das südkoreanische Präsidentenpaar Yoon Suk Yeol und Kim Keon-hee
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Südkorea

Handtaschenskandal holt Präsidenten ein

Der Skandal um eine Luxushandtasche von Dior holt nun den koreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol ein, wie die „Korea Times“ am Dienstag schrieb. Ein Video, wie die Frau des Präsidenten, Kim Keon Hee, das rund 2.200 Dollar (2.000 Euro) teure Geschenk akzeptiert, hatte bereits im November für Aufregung gesorgt. Nun macht seit einigen Tagen die Opposition erneut Druck, so das „Wall Street Journal“. Der Hintergrund: Im April steht eine Wahl an.

Yoons Partei kämpft darum, bei dieser Wahl die Mehrheit im Parlament zu gewinnen. Die Opposition nutzt nun den Vorfall, um Yoon anzugreifen, was laut „Wall Street Journal“ auch deshalb funktioniert, weil die People Power Party (PPP) uneinig und zerstritten ist, wie sie reagieren soll, so die Zeitung weiter.

Während einige Mitglieder die First Lady Kim dazu aufforderten, sich zu entschuldigen, und sie als „Marie-Antoinette“ bezeichneten, verteidigten andere sie und kritisierten die Videoaufnahme als „Spionagekamerafalle“. Über das Vorgehen schwelt ein Streit zwischen Yoon und dem interimistischen Parteichef Han Dong Hoon. Han spricht sich für eine Entschuldigung des Präsidenten aus.

die südkoreanische First Lady Kim Keon-hee
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Die Frau des Präsidenten, Kim Keon Hee

Opposition fordert Aufklärung

Der Konflikt der beiden führenden PPP-Politiker entschärfte sich laut „Korea Times“ nach dem Wochenende mit Blick auf die Wahl allerdings, so die Zeitung. So traten beide am Dienstag gemeinsam bei dem Besuch eines Unglücksortes in der Provinz Südchungcheong auf, um nach außen hin Geschlossenheit zu demonstrieren, so die Zeitung weiter.

Die Opposition forderte unterdessen das Präsidialamt auf, eine Erklärung für Kims Verstoß gegen das südkoreanische Antikorruptionsgesetz abzugeben. Laut dem Gesetz, das für Beamte und ihren Ehepartner gilt, liegen die Grenzen pro Geschenk bei umgerechnet bei rund 690 Euro, ingesamt darf die Gesamtsumme der Geschenkannahme pro Jahr nicht 2.000 Euro überschreiten.

Parteichef Han Dong-hoon und Präsident Yoon Suk Yeol
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PPP-Vorsitzender Han Dong Hoon grüßt Präsidenten Yoon Suk Yeol am Dienstag beim Besuch eines Unglücksortes

Skandal könnte Stimmen kosten

Die Luxushandtasche wurde Kim 2022 von dem US-koreanischen Pastor Abraham Choi geschenkt, der die Übergabe der Tasche geheim mitfilmte, wie die „Korea Times“ schreibt. Die Newswebsite Voice of Seoul, die das Video im November veröffentlicht hatte, reichte nun laut „WSJ“ Beschwerde bei den zuständigen Behörden ein und beschuldigte die First Lady der Bestechung. Auch eine Bürgergruppe wandte sich an die Antikorruptionsbehörde und forderte eine Untersuchung.

Das Präsidialamt übt sich unterdessen in Schweigen, eben auch sehr zum Unmut von Teilen von Yoons Partei. Ein Schweigen, das laut Politexperten die PPP im April Stimmen und damit den erhofften Wahlerfolg kosten kann.

Parteichef Han Dong-hoon
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PPP-Vorsitzender Han bei einer Rede

In einer am Mittwoch veröffentlichten Meinungsumfrage von Embrain Public im Auftrag des Kabelnachrichtensenders YTN stimmten laut „Korea Times“ insgesamt 69 Prozent von 1.000 Befragten im wahlberechtigten Alter zu, dass Yoon zu dem Skandal rund um seine Frau öffentlich Stellung beziehen sollte. In Yoons konservativer Regierungspartei hingegen zeigten die Umfragewerte eine veritable Spaltung: 46 Prozent sprachen sich dafür, 47 Prozent dagegen aus.

Pastor: Luxusgüter „wie Eintrittskarte“

Pastor Choi, der die Taschenübergabe geheim mitgefilmt hatte, meldete sich am Dienstag zu Wort und beschrieb, wie es zu dieser Übergabe kam. Choi war am religiösen Austausch mit Nordkorea beteiligt und setzte sich für eine Zusammenarbeit mit der Regierung in Pjönjang ein. Er habe zunächst ein Treffen mit Kim angestrebt, da er sich Sorgen über Yoons harte Nordkorea-Politik gemacht habe, so Choi im Reuters-Interview.

Choi ist mit Kims Familie bekannt. Kims Reaktion auf eine Diskussion über mögliche Luxusgeschenke hätten ihn daraufhin zu der Annahme geführt, dass er mit Luxusgütern ihre Aufmerksamkeit gewinnen könne. „Man könnte sagen, sie waren wie eine Eintrittskarte, eine Eintrittskarte für ein Treffen (mit Kim)“, so Choi am Dienstag.

Termin für Übergabe vereinbart

Nach einem ersten Treffen sei er besorgt über Kims Rolle in der Regierung gewesen und habe mit einem Reporter des YouTube-Kanals Voice of Seoul zusammengearbeitet, um sie bei einem zweiten Besuch bei der Annahme der teuren Tasche zu filmen. Voice of Seoul strahle linke Nachrichten und Kommentare aus, präzisierte der Pastor seine Wahl für den YouTube-Kanal.

der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol
AP/South Korea Presidential Office
Präsident Yoon wird von der Geschenkaffäre eingeholt

Er habe einen Termin für die Übergabe der Luxushandtasche ausgemacht, das habe ihn noch weiter stutzig gemacht. „Ein normaler Mensch würde sagen: ‚Reverend, ich kann Sie nicht sehen, wenn Sie das tun wollen.‘ Aber die First Lady hat mir den Ort und die Zeit gegeben“, so Choi am Dienstag.

Weiterer Skandal könnte Kim einholen

Yoons Büro lehnte laut Reuters auch zu diesen detaillierten Vorwürfen eine Stellungnahme ab, so die Nachrichtenagentur. Ein namentlich nicht genannter Beamter aus dem Umfeld des Präsidenten hatte allerdings der koreanischen Nachrichtenagentur Yonhap letzte Woche laut Reuters gesagt, dass Choi sich absichtlich an Kim gewandt habe, um unter Ausnutzung seiner Familienbeziehungen illegal die Geschenkübergabe zu filmen. Geschenke an das Präsidentenpaar würden als Eigentum des Staates behandelt und aufbewahrt werden.

Auch eine weitere Affäre könnte Präsidentengattin Kim einholen und für Probleme und Erklärungsnotstände für Yoon und die PPP sorgen. Vorwürfe der Aktienkursmanipulation vor etwa zwölf Jahren könnten das Präsidentenpaar einholen. Das von der Opposition kontrollierte Parlament hatte letzten Monat dafür gestimmte, eine Untersuchung durch einen Sonderstaatsanwalt durchzuführen.