Österreich dankt NS-Vertriebenen für Annahme von Pass

Mit einem Festakt im Palais Niederösterreich hat Österreich heute jene Tausenden NS-Vertriebenen gewürdigt, die infolge einer Gesetzesnovelle vor fünf Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft wieder angenommen haben.

„Mit ihnen als Teil der Gesellschaft mache ich mir weit weniger Sorgen um die Zukunft dieses Landes“, sagte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in Richtung von zwölf „Neo-Österreichern“ aus aller Welt, die nach Wien gekommen waren.

Ausdrücklich dankte der Minister den mittlerweile bereits 26.000 Menschen für die Annahme des österreichischen Passes auf dieser Basis. „Sie haben damit einen Akt des Vertrauens gesetzt“, sagte Schallenberg.

Die österreichische Gesellschaft habe sich in Bezug auf ihre Geschichte „viel zu lange selbst belogen“, suche aber nun umso bewusster und nachdrücklicher die Auseinandersetzung mit ihr, so der frühere Bundeskanzler.

Novelle von allen Parlamentsparteien beschlossen

Schallenberg äußerte sich im Beisein von Ex-Kanzlerin Brigitte Bierlein und Ex-Innenminister Wolfgang Peschorn, in deren Amtszeit die Novelle mit Zustimmung aller Nationalratsparteien beschlossen worden war.

Der neue Paragraf 58c des Staatsbürgerschaftsgesetzes weitete eine zuvor nur für unmittelbare NS-Vertriebene geltende Bestimmung auf deren Nachfahren aus.

Buchpräsentation ursprünglich für November geplant

Anlass der Veranstaltung war die Präsentation des Buches „Wir und Österreich – 15 Stimmen“, in dem 15 Personen über ihre Rückkehr in den österreichischen Staatsverband berichteten.

Die Veranstaltung habe eigentlich schon im November stattfinden sollen, doch sei kurz nach dem Hamas-Massaker niemandem zum Feiern zumute gewesen, berichtete Schallenberg. Er erinnerte daran, dass sich unter den von der Terrororganisation in den Gazastreifen verschleppten Geiseln auch ein israelisch-österreichischer Familienvater befindet.