Wagenknecht will „politisch Heimatlose“ gewinnen

Sahra Wagenknecht will mit ihrer neuen Partei die von der deutschen Koalition enttäuschten Menschen gewinnen. „Wir machen uns jetzt auf den Weg, die Politik in Deutschland zu verändern“, sagte Wagenknecht heute auf dem ersten Bundesparteitag der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). „Wir tun das, weil wir spüren, da ist etwas am Kippen in unserer Gesellschaft.“

Es gebe „so viele Probleme, Unsicherheit, aber auch Empörung und Wut“, sagte Wagenknecht in ihrer Rede unter dem Beifall der knapp 400 Delegierten. „Immer mehr Menschen in unserem Land sind politisch heimatlos geworden.“

Die „Politik des Aussitzens und Wegmoderierens wird wahrscheinlich so nicht weitergehen“, sagte sie an die Adresse der Regierungskoalition. Die Frage sei, „mündet der Umbruch in Aufbruch oder in die Katastrophe“.

„Wir sind keine Linke 2.0“

Auch sie selbst habe „Angst vor dem Erstarken der AfD“, sagte Wagenknecht. Wer die Partei aber wirklich schwächen wolle, solle auch für einen Mindestlohn von wenigstens 14 Euro, höhere Renten und bezahlbare Energie demonstrieren, sagte sie mit Blick auf die derzeitigen Demonstrationen gegen rechts. Die Menschen sollten „am besten gleich für Neuwahlen und ein Ende der unsäglichen ‚Ampel‘-Politik“ auf die Straße gehen.

Mit Blick auf die von jahrelangem Streit geprägte Linkspartei, der Wagenknecht lange angehörte, rief sie die in Berlin versammelten BSW-Gründungsmitglieder zu Geschlossenheit auf. „Wir sind keine Linke 2.0“, betonte sie. Das müsse auch „für unseren Umgang miteinander gelten“, sagte Wagenknecht und appellierte: „Lasst uns pfleglich miteinander umgehen.“

Auf dem ersten BSW-Bundesparteitag sollen am Nachmittag noch das Europaprogramm verabschiedet und die Kandidatenliste für die Europawahl am 9. Juni aufgestellt werden.

Lafontaine hat Schlusswort

Das Schlusswort des Parteitags, der im ehemaligen DDR-Kino Kosmos in Berlin stattfindet, hält Wagenknechts Ehemann, der frühere SPD- und Linkenpolitiker Oskar Lafontaine.