Bauarbeiten des „Lamarr“-Gebäudes
ORF/Christian Öser
Lamarr betroffen

Signas KaDeWe-Gruppe insolvent

In der schwer angeschlagenen Signa-Gruppe des Tirolers Rene Benko hat es am Montag neuerlich eine Großpleite gegeben. Die deutsche Handelsfirma KaDeWe Group mit den drei Luxuskaufhäusern KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus in Deutschland hat Insolvenz angemeldet. Auf der Wiener Mariahilfer Straße steht vom geplanten Kaufhaus Lamarr bisher erst der Rohbau. Die Liegenschaft ist mit einem Pfandrecht von 390 Mio. Euro belastet, berichtete „Wien heute“ – das könnte einen Verkauf erschweren.

Der Betrieb der Kaufhäuser in Deutschland läuft aber weiter, so das Unternehmen laut deutschen Nachrichtenagenturen am Montag. Beantragt worden sei ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Das Handelsunternehmen betonte, dass vor allem die Mieten an den drei Standorten in Deutschland das Geschäft belasten. Sie machten „ein nachhaltiges, ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich“, hieß es.

Laut einem Bericht im „Handelsblatt“ von Dezember, den die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“)am Montag zitiert, beläuft sich die Jahresmiete im Oberpollinger in München auf 20 Prozent des Umsatzes, im Alsterhaus in Hamburg auf 17 Prozent und im KaDeWe in Berlin auf 13 Prozent. Üblich auf dem Markt seien Mieten von bis zu zwölf Prozent, so die „SZ“.

Blick auf Gebäude „KaDeWe“ von außen
APA/AFP/Tobias Schwarz
Das berühmte KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin, das der ganzen Gruppe den Namen gab

Der Mitteilung von Montag zufolge hat die KaDeWe-Gruppe im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von knapp 728 Mio. Euro erwirtschaftet – ein Plus von fast 24 Prozent im Vergleich zum Vor-CoV-Geschäftsjahr 2018/2019. Die Gruppe beschäftigt eigenen Angaben zufolge etwa 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

50,1 Prozent in thailändischer Hand

Eine Insolvenz in Eigenverwaltung anstatt mit Hilfe eines Insolvenzverwalters beantragen in der Regel Unternehmen, die gute Aussichten haben, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Es ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt auf eine Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt.

Grafik zur Signa-Gruppe
Grafik: APA/ORF; Quelle: Unternehmen

50,1 Prozent der KaDeWe Group gehören der Central Group der thailändischen Familie Chirathivat und zu 49,9 Prozent der Signa Retail, zu der auch Galeria Karstadt Kaufhof gehört. Die Signa Retail hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln. Galeria Karstadt Kaufhof beantragte vor drei Wochen ein Insolvenzverfahren.

Spar-Vorstand an Lamarr interessiert

Auch die Zukunft des Lamarr-Kaufhauses in Wien steht auf der Kippe. Die Wiener Projektgesellschaft hat noch nicht Insolvenz angemeldet. Ein offizieller Baustopp wurde bisher nicht verkündet, für Anfang 2025 war die Eröffnung anvisiert.

Seit November war keine größere Aktivität auf der Lamarr-Baustelle erkennbar. Bereits vor mehreren Wochen forderte der Bezirksvorsteher von Wien-Neubau, Markus Reiter (Grüne), die Stadt Wien zum Handeln auf, damit das Lamarr nicht zu einer Bauruine verkomme. Von der Stadt Wien hieß es kurz darauf, man rechne mit einer Fertigstellung des Gebäudes – mehr dazu in wien.ORF.at.

Concept-Art vom Gebäude „Lamarr“
APA/K18
So soll das Lamarr in Wien aussehen, wenn es denn je fertig wird

„Wien heute“ zitierte Montagabend Branchenkenner, die ihre Namen nicht genannt wissen wollten, wonach „viel Zeit vergehen wird, bis die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden und sich ein Käufer gefunden hat“. Mögliche Investoren könnten abwarten, um günstiger einzusteigen, je länger die Baustelle stillsteht, sollte nicht die Central Group rasch in die Bresche springen.

Pfandrechtliche Belastung hat Folgen für Käufer

Außerdem gibt es auf das Grundstück ein Pfandrecht in der Höhe von insgesamt 390 Mio. Euro. Dieses liegt bei der Bank Austria (295 Mio. Euro) und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (95 Mio. Euro). „Wenn die Liegenschaft, auf der das Kaufhaus Lamarr gebaut werden soll, pfandrechtlich belastet ist, bedeutet das natürlich für einen Käufer, dass er sich mit dem Pfandrecht auseinandersetzen muss – weil ein Kaufpreis zuerst zur Abdeckung der grundbücherlich besicherten Verbindlichkeiten dient“, so AKV-Expertin Cornelia Wesenauer in „Wien heute“.

Geplantes Kaufhaus Lamarr betroffen

In der schwer angeschlagenen Signa-Gruppe von Rene Benko hat es heute nicht ganz unerwartet wieder eine Großpleite gegeben: Die deutsche Handelsfirma KaDeWe Group hat Insolvenz angemeldet. Das betrifft auch das geplante Kaufhaus Lamarr in Wien.

Ein Käufer muss vorhandene Schulden tilgen. Spekuliert wurde im Bericht auch darüber, ob statt eines großen Kaufhauses praktisch im gesamten Gebäude nach der neuen Pleite im Benko-Firmenkonstrukt nun womöglich nur in den unteren Etagen Geschäfte, darüber aber Wohnungen und Büros einziehen könnten. Laut Experten gebe es in der Wiener Innenstadt rund um den Kohlmarkt schon genug Luxusgeschäfte.

Einen Interessenten für das Lamarr gibt es bereits. Spar-Vorstandschef Hans Reisch zeigte sich in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ vom Wochenende interessiert. „Um das Hedy Lamarr – also damals den Leiner in der Mariahilfer Straße – haben wir uns schon vor dem Verkauf an Rene Benko sehr bemüht, sind aber nicht zum Zug gekommen“, sagte Reisch. „Das wäre nach wie vor ein Asset, an dem wir interessiert wären. Konkret ist aber nichts.“

Alsterhaus in der Nacht
IMAGO/Eckhard Stengel
Das Alsterhaus in Hamburg gehört auch zur KaDeWe-Gruppe

Signa-Holding-Gläubiger wollen 8,6 Mrd.

Unterdessen meldeten die Gläubiger der insolventen Signa Holding Forderungen von insgesamt gut 8,6 Milliarden Euro an. Das teilte der Insolvenzverwalter der Dachgesellschaft des in Schieflage geratenen Immobilienimperiums am Montag mit. Die Forderungen der Gläubiger haben sich damit seit November um mehr als 70 Prozent erhöht.

Im Insolvenzantrag der Signa Holding, der im November beim Handelsgericht Wien eingebracht wurde, wurden die Gesamtverbindlichkeiten der Signa Holding noch mit fünf Milliarden Euro beziffert, jetzt wurden gut 8,6 Milliarden angemeldet. Laut dem gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter Christof Stapf wurden allerdings bisher nur Forderungen von rund 80,3 Millionen Euro – also ein Bruchteil davon – anerkannt, der Rest, also weit über 8,5 Milliarden, ist nicht anerkannt.

Viele Forderungsanmeldungen seien ohne die erforderlichen Unterlagen oder zu spät beim Gericht eingegangen. Insgesamt hätten 302 Gläubiger Forderungen angemeldet. Der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass die Forderungen in dem Ausmaß voraussichtlich nicht standhalten werden.

Wie sich die Forderungen laut Stapf aufteilen

Allein rund 5,1 Milliarden Euro würden auf Haftungsansprüche (großteils aus Garantien und Patronatserklärungen) und 1,6 Milliarden Euro auf gruppeninterne Zahlungen, etwa Darlehen, entfallen, so der Insolvenzverwalter. Forderungen innerhalb der Gruppe seien vollständig bestritten worden, hieß es.

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen seien mit rund 1,5 Millionen Euro vergleichsweise überschaubar, ebenso die Abgabenforderungen der öffentlichen Hand von rund 940.000 Euro und Mietforderungen von rund 260.000 Euro.

„Es wird an den Gläubigern liegen, die für eine ordnungsgemäße Bearbeitung der Forderungsanmeldungen erforderlichen Unterlagen über das Insolvenzgericht zur Verfügung zu stellen“, sagte Stapf. Bestrittene Forderungen könnten durch eine Klage beim Insolvenzgericht geltend gemacht werden. Dafür sei den Gläubigern eine Frist von zwei Monaten eingeräumt worden. Der Insolvenzverwalter werde in dieser Zeit die Forderungen weiter prüfen.

Keine Insolvenz in Eigenverwaltung

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die Signa Holding im Sanierungsverfahren die Eigenverwaltung zurücklegt, und damit der Sanierungsverwalter das Ruder übernimmt. Eine Herabsetzung der Insolvenzquote wurde bisher nicht beantragt. Den Gläubigern wird eine Quote von mindestens 30 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Die Abstimmung über den Sanierungsplan ist für Ende April geplant.

Darüber hinaus teilte der Insolvenzverwalter mit, dass die Gespräche über den Verkauf der Signa-Beteiligung am New Yorker Chrysler Building und an Medien weiter im Gange seien. Zudem seien zwei Schiedsklagen vonseiten Mubadala aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und AM1 aus Katar weiter anhängig, hieß es. Dabei geht es nach Angaben des Insolvenzverwalters um Zahlungen von 713 Millionen Euro beziehungsweise 296 Millionen Euro. Die Signa Holding hatte aufgrund der Insolvenz die Unterbrechung beider Verfahren beantragt.