Hans Peter Haselsteiner
ORF
Haselsteiner zu Signa

Benko „hielt die Zügel in der Hand“

Der Investor und Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner hat am Mittwoch in der ZIB2 Stellung zu den Entwicklungen rund um die enorme Pleite des Konzerns genommen. Fehlentwicklungen geduldet zu haben sei ein „schmerzhaft teurer“ Fehler gewesen. Signa-Gründer Rene Benko habe jedenfalls eine aktive Gesellschafterrolle gespielt und „sehr wohl“ in Entscheidungen des Managements eingegriffen.

Haselsteiner gab der ZIB2 am Mittwoch ein rares Interview, bei dem er sowohl die Signa verteidigte, als auch Kritik an den Fehlentwicklungen übte. An eine „breite Schädigung von Gläubigern“ glaubte Haselsteiner durch die Insolvenz nicht. Die Anzahl sei überschaubar, wenn die Sanierung gelinge, „werden sie bescheidene Verluste hinnehmen müssen“.

Benko allerdings habe einen Großteil des Vermögens, das in der Signa steckt, verloren. Was Benko sonst noch besitze, wisse er nicht, das sei Privatsache. Auch könne er nicht sagen, ob Benko dem Konzern theoretisch Geld zuschießen könne, „die Bereitschaft ist ein anderes Kapitel“, sagte Haselsteiner.

Benko hat offiziell seit Jahren kein formales Amt mehr im Signa-Konzern. Doch Haselsteiner sagte, der Tiroler habe dennoch „die Zügel in der Hand“ gehabt und „sehr wohl in Managemententscheidungen eingegriffen“ bzw. sei informiert gewesen. „Dazu sollte er auch stehen“, so Haselsteiner. Er stehe fallweise mit Benko telefonisch in Kontakt. „Ich glaube, er ist desperat, er kämpft um eine Haltung, verständlicherweise.“ Benko sei ein Verlierer in der Sache Signa und nehme die Lage ernst.

Haselsteiner zur Signa-Pleite

Signa-Anteilseigner Hans Peter Haselsteiner hat seine grundsätzliche Bereitschaft bekundet, Geld nachzuschießen – und seine Anteile an der Holding noch erhöht. Dabei könnte er viel Geld verlieren.

Geldspritze noch nicht entschieden

Für die Tochterfirma Signa Development, an der er beteiligt ist, hatte Haselsteiner Bereitschaft gezeigt, Geld zuzuschießen – bis zur Obergrenze von 25 Millionen Euro. Ob das noch geschieht, „kommt darauf an, ob die Organe, die Gläubigerversammlung, auf dieses Angebot zurückkommt“, so Haselsteiner. Dann könnte der Schaden in der Tochterfirma zumindest minimiert werden.

Der Konzern habe lange Zeit großen Erfolg gehabt und Geld eingebracht, so Haselsteiner. Doch sei er dann, so wie die gesamte Branche, „in einen Strudel geraten“. So wie die Signa hätten Dutzende Immobilienentwickler Insolvenz angemeldet, geschuldet sei das den externen Faktoren und Krisen, die die Zinsen „schnell und radikal“ in die Höhe trieben. Dazu kämen „hausgemachte Probleme, die vermeidbar gewesen wären“, so Haselsteiner.

„War nicht alert genug“

Die Signa sei zu schnell gewachsen, der Einstieg in die Handelssparte sei ein großer Fehler gewesen, der Ressourcen aufgezehrt habe. Auch selbst gestand Haselsteiner Versäumnisse ein: Er frage sich selbst, wieso er nicht mehr und kritisch hinterfragt habe. „Ich war nicht alert genug“, er habe zu viele Entwicklungen geduldet – ein „schmerzhaft teurer Fehler“. Wie viel der Fehler ihn unter dem Strich gekostet hat, „das wollen Sie gar nicht wissen“.

Haselsteiner verteidigte aber auch die Holding samt prominent besetztem Aufsichtsrat. Die Signa habe vor der Insolvenz keine einzige Immobilie unter dem Buchwert verkauft, trat er Vorwürfen entgegen. Der Aufsichtsrat sei von der Geschwindigkeit der Entwicklungen überrumpelt worden. Man habe aber wohl auch an der Hoffnung auf frisches Kapital zu lange festgehalten. Dass Bilanzen immer verspätet gelegt wurden, ist für Haselsteiner „kein großes Vergehen“.

Zentrale wird leergeräumt

Stunden vor dem ZIB2-Gespräch mit Haselsteiner wurde am Mittwoch damit begonnen, die Signa-Zentrale in der Wiener Innenstadt leerzuräumen. Viele waren gekommen, um sich die zuvor in einer Onlineauktion ersteigerten Inventarstücke aus dem Palais Ferstel abzuholen. Die ersten rund 300 Gegenstände gingen so am Mittwoch in Privatbesitz über.

Riesenbaustelle Signa

In der Signa-Zentrale sind die ersten ersteigerten Waren abgeholt worden. Wie es mit der Signa weitergeht, ist weiterhin offen.

Unklarheit über Projektgesellschaften

Über die zahlreichen Verstrickungen im einstigen Signa-Imperium herrscht indes weiter Unklarheit. So ist etwa die Zukunft der Projektgesellschaften der ebenfalls insolventen Signa-Immobilienfirma Development offen, auch nach dem Gläubigerausschuss am Dienstag. Über die Ergebnisse der Sitzung wurde Stillschweigen vereinbart, wie es hieß.

Signa-Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg hatte unlängst eine millionenschwere Summe von den Bestandsinvestoren gefordert, um die Finanzierung der Projektgesellschaften der Signa Prime und Development zu sichern. Eine entsprechende Frist verstrich am 15. Jänner ohne Ergebnisse. Im Raum steht nun ein Massekredit für Projektgesellschaften der beiden Firmen. Ein Massedarlehen ist vorrangig gegenüber den Forderungen, die vor Insolvenzeröffnung aufgenommen wurden.

Insolvenzreigen geht weiter

Der Insolvenzreigen im Firmengeflecht setzt sich aber auch während der Geldsuche fort. Erwischt hat es weitere deutsche Projektgesellschaften, wie aus Medienberichten vom Mittwoch hervorgeht. Laut deutschem „Tagesspiegel“ sind die Signa-Prestigeprojekte um die Berliner Karstadt-Immobilien auf dem Hermannplatz und dem Kurfürstendamm 231 pleite. Weitere Insolvenzen gab es auch in München, dort sei unter anderem die Eigentümergesellschaft des Galeria-Gebäudes auf dem Rotkreuzplatz insolvent, berichtete die Münchener „Abendzeitung“.

Der „Standard“ schrieb zuletzt von 32 deutschen Development-Tochtergesellschaften, die alleine am vergangenen Donnerstag Insolvenz anmelden mussten. Am vergangenen Freitag war die Insolvenz der Eigentümerin des wertvollen Elbtower-Grundstücks, die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG, publik geworden.

Am Mittwoch gesellte sich auch noch die Pleite der Signa SFS dazu. Das Unternehmen wurde 2022 als Signa Lima GmbH gegründet und leistet Finanzierungsberatung für Signa-Gesellschaften mit überwiegend österreichischen Kreditinstituten. Am Mittwoch wurde der Antrag auf ein Konkursverfahren gestellt, die Verbindlichkeiten liegen bei 23,3 Mio. Euro. Betroffen sind vier Mitarbeiter und 24 Gläubiger. Einer der Gläubiger ist wohl auch die Firma des Ex-Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP), SK Management. Diese hat dem Signa-Unternehmen im Vorjahr 2,4 Mio. Euro in Rechnung gestellt, davon seien aber erst 750.000 Euro bezahlt worden.

Bau von Vienna Twentytwo läuft weiter

Das Großprojekt Vienna Twentytwo der Signa Development AG und ARE in Wien hält sich inzwischen weiterhin über Wasser. Der Bau sei bereits zu 80 Prozent abgeschlossen und laufe weiter, hieß es am Mittwoch von der staatlichen Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) zur APA. Bei Vienna Twentytwo handelt es sich um ein teilweise bereits errichtetes Quartier in der Wiener Donaustadt.