Greenpeace kritisiert Verbauung fruchtbarer Böden

Heuer werden in Österreich fast nur fruchtbare Böden verbaut. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute veröffentlichte Analyse der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Laut Berechnungen der NGO handelt es sich bei rund 95 Prozent der Fläche, die heuer verbaut wird, um agrarisch nutzbare Böden. Das entspricht einer Fläche von rund 4.300 Hektar oder beinahe der Grundfläche der oberösterreichischen Stadt Wels.

Zu landwirtschaftlicher Nutzfläche zählt Greenpeace in der Analyse Äcker, Wiesen sowie Obst- und Weingärten. Für ihre Prognose verwendete die Umweltschutzorganisation die Daten zu den landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Gemeindedatenbank des Landwirtschaftsministeriums aus den Jahren 2017 bis 2023.

Größte Fläche in NÖ, prozentuell Salzburg voran

Im Vergleich mit den anderen Bundesländern wird Niederösterreich 2024 laut Greenpeace-Analyse mit rund 1.000 Hektar am meisten fruchtbare Böden verbauen. An zweiter Stelle folgt Oberösterreich. Jeder zweite Acker, der in Österreich verbaut wird, liege in Niederösterreich, so die NGO.

Prozentuell an der jeweiligen Nutzfläche des Landes gerechnet verlieren laut der Analyse Salzburg und Kärnten die größte landwirtschaftliche Fläche. Die beiden Bundesländer verfügen aufgrund ihrer bergigen Landschaft ohnehin über wenig landwirtschaftliche Nutzfläche. Würden in den beiden Bundesländern „weiterhin in diesem Tempo fruchtbare Böden zerstört“, könne dort in 200 Jahren „gar keine Landwirtschaft mehr betrieben werden“, so Greenpeace.

Forderung von Beschränkung auf 2,5 Hektar pro Tag

Die Verschwendung von wertvollen Agrarböden treibe das Höfesterben an und gefährde die regionale Lebensmittelproduktion, so Greenpeace. Anlässlich der derzeit laufenden Wintertagung des Ökosozialen Forums forderte die Umweltschutzorganisation, dass Bund, Länder, Städte- und Gemeindebund die Gefahr für Landwirtinnen und Landwirte „ernst nehmen und endlich eine ambitionierte Bodenschutzstrategie“ beschließen.

Für Greenpeace gehört dazu auch, den Bodenverbrauch in Österreich bis 2030 auf maximal 2,5 Hektar pro Tag zu begrenzen. Dieses Ziel steht auch im aktuellen Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen. Ob eine gesetzliche Umsetzung noch in dieser Legislaturperiode erfolgt, gilt allerdings als fraglich. Vor allem aus manchen Bundesländern wie Oberösterreich sowie vom Gemeindebund kam zuletzt starker Widerstand.

Für Greenpeace „ist es ein Armutszeugnis, dass noch immer keine Bodenschutzstrategie mit klarem Reduktionsziel beschlossen wurde“, so Melanie Ebner, Landwirtschaftsexpertin bei der Umweltschutzorganisation. „Die ÖVP muss ihre Blockadehaltung aufgeben und 2024 endlich eine ambitionierte und wirksame Bodenschutzstrategie beschließen“, sagte Ebner.

Grüne sehen sich durch Analyse bestätigt

In dieselbe Kerbe schlug heute die Landwirtschaftssprecherin und Generalsekretärin der Grünen, Olga Voglauer. Es brauche „vor allem Verbindlichkeit – denn Ziele und Strategien ohne festgeschriebene Zielwerte reichen nicht aus, um unsere Lebensgrundlage nachhaltig zu schützen und die Ernährungssicherheit aufrechterhalten zu können“, so Voglauer in einer Aussendung.

Sie forderte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) auf, „Verantwortung für den Bodenschutz und gegenüber den heimischen Landwirtinnen und Landwirten zu übernehmen“. Totschnig hatte sich noch Ende des Vorjahres optimistisch gezeigt, dass eine österreichweite Bodenschutzstrategie noch von dieser Regierung umgesetzt werde.