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ORF/Christian Öser
Signa Holding

Sanierung nun doch ohne Eigenverwaltung

Die Muttergesellschaft der maroden Signa-Gruppe, die Signa Holding, vollzieht einen taktischen Schwenk im Sanierungsverfahren. Am Donnerstag beantragte die Signa Holding am Wiener Handelsgericht den Entzug der Eigenverwaltung, um sich von zeitlichem Druck zu befreien. Indes sorgten neue Enthüllungen für Aufsehen: Laut „Financial Times“ verschob die Signa vor der Insolvenz mehr als 300 Millionen Euro.

Ursprünglich hatte die insolvente Gesellschaft am 29. November ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt, es wurde am selben Tag am Handelsgericht Wien eröffnet. Nun aber wird der Änderungswunsch mit den laufenden Verfahren der Tochtergesellschaft Prime und Development begründet. Laut Creditreform segnete das Handelsgericht bereits den Antrag ab.

Die Holding ist an den beiden Töchtern maßgeblich beteiligt. Nachvollziehbare Informationen aus diesen Verfahren seien nötig, nun könne man weitere Entwicklungen bei den beiden Töchtern abwarten, heißt es im Antrag.

Die Sanierungsplan-Tagsatzungen sind für den 18. März angesetzt – für einen Sanierungsplan der Signa Holding zu spät. Durch den nunmehrigen Verfahrenswechsel entfällt der Zeitdruck. Die Tagsatzung, bei der die Gläubiger über den Sanierungsplan abstimmen sollen, war für 12. Februar anberaumt. Nun soll sie am 29. April stattfinden. Der Sanierungsverwalter der Holding, Christof Stapf, übernimmt auch die Geschäftsführung der Holding.

Drei Phasen

Bis dahin gingen die drei von Stapf organisierten Phasen weiter: Die operative Redimensionierung sei weitgehend abgeschlossen, die Verwertung von Assets, etwa der Verkauf von Inventar, sei teils abgeschlossen. Schließlich laufe auch noch die Strukturierung des Sanierungsplans.

Ob die Gläubiger die Leidtragenden sein werden, bleibt vorerst abzuwarten. Bei einem Verfahren mit Eigenverwaltung muss ihnen eine Quote von mindestens 30 Prozent angeboten werden, bei einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung sind es mindestens 20 Prozent der Forderungen, die im Rahmen des Verfahrens bedient werden müssen. Die derzeit angebotenen 30 Prozent wurden aber nicht zurückgezogen, teilte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) in einer Aussendung mit. Die Quote für die Gläubiger hängt letztlich von den Verhandlungen über den Sanierungsplan ab.

Laut Insolvenzantrag belaufen sich die Passiva der Holding auf 5,26 Milliarden Euro, wovon allerdings nur rund 252 Millionen Euro besichert sind.

KSV: Keine großen Auswirkungen

Die Sanierungsbestrebungen blieben nach wie vor aufrecht, so Karl Heinz Götze vom KSV1870. Große Folgen für das Insolvenzverfahren dürfte der Entzug der Eigenverwaltung nicht haben, „da bereits seit Eröffnung des Sanierungsverfahrens sämtliche Handlungen der Schuldnerin in engster Abstimmung mit dem Sanierungsverwalter erfolgten“, so Götze.

Bericht: 300 Millionen an Benkos Firmen

Unterdessen sorgt ein Bericht der „Financial Times“ für Aufregung in der Wirtschaftswelt. Laut diesem verschob das Tochterunternehmen Signa Development vor dem Insolvenzreigen noch mehr als 300 Millionen Euro an zwei Unternehmen, die von der Familie von Rene Benko kontrolliert werden. Die Zeitung bezieht sich dabei auf Finanzunterlagen. Die Signa Development habe 125 Millionen Euro an die Laura Finance Holding GmbH und weitere 190 Millionen Euro an die Laura Holding GmbH verliehen.

Gesellschafter der Laura Holding ist die nach Benkos Tochter benannte Laura Privatstiftung mit 42,1 Prozent. Stifter sind hier Benko und seine Mutter Ingeborg. 34,9 Prozent an der Laura Holding entfallen auf die Ameria Invest, an der unter anderem wiederum die Laura Holding mit 34,9 Prozent beteiligt ist. Die Laura Finance Holding wiederum ist im Besitz der Laura Holding.

Zusätzlich zu den Zahlungen an die Laura-Gesellschaften überwies Signa Development Hunderte von Millionen Euro an andere Unternehmen der Signa-Gruppe. Laut der Insolvenzerklärung von Signa Development rechne der Verwalter nicht damit, dass er etwas zurückbekommt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.

Haselsteiner will 25 Millionen zuschießen

Kritik an Benko übte am Mittwoch auch Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner in der ZIB2. Benko habe – obwohl er seit Jahren keine offizielle Führungsposition mehr hatte – „die Zügel in der Hand“ gehalten und in Entscheidungen des Managements eingegriffen. „Dazu sollte er auch stehen“, so Haselsteiner. Benko habe aber selbst auch einen großen Teil seines Vermögens, das in der Signa steckt, verloren.

Haselsteiner zur Signa-Pleite

Signa-Anteilseigner Hans Peter Haselsteiner hat seine grundsätzliche Bereitschaft bekundet, Geld nachzuschießen – und seine Anteile an der Holding noch erhöht.

Viele Gläubiger könnten mit einem blauen Auge davonkommen. „Wenn die Sanierung gelingt (…), glaube ich, werden die Gläubiger sehr bescheidene Verluste hinnehmen müssen“, so Haselsteiner. Verlierer seien vor allem die Investoren und die großen institutionellen Anleger. Auch er frage sich oft: „Wie konnte mir das passieren?“ Was Benko sonst noch besitze, wisse er nicht, das sei Privatsache. Auch könne er nicht sagen, ob Benko dem Konzern theoretisch Geld zuschießen könne, „die Bereitschaft ist ein anderes Kapitel“, sagte Haselsteiner.

Der Konzern habe lange Zeit großen Erfolg gehabt und Geld eingebracht, so Haselsteiner. Doch sei er dann, so wie die gesamte Branche, „in einen Strudel geraten“. Wie die Signa hätten Dutzende Immobilienentwickler Insolvenz angemeldet, geschuldet sei das den externen Faktoren und Krisen, die die Zinsen „schnell und radikal“ in die Höhe trieben. Dazu kämen „hausgemachte Probleme, die vermeidbar gewesen wären“, so Haselsteiner.