Erstmals nach über 20 Jahren sei wieder mehr Strom ins Ausland exportiert als importiert worden, so die Regulierungsbehörde. Die Gasspeicher sind prall gefüllt. Schon in den vergangenen Monaten war der Strom- und Gasverbrauch Monat für Monat gesunken. Im gesamten Kalenderjahr 2023 wurden mit 60,7 Terawattstunden (TWh) um rund fünf Prozent weniger Strom in Österreich verbraucht als im Jahr davor. Der Gasverbrauch sank um 12,5 Prozent auf 75,6 TWh, geht aus Daten der E-Control hervor.
Ein ähnliches Bild zeigte sich im Dezember 2023: Der Stromverbrauch ging um 1,5 Prozent zurück, der Gasverbrauch um neun Prozent. Bereits im ersten Jahr des Ukraine-Krieges mit rapiden Preisanstiegen und der unsicheren Versorgung war der Gasverbrauch von 94,8 TWh auf 86,4 TWh gesunken.
Elf Prozent aus Windkraft
Die inländische Stromerzeugung stieg im Gesamtjahr 2023 um rund sechs Prozent auf 71,15 TWh. Der Anteil der Wasserkraftwerke an der gesamten Stromproduktion lag im Vorjahr mit 40,9 TWh bei rund 57,7 Prozent, jener der Wärmekraftwerke bei 19 Prozent. Die Erzeugung der Windkraftanlagen trug 11,3 Prozent zur Gesamtproduktion bei.
Österreich importierte im vergangenen Jahr 21,55 TWh Strom, ein Viertel weniger als 2022. Demgegenüber wurden mit 21,62 TWh um fast neun Prozent mehr Strom exportiert als im Jahr davor. „Dies bedeutet auch, dass Österreich im Jahr 2023 nach über 20 Jahren erstmals wieder mehr Strom ins benachbarte Ausland exportierte als importierte“, hieß es von der E-Control.
Neun Prozent mehr Gas eingespeichert als 2022
Bei Gas sank die inländische Jahresproduktion (inklusive Einspeisung biogener Gase) um zehn Prozent auf rund 6,3 TWh. Der Speicherinhalt bei Gas lag zu Jahresende 2023 mit rund 90,8 TWh um fast neun Prozent über dem Stand des Jahres davor. Im gesamten Kalenderjahr 2023 wurden rund 168 TWh Gas aus dem Ausland importiert und 90,2 TWh exportiert.
Verbindung zu Speicher Haidach in Bau
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine versucht der Westen, von russischen Öl- und vor allem Gaslieferungen unabhängig zu werden. Für Österreich war und ist die Herausforderung – mit einer Abhängigkeit von mehr als 80 Prozent bei Gas im Februar 2021 – besonders groß. Bis Oktober des Vorjahres war dieser Anteil laut E-Control-Angaben auf 53 Prozent gesenkt worden. Die völlige Abkoppelung von russischem Gas wird laut Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) aber noch bis 2027 dauern.
Laut E-Control soll Mitte des heurigen Jahres Österreichs Gasleitungsnetz an den Speicher Haidach, der derzeit vor allem Deutschland versorgt, angeschlossen werden. Und durch das Leitungsprojekt „WAG Loop“ sollen weitere Kapazitäten aus Deutschland nach Österreich gebracht werden. Dazu bekommt Österreich auch mehr Gas aus Italien, darunter vor allem Flüssigerdgas.