Russland: Vier Jahre Haft für Ultranationalisten Girkin

Der russische Ex-Geheimdienstoffizier und Ultranationalist Igor Girkin, bekannt unter dem Pseudonym Igor Strelkow, ist zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt worden.

Das Stadtgericht Moskau verhängte die Strafe, weil er zum Extremismus aufgerufen habe, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax heute meldete. Girkin dürfe auch drei Jahre keine Onlinemedien leiten. Die Verteidigung kündigte an, das Urteil anzufechten.

Igor Girkin in Haft, Juli 2023
Reuters/Yulia Morozova

Kriegsbefürworter und Putin-Kritiker

Girkin gilt als Befürworter des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, ist aber ein scharfer Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Der frühere Offizier des Inlandsgeheimdiensts FSB leitete 2014 den Aufstand russischer Kräfte im ukrainischen Donbas. Wegen seiner Rolle beim Abschuss einer Passagiermaschine über der Ostukraine mit 298 Toten wurde er in den Niederlanden in Abwesenheit wegen Mordes verurteilt.

In Russland lebte Girkin lange unbehelligt. Er konnte sogar die Militärführung als inkompetent kritisieren, als liberale Politiker längst wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee verhaftet wurden. Im Sommer 2023 wurde Girkin dann wegen angeblicher Aufrufe zu Terrorakten festgenommen.

Er hatte Putin Schwäche, Entschlusslosigkeit und feige Mittelmäßigkeit vorgeworfen. Beobachter gehen davon aus, dass Girkin damit dem Image des Kreml-Chefs bei dessen nationalistischer Wählerschaft zunehmend schadete.