Arbeiter Stellt Trump-Plakate auf
Reuters/Reba Saldanha
Republikaner

Vorentscheidung in New Hampshire erwartet

Die Republikaner könnten bei der Vorwahl in New Hampshire am Dienstag bereits eine Vorentscheidung im Rennen um das Weiße Haus treffen. Mit dem Rückzug von Floridas Gouverneur Ron DeSantis stehen sich parteiintern nur noch Ex-Präsident Donald Trump und Ex-Gouverneurin Nikki Haley gegenüber. Für Trump scheint die Kandidatur zum Greifen nahe.

In Umfragen ist Trump längst klarer Favorit: Der Statistikwebsite FiveThirtyEight zufolge kommt er in New Hampshire auf rund 52 Prozent, Haley liegt bei rund 37 Prozent (Stand Dienstagvormittag). Viel größer ist der Abstand zwischen Trump und seiner einzig verbliebenen Konkurrentin in nationalen Umfragen, wo dieser bei 68 Prozent und Haley bei zwölf Prozent steht. Wer Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden möchte, muss sich zuerst in parteiinternen Abstimmungen in den einzelnen Bundesstaaten durchsetzen.

Der frühere US-Präsident ist es auch, der von DeSantis’ Ausstieg am meisten profitieren dürfte. DeSantis hatte sich am Sonntag hinter Trump gestellt: „Er hat meine Unterstützung, denn wir können nicht zur alten republikanischen Garde zurückkehren“, so DeSantis, der hier auch auf Trump-Herausforderin Haley abzielte. Zuvor hatte sich auch Ex-Kandidat und Senator Tim Scott für Trump ausgesprochen.

Ex-US-Präsident Donald Trump
AP/Charles Krupa
Auch bei der Vorwahl der Republikaner in New Hampshire gilt Donald Trump als Favorit

Letzte Chance für Haley?

Die Aussichten für Haley verschlechterten sich dadurch erneut: Ein gutes Abschneiden in dem kleinen Bundesstaat mit knapp 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner ist für die 52-Jährige unerlässlich. Obwohl ein Sieg sehr unwahrscheinlich sein dürfte, wurden der Zentristin Haley in New Hampshire im Vergleich mit anderen Bundesstaaten noch relativ gute Chancen ausgerechnet.

Haley hofft unter anderem, die vielen unabhängigen Wähler für sich zu gewinnen. Die Vorwahl in New Hampshire ist nämlich – anders als die Vorwahl im konservativen Iowa Mitte Jänner – „halb offen“: Die größte Wählergruppe stellen nicht parteigebundene Wähler, die im Wahlregister weder als Anhänger der Republikaner noch der Demokraten auftauchen. Diese Unabhängigen dürfen in dem Bundesstaat im Nordosten der USA bei der Vorwahl der Republikaner mitmachen. Das gilt auch dann, wenn sie eigentlich eher zu den Demokraten tendieren.

„Haleys Abschneiden am Dienstag wird wahrscheinlich die Zukunft ihres Wahlkampfs – und möglicherweise ihrer politischen Karriere – bestimmen“, schrieb die „New York Times“ am Montag. „Alles andere als ein Sieg oder eine knappe Niederlage würde sie unter Druck setzen auszusteigen“, hieß es weiter. Andernfalls, so die „NYT“, müsse sich Haley vor der Vorwahl in ihrer Heimat South Carolina wochenlang mit unangenehmen Werbespots aus dem Trump-Lager herumschlagen. Die Vorwahl der Republikaner in South Carolina findet Ende Februar statt – in Umfragen ist Haley auch hier weit abgeschlagen.

Experte: Mediale Erzählung bedeutend

New Hampshire sei im Prinzip nicht wichtig für den Vorwahlkampf, sagte Andrew Smith von der University of New Hampshire zur Nachrichtenagentur dpa. In New Hampshire gebe es kaum Delegierte für den Nominierungsparteitag zu gewinnen. Doch entscheidend sei, welche Geschichte nach der Abstimmung in New Hampshire in den Medien stehe, so Smith.

Würde Haley hier überraschend gewinnen, gebe es in den kommenden Wochen positive Berichterstattung und viel Rückenwind. „Und das ist unbezahlbar.“ Er stellt klar: „Wenn Trump in New Hampshire gewinnt, ist er der Kandidat. Das Spiel ist vorbei.“

Sollte Trump New Hampshire gewinnen, so sei zu erwarten, dass die Republikaner Haley zum Rückzug drängen, heißt es auch bei CNN: „Während sich New Hampshire auf die Abstimmung vorbereitet, wird klar, dass die Chancen, Trump die Nominierung zu verweigern, unter allen Umständen schwinden.“ Trump sei in jederlei Hinsicht „ein viel gefürchteterer Gegner als 2016“.

Republikanische Präsidentschaftskandidatin Nikki Haley
Reuters/Brian Snyder
Ex-Gouverneurin Nikki Haley will bei unabhängigen Wählerinnen und Wählern punkten

Schwieriger Spagat

Haley muss in New Hampshire ein schwieriger Spagat gelingen, meinen Kommentatorinnen und Kommentatoren zudem. Einerseits müsse sie sich ausreichend von Trump abgrenzen, um in New Hampshire auch den großen Anteil an unabhängigen Wählerinnen und Wählern ansprechen zu können – andererseits dürfe sie aber zugleich Republikanerinner und Republikaner nicht abschrecken.

Die 52-Jährige warb bisher unter anderem damit, für die Zukunft zu stehen – anders als der 77-jährige Trump und der 81-jährige Demokrat Joe Biden. „Wenn einer von beiden gut wäre, würde ich nicht kandidieren“, sagte sie im CNN-Interview kürzlich. Ihre Kritik an Trump hatte Haley zuletzt verschärft. Trump warf sie am Sonntag etwa vor, bisher in jedem seiner Werbespots gelogen zu haben. „Wenn man lügen muss, um zu gewinnen, hat man den Sieg nicht verdient“, so Haley.

Haley und Trump verschärfen Gangart

Außerdem deutete sie an, dass Trump einen „geistigen Verfall“ erlebe und spielte dabei auf wirre Aussagen Trumps der letzten Tage an: Trump hatte kürzlich etwa behauptet, Haley sei während der Unruhen am 6. Jänner 2021 für die Sicherheit des US-Kapitols verantwortlich gewesen. Haley warf Trump vor, sie mit der ehemaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, verwechselt zu haben.

Trump hatte seine Gangart gegenüber seiner letzten innerparteilichen Rivalin zuvor ebenso verschärft. So hatte er Haley, die Tochter indischer Einwanderer ist, in Anspielung auf ihren Geburtsnamen Nimarata Nikki Randhawa unter anderem „Nimbra“ genannt. Ihm wird vorgeworfen, damit gezielt rassistische Ressentiments zu schüren.

Der trotz seiner zahlreichen Justizprobleme mit inzwischen vier Klagen bei der rechten Basis nach wie vor ungemein beliebte Trump will sich den Vorwahlsieg noch im Frühjahr sichern. Besonders wichtig wird dabei der als „Super Tuesday“ bekannte 5. März sein, an dem die Republikaner in 15 Bundesstaaten Vorwahlen abhalten.

Biden gilt bei Demokraten als gesetzt

Triumphiert Trump in New Hampshire ähnlich überragend wie zuvor in Iowa, scheint eine Neuauflage des Duells Biden gegen Trump bei der Präsidentschaftswahl im November unausweichlich. Der derzeit amtierende Präsident Biden gilt bei den Demokraten als gesetzter Kandidat. Aus formalen Gründen hält Bidens Partei dennoch Vorwahlen ab – so auch in New Hampshire.

Allerdings kommt dort diesmal eine Besonderheit zum Zuge. Das Ergebnis in dem Bundesstaat ist nicht bindend. Das liegt daran, dass der eigentliche Vorwahlauftakt der Demokraten im Februar auf Betreiben Bidens nach South Carolina verlegt wurde. Dieser argumentiert, dass der demografisch vielfältigere Bundesstaat die Diversität der Anhängerschaft der Demokraten besser widerspiegelt als Iowa oder New Hampshire, wo nahezu ausschließlich Weiße leben.

Die Demokraten in New Hampshire bestanden dennoch auf den früheren Wahltermin. Auf den Stimmzetteln wird Biden daher nicht auftauchen. Allerdings kann sein Name von den Wählern per Hand eingetragen werden. Die vermeintlich freie Bühne wollen der wenig bekannte Kongressabgeordnete Dean Phillips und die Autorin Marianne Williamson nutzen. Beide gelten als chancenlos.