LNG Tanker in Cameron Parish, Louisiana (USA)
Reuters/Marcy de Luna
Klimakrise

Biden legt LNG-Ausbau in USA auf Eis

US-Präsident Joe Biden hat den Ausbau der Exportinfrastruktur für Flüssigerdgas (LNG) unter Verweis auf den Klimawandel grundsätzlich infrage gestellt. Er ordnete am Freitag an, die Bauprojekte für neue Terminals an den US-Küsten vorerst auf Eis zu legen. Es gehe darum, die Klimakrise als das anzuerkennen, was sie sei, „eine existenzielle Bedrohung“, erklärte Biden. Die Entscheidung könnte nicht zuletzt für Europa relevant sein.

Die USA hatten die Förderung von Schiefergas in den vergangenen Jahren enorm ausgebaut und sind deshalb heute der weltweit größte Exporteur von LNG. Sieben Exportterminals sind im Betrieb, weitere in Planung, um die Exportkapazitäten weiter auszubauen. Deutschland ist ein bedeutender Kunde.

Der CO2-Ausstoß bei der Verbrennung von Gas zur Energiegewinnung ist bedeutend geringer als etwa bei Kohle. Dennoch ist Erdgas ein fossiler Brennstoff, bei dessen Verwendung nachhaltig im Erdboden eingelagertes CO2 freigesetzt wird. Die deutsche Regierung sieht Gas vor allem als Übergangsenergiequelle auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Nachfrage und Umweltfaktoren „besser verstehen“

„Wir müssen die Exportanträge im Lichte der neuesten Analysen in Bezug auf Wirtschaft, Umwelt und nationale Sicherheit prüfen“, sagte US-Energieministerin Jennifer Granholm. Ziel sei es, „die Bedürfnisse des Marktes, die langfristige Nachfrage und das Angebot sowie die Umweltfaktoren besser zu verstehen“. Bis dahin würden keine neuen Exportlizenzen erteilt.

Direkt betroffen von der Anordnung sind nach Angaben von US-Regierungsvertretern vier Terminalprojekte, für die bereits ein Antrag eingereicht wurde. Für andere bereits laufende Projekte könne vorerst keine Exportlizenz beantragt werden. Bereits erteilte Genehmigungen bleiben bestehen. Die Entscheidung bedeutet laut „New York Times“, dass vor der Wahl im November wohl keine Entscheidung mehr fällt. Es betrifft nicht zuletzt Europa, das seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, einen großen Teil seines Gasbedarfs durch US-Flüssiggas deckt. Und dieser Anteil sollte in den nächsten Jahren weiter steigen.

LNG Tanker in Westport, Oregon (USA)
AP/Panhandle Energy
Bestehender LNG-Terminal bei Lake Charles

Energiewirtschaft verwies auf Jobs

Vertreter der US-Energiewirtschaft hatten sich am Donnerstag in einem Schreiben an Ministerin Granholm gewandt. Sie argumentierten mit Arbeitsplätzen, welche die Erdgasindustrie in den USA sichere, sowie mit der Versorgungssicherheit Europas, das seit dem russischen Angriff auf die Ukraine bedeutend weniger Gas aus Russland bezieht.

Derzeit haben die USA sieben Exportterminals, und fünf weitere sind im Bau. Das Projekt, um das es nun vor allem geht, Calcasieu Pass 2, ist laut „New York Times“ eines von 17 weiteren geplanten Terminals und mit Abstand das bisher größte. Er würde in einem Schiffskanal zwischen dem Golf von Mexiko und Lake Charles in Louisiana um zehn Milliarden Dollar (9,2 Mrd. Euro) errichtet und die Exportkapazitäten mit einem Schlag um 20 Prozent erhöhen.

LNG Tanker in Boston
AP/Michael Dwyer
Ein LNG-Tanker im Hafen von Boston

Klimawandel als Wahlkampfthema

Bidens Ankündigung ist im Licht des anstehenden Präsidentschaftswahlkampfs zu sehen. Er geht damit auf Druck und Forderungen innerhalb seiner eigenen Partei und von Umweltschutzgruppen ein. Diese verweisen darauf, dass bei LNG-Produktion und -Transport besonders viel Methan ausgestoßen wird, das viel klimaschädlicher ist als CO2. Nach aktueller Lage läuft es bei der Wahl im November auf einen erneuten Zweikampf zwischen dem Demokraten und seinem republikanischen Vorgänger im Amt, Donald Trump, hinaus.

Trumps Republikaner „leugnen die Klimakrise“, erklärte Biden. Für die USA und ihre Bürger sei das „zukunftsgefährdend“. „Meine Regierung wird dabei nicht zusehen.“

Lob von deutschen Umweltgruppen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßte die Ankündigung. „Zum ersten Mal werden die LNG-Exportterminals in den USA sowohl auf ihre Klima- und Umweltauswirkungen als auch auf ihre Menschenrechtsverletzungen hin untersucht“, erklärte der Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Die DUH geht seit Monaten gegen den Bau weiterer LNG-Importterminals an den deutschen Küsten vor.

„US-Präsident Biden setzt ein klares Signal gegen fossiles Gas“, erklärte auch Petter Lyden von der Organisation Germanwatch. „Deutschland und die EU müssen einen realistischen Blick auf die sich verändernde globale Energielandschaft werfen, in der die Entscheidung der letzten Weltklimakonferenz zur Abkehr von fossilen Brennstoffen bereits Wirkung zeigt“, und ihre Abhängigkeit von Gas schnell reduzieren.