführte Kampagne Trump geschlagen hätte“, so der Berater in der „Washington Post“. Laut BBC fand DeSantis auch keinen Draht zu seinen Wählern und Wählerinnen, vielmehr sei er unbeholfen gewesen, und ihm habe Charisma gefehlt, so die BBC weiter.

Notbremse vor weiterem Imageschaden

DeSantis hörte laut „Washington Post“ von seinen Beratern, dass ein erfolgloses Weitermachen auch seinem Ruf und seiner Marke als Politiker schaden würde. DeSantis sieht seine Zukunft mit der Republikanischen Partei verknüpft, so ein weiterer nicht namentlich genannter Informant in der „Washington Post“. DeSantis wolle keinen weiteren Schaden bis 2028 – dem Jahr der übernächsten US-Präsidentschaftswahl – erleiden, schrieb die Zeitung.

Wahlkampfmaterial der US-Republikaner
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2023 rechnete sich DeSantis noch Chancen gegen Donald Trump aus – hier bei einer Veranstaltung Mitte des Jahres

2023 galt DeSantis noch als wirkliche Bedrohung für Trump. Trump wurden damals die relativ schlechten Midterm-Resultate der Republikaner vorgeworfen, DeSantis galt als Lichtgestalt, hatte er doch 2022 die Gouverneurswahl in Florida erneut gewonnen. Doch der Auftrieb für DeSantis war relativ rasch wieder vorbei, schließlich brachte das Ergebnis der republikanischen Vorwahl die Ernüchterung, so die BBC.

DeSantis sei ein relativer Neuling auf der nationalen Bühne gewesen. Trump als ehemaliger US-Präsident habe einen weitaus höheren Bekanntheitsgrad, „unbegrenzt“ Geld und eine engagierte Wählerbasis, zitierte die BBC einen republikanischen Experten.

Wahlkampfveranstaltung von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump
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Trump geht bei einer seiner Wahlkampfveranstaltungen auf die Bühne

Trump-Spott untergrub DeSantis

Indem DeSantis Trump bei seinem Rückzug aus den Vorwahlen seine Unterstützung aussprach, scheine er versucht zu haben, den konservativen Flügel der Partei hinter Trump zu vereinen, so die „NYT“ weiter. DeSantis habe aber dabei die Tatsache ignoriert, dass er einem Mann gegenüber das Knie beuge, der ihn systematisch lächerlich gemacht hat. Der ständige Spott Trumps – vom Gesichtsausdruck von DeSantis bis zur Wahl der Schuhe – habe DeSantis’ Image als selbstbewusster Konservativer systematisch untergraben, so die „NYT“.

Nach dem Ausstieg von DeSantis will Trump laut eigenen Aussagen die verbalen Attacken auf seinen ehemaligen Konkurrenten zurückfahren. Den abschätzigen Spitznamen „Ron DeSanctimonious“ werde er künftig nicht mehr verwenden, sagte Trump nach Angaben von US-Medien am Sonntag (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt in Manchester im Bundesstaat New Hampshire. „Sanctimonious“ heißt auf Deutsch scheinheilig. „Dieser Name hat nun offiziell ausgedient“, wurde Trump zitiert.

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump
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Trump setzt auf unlautere Mittel, etwa Spott

Gezielt rassistische Ressentiments gegen Haley

Trump ist bekannt dafür, sich für politische Gegner abschätzige Spitznamen auszudenken, zum Beispiel „Sleepy Joe“ (verschlafener Joe) für US-Präsident Joe Biden und „Crooked Hillary“ (verlogene Hillary) für seine demokratische Gegenkandidatin 2016, Hillary Clinton.

Auch gegen seine letzte im Feld verbliebene Konkurrentin Haley hatte Trump zuletzt die Tonart seiner Verbalattacken verschärft und die Tochter indischer Einwanderer unter anderem „Nimbra“ genannt – in Anspielung auf ihren Geburtsnamen Nimarata Nikki Randhawa. Ihm wird vorgeworfen, damit gezielt rassistische Ressentiments zu schüren.