Komponist Luigi Nono vor 100 Jahren geboren

Gestern vor 100 Jahren ist der Komponist Luigi Nono in Venedig geboren worden. Er zählte zu den renommiertesten Vertretern zeitgenössischer Musik. In seinem Werk verband er avantgardistische Ausdrucksformen mit einer revolutionär-sozialistischen Botschaft. Prägend für ihn war der österreichische Komponist Arnold Schönberg, mit dessen Tochter Nuria er verheiratet war.

Nono studierte zunächst Jus an der Universität Padua, daneben Musik am Konservatorium in Venedig. 1950 wurde sein erstes Werk „Variazioni canoniche“ bei den Darmstädter Ferienkursen aufgeführt, an denen Nono auch als Dozent regelmäßig teilnahm, bis es 1961 zum Bruch mit dem „Darmstädter Kreis“ kam.

Komponist Luigi Nono, 1987
IMAGO/Michel Neumeister/Werner Neumeister

Mit „Il canto spospeso“ für Sopran, Alt, Tenor, Chor und Orchester erlangte er 1956 internationale Aufmerksamkeit. Nono, der seit 1952 Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens war, unterrichtete in den kommenden Jahren in verschiedenen europäischen Ländern, darunter auch in der Sowjetunion. Die USA verweigerten ihm 1965 die Einreise.

Tonbänder mit Alltagsgeräuschen

Ab den 1960er Jahren setzte sich Nono intensiv mit den Möglichkeiten der elektronischen Musik auseinander und nutzte Tonbänder mit Alltagsgeräuschen, Industrielärm, aber auch politischen Parolen. Seinen Werken liegen unter anderem Themen wie Auschwitz, der Vietnam-Krieg und der Klassenkampf zugrunde.

Mit seiner Oper „Intolleranza“ entstand eines seiner einflussreichsten Werke, dessen Uraufführung 1960 in Venedig jedoch empörte Reaktionen des Publikums hervorrief. 1971 komponierte Nono „Ein Gespenst geht um die Welt“ nach Texten von Karl Marx. Auch in Fabriken vor bis zu 5.000 Arbeiterinnen und Arbeitern kam Nono zur Aufführung.

Kunst im Dienst der Revolution

1975 erreichte er mit seinem Bühnenwerk „Al gran sole carico d’amore“, das die Rolle der Frauen in Revolutionskämpfen beleuchtet, einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere. Auch bei dessen Uraufführung in Mailand kam es zu Missfallensbekundungen.

„Die Schönheit stellt sich der Revolution nicht entgegen“: Mit diesem Zitat Che Guevaras beschrieb Nono seinen lebenslangen Versuch, Kunst in den Dienst seiner politischen Botschaft zu stellen. Bei allen Schwierigkeiten, die vor allem konservative Kreise mit dem politischen Menschen Nono hatten: Sein musikalischer Rang war unumstritten. Er starb am 8. Mai 1990 in seiner Heimatstadt Venedig.