Medikamentenbevorratung wird auf 700 Präparate ausgeweitet

Die Pharmaindustrie wird künftig dazu verpflichtet, ihre Lagerbestände für kritische Arzneimittel deutlich zu erhöhen. Mehr als 700 relevante Medikamente sollen für den österreichweiten Bedarf von vier Monaten eingelagert werden.

Eine entsprechende Bevorratungsverordnung wurde gestern der EU übermittelt, berichtete Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Auch ein Wirkstofflager wurde eingerichtet, um Arzneien in Apotheken herstellen zu können.

Bevor die Verpflichtung an die pharmazeutische Industrie in Kraft treten kann, muss sie der Europäischen Kommission zur Kenntnis gebracht werden. Für die nächste Wintersaison müssen die entsprechenden Medikamente allerdings bereits eingelagert sein und der Bevölkerung zur Verfügung stehen, erläuterte das Gesundheitsministerium.

„Wirkstofflager ist wie eine Versicherung“

Das Lager für kritische Arzneimittel umfasst vor allem gängige Antibiotika sowie fiebersenkende und stark schmerzstillende Mittel, berichtete Andreas Windischbauer, Präsident des Verbands der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (Phago). Es werde sich bei mehr als 700 Produkten für vier Monate um „sehr viele Packungen“ handeln, genaue Zahlen könne er nicht nennen, sagte er nach einem Rundgang mit Rauch durch das Lager eines Pharmagroßhändlers in Wien-Simmering.

Neben fertigen Medikamenten befindet sich dort nun auch beispielsweise Paracetamol in 25-Kilo-Fässern. In dem Wirkstofflager sind aber insgesamt „Mengen, die nicht extrem groß sind“, sagte Windischbauer. Auch in Apotheken sei nur so viel, wie sie verarbeiten können, „keine Übermengen“, betonte er. „Das Wirkstofflager ist wie eine Versicherung. Wir tun alles, dass wir das nicht brauchen.“

In Phasen mit hohem Bedarf können Apotheken die eingelagerten Wirkstoffe abrufen und die Versorgung der Bevölkerung durch selbst hergestellte Arzneimittel sicherstellen, erläuterte der Gesundheitsminister.