Satellitenbild zeigt US-Basis in Jordanien
APA/AFP/Planet Labs
Tote US-Soldaten in Jordanien

Drohnenangriff erhöht Druck auf Biden

Nach dem tödlichen Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt am Sonntag in Jordanien wollen die USA nach den Worten von Präsident Joe Biden „alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, zu einem Zeitpunkt und in einer Weise, die wir wählen“. Wie die US-Reaktion auf die womöglich ersten im Zusammenhang mit dem Hamas-Terrorangriff und Gaza-Krieg stehenden toten US-Soldaten aussehen wird, bleibt abzuwarten – geht es nach der „New York Times“ („NYT“) sei Biden nun aber mit einer Situation konfrontiert, die er „seit mehr als drei Monaten befürchtet“ habe.

Der US-Zeitung zufolge habe es seit den Ereignissen vom 7. Oktober in der Region zwar mehr als 150 Angriffe durch vom Iran unterstützte Milizen auf amerikanische Streitkräfte gegeben. Und auch der Angriff in Jordanien unterscheide sich „nicht grundlegend von dem, was die amerikanischen Streitkräfte seit mehr als drei Monaten erlebt haben“, so die „NYT“ – „abgesehen von der Tatsache, dass er erfolgreicher war“.

Der genannte Hintergrund: Während zuvor der Großteil der Angriffe entweder abgewehrt bzw. wenige bis gar keine Schäden hinterlassen habe, wurden in Jordanien nun drei US-Soldaten getötet und mehr als 40 weitere Personen verletzt. Am Montag gab das US-Verteidigungsministerium die Namen der drei Getöteten bekannt.

Joe Biden
AP/Jacquelyn Martin
Joe Biden kündigte nach dem Angriff eine „zeitnahe“ Reaktion der USA an

US-Angriffe auf Huthi-Stellungen

Bidens Berater und beteiligte US-Beamte waren sich bei einer nach dem Angriff eilends einberufenen Videokonferenz darüber einig, dass diesmal ein anderes Maß an Reaktion notwendig sei, als es bei den bisherigen Angriffen der Fall war, wie die „NYT“ weiter berichtete.

Von den USA als „begrenzte Angriffe“ bezeichnete Militäraktionen gab es zuletzt etwa nach Angriffen auf die Schifffahrt im Roten Meer gegen Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen. Auch gegen vom Iran unterstützte Gruppen im Irak und in Syrien habe es schon mehrmals US-Vergeltungsmaßnahmen gegeben, so CNN mit dem Verweis auf die offene Frage, in welchem Umfang Biden diesmal reagieren werde.

„Wollen keinen Krieg mit dem Iran“

„Die Frage, die sich Biden stellt, ist, ob er nur auf die Ereignisse in der Region reagieren will oder ob er eine größere Botschaft aussenden will, die versucht, ein Gefühl der Abschreckung wiederherzustellen, das es in der Region seit Monaten nicht mehr gibt“, zitiert die Zeitung dazu Brian Katulis vom Washingtoner Middle East Institute.

Ob Biden, wie von republikanischer Seite bereits eingefordert, nun auch Angriffe auf Ziele im Iran erwägt, erscheint Beobachtern zufolge mehr als fraglich. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, betonte am Montag, Biden werde „in einer sehr konsequenten Weise“ antworten. „Aber wir wollen keinen Krieg mit dem Iran“, sagte Kirby dem Nachrichtensender CNN. „Wir streben keinen größeren Konflikt im Nahen Osten an.“

USA: Vom Iran unterstützte Gruppe hinter Angriff

Nach Angaben vom Weißen Haus sei man noch dabei, die Fakten zu dem Angriff zusammenzutragen. Wie Biden in einer ersten Erklärung mitteilte, sei der Anschlag „von radikalen, vom Iran unterstützten militanten Gruppen“ verübt worden, die in Syrien und im Irak operierten.

Der Islamische Widerstand im Irak, eine Dachorganisation militanter radikalislamischer und vom Iran unterstützter Gruppen, bekannte sich zu Angriffen auf drei Stützpunkte, darunter einen an der jordanisch-syrischen Grenze. Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen erklärte dagegen, die Regierung in Teheran sei nicht in den Anschlag auf drei US-Soldaten im Nordosten Jordaniens nahe der syrischen Grenze verwickelt.

Mit US-Drohne verwechselt?

Die feindliche Drohne wurde offenbar mit einer amerikanischen, gerade auf dem Rückflug zur US-Basis befindlichen Drohne verwechselt, wie US-Medien am Montag mit Verweis auf einen ersten, nicht öffentlichen Untersuchungsbericht mitteilten. Infolgedessen habe es auch keine Bemühungen gegeben, die feindliche Drohne abzuschießen, heißt es dazu etwa vonseiten der Nachrichtenagentur AP mit Verweis auf mit der Sache vertraute, auf Anonymität bestehende Personen.

Auf dem Militärstützpunkt sind laut US-Zentralkommando für den Nahen Osten (CENTCOM) rund 350 Angehörige der US-Armee und der US-Luftstreitkräfte stationiert, die „eine Reihe von wichtigen Unterstützungsaufgaben“ wahrnehmen, unter anderem für die internationale Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Moskau und Peking warnen vor Eskalation

Russland und China warnten unterdessen vor einer weiteren Gewalteskalation. „Unserer Ansicht nach ist das allgemeine Spannungsniveau sehr besorgniserregend“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Es seien jetzt „Schritte zur Deeskalation“ nötig. China warnte vor einem „Teufelskreis der Vergeltung“. Es sei zu hoffen, „dass alle betroffenen Parteien ruhig und zurückhaltend bleiben“, sagte der chinesische Außenamtssprecher Wang Wenbin in Peking.

Hamas: „Botschaft an die US-Regierung“

US-Medien zufolge ist es das erste Mal seit Beginn des Gaza-Krieges, dass US-Soldaten im Nahen Osten durch einen feindlichen Angriff getötet wurden. Wegen des Krieges, der mit dem Überfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober begonnen hat, ist die Sicherheitslage in der gesamten Region angespannt. Die USA betonten immer wieder, dass sie befürchten, dass sich der Konflikt im Nahen Osten zu einem regionalen Krieg ausweiten könnte.

Ein hoher Beamter der vom Iran unterstützten Hamas, Sami Abu Zuhri, brachte den Angriff direkt mit Israels Operation im Gazastreifen in Verbindung. „Die Tötung dreier amerikanischer Soldaten ist eine Botschaft an die US-Regierung, dass sie die gesamte Nation konfrontieren muss, wenn das Töten Unschuldiger in Gaza nicht aufhört“, sagte er gegenüber Reuters.

Jordanien „verurteilte den Terroranschlag auf einen Außenposten an der Grenze zu Syrien“, meldete die nationale Nachrichtenagentur Petra. Der irakische Regierungssprecher Basim Alawadi verurteilte den Drohnenangriff im benachbarten Jordanien, samt der Sorge über die „alarmierenden Sicherheitsentwicklungen in der Region“, scharf.

Republikaner für „verheerende Vergeltung“

Die republikanischen Gegner Bidens werteten den Angriff als Beweis für das Versagen des demokratischen Präsidenten, den Iran zu konfrontieren. „Die einzige Antwort auf diese Angriffe muss eine verheerende militärische Vergeltung gegen terroristische Kräfte des Iran sein … Alles andere würde Joe Biden als Feigling bestätigen“, sagte der republikanische Senator Tom Cotton in einer Erklärung.

Der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, sagte, Bidens Untätigkeit ermutige die Feinde der Vereinigten Staaten im Nahen Osten. „Es ist an der Zeit, diese Aggression ernst zu nehmen.“