Zerstörung nach US-Luftschlag im Irak
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US-Vergeltungsangriffe

Irak und Syrien melden Todesopfer

Mehrere Tage nach dem tödlichen Angriff proiranischer Milizen auf US-Soldaten in Jordanien hat das US-Militär mit einem umfassenden Gegenschlag auf Ziele im Irak und in Syrien reagiert. Der Irak meldete am Samstag 16 Todesopfer. In Syrien sollen fast 30 Menschen ums Leben gekommen und „erhebliche Schäden“ entstanden sein. US-Präsident Joe Biden stellte weitere Militäraktionen in Aussicht.

Das US-Militär beschoss nach eigenen Angaben mehr als 85 Ziele aus der Luft, darunter Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die von iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt würden, teilte das US-Regionalkommando Centcom am Freitag mit.

„Unsere Antwort hat heute begonnen. Sie wird fortgesetzt zu Zeiten und an Orten unserer Wahl“, erklärte US-Präsident Biden am Freitag. Die Vereinigten Staaten strebten keinen Konflikt im Nahen Osten oder irgendwo sonst auf der Welt an, betonte er. „Aber all jene, die uns Schaden zufügen wollen, sollen Folgendes wissen: Wenn Sie einem Amerikaner Schaden zufügen, werden wir darauf reagieren.“

Luftschläge dauerten 30 Minuten

Bei dem Vergeltungsschlag der Amerikaner nahm das Militär nach Angaben der US-Regierung sieben größere Stellungen ins Visier – drei davon im Irak, vier in Syrien. Die Luftschläge hätten etwa 30 Minuten gedauert, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby.

US-Präsident Joe Biden
Reuters/Evelyn Hockstein
Biden stellte weitere Militäraktionen der USA in Aussicht

An dem Einsatz seien zahlreiche Flugzeuge beteiligt gewesen – darunter auch strategische Bomber des Typs B-1, die aus den USA entsandt worden seien. Die Ziele seien sorgfältig ausgewählt worden, um zivile Opfer zu vermeiden. Über Opfer unter den Milizionären gebe es noch keine Informationen, so Kirby.

Irak: 16 Tote

Im Westen des Irak wurden bei den Angriffen nach Angaben aus Bagdad 16 Menschen getötet, darunter Zivilpersonen. Regierungschef Mohammed Schia al-Sudani wies „falsche Vorwürfe“ zurück, wonach es vor den Bombardierungen eine „Abstimmung“ mit Washington gegeben habe.

Zerstörung nach US-Luftschlag im Irak
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Szenerie nach US-Luftschlag im Irak: Bagdad verurteilte den Angriff

Man verurteile die Angriffe als „neue Aggression gegen die Souveränität des Irak“, so Sudani. Die Präsenz der von den USA geführten Militärkoalition in der Region sei „zu einem Grund für die Bedrohung der Sicherheit und Stabilität im Irak und zu einer Rechtfertigung für die Einbeziehung des Irak in regionale und internationale Konflikte geworden“.

Syrien: US-Besetzung „kann nicht weitergehen“

Aus Syrien hieß es, dass „eine Reihe von Zivilisten und Soldaten getötet“ und weitere verletzt worden seien. Es habe „erhebliche Schäden“ gegeben, teilte die Armee mit. An Washington gerichtet erklärten die Streitkräfte, die „Besetzung von Teilen Syriens durch US-Streitkräfte kann nicht weitergehen“. Der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London zufolge wurden in Syrien mindestens 29 Mitglieder proinranischer Milizen getötet. Sie hätten in den attackierten Stellungen Wache gehalten, hieß es.

Die Armee sei entschlossen, „das gesamte syrische Staatsgebiet von Terrorismus und Besatzung zu befreien“. In Syrien sind im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) noch rund 900 US-Armeeangehörige stationiert, im Irak rund 2.500.

Iran verurteilt Angriffe

Der Iran verurteilte die US-Luftschläge als „Verletzung der territorialen Integrität“ des Irak und Syriens. Außenministeriumssprecher Nasser Kanaani nannte sie einen „weiteren gewagten und strategischen Fehler“ der USA. Er warnte vor einer weiteren Erhöhung der Spannungen und Instabilität in der Nahost-Region.

Russland verurteilte die US-Raketenschläge als Zeichen einer aggressiven Außenpolitik Washingtons und will deswegen den Weltsicherheitsrat anrufen. „Wir versuchen, eine schnelle Erörterung der entstandenen Lage im UNO-Sicherheitsrat zu erreichen“, sagte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa einer Mitteilung des Ministeriums zufolge. Das von Russland eingeforderte Treffen im UNO-Sicherheitsrat ist Diplomatenkreisen zufolge für Montag um 22.00 Uhr (MEZ) vorgesehen.

Biden: „Vom Iran unterstützte Gruppe“

Vergangenen Sonntag waren bei einem Drohnenangriff proiranischer Milizen in Jordanien in der Nähe der syrischen Grenze drei US-Soldaten getötet worden, zahlreiche weitere wurden verletzt. Kurz vor den Vergeltungsschlägen waren am Freitag die Leichname der drei US-Soldaten, die in Jordanien getötet wurden, in die USA überstellt worden. Biden erwies ihnen auf dem Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware die letzte Ehre.

Biden machte „radikale, vom Iran unterstützte militante Gruppen“ für den Angriff verantwortlich und drohte mit Vergeltung. Am Mittwoch schrieb die US-Regierung die Attacke offiziell einer Gruppe mit dem Namen „Islamischer Widerstand im Irak“ zu, die den Angriff zuvor bereits für sich reklamiert hatte.

US-Militär fliegt Vergeltungsangriffe

Das US-Militär hat in Syrien und im Irak erste Angriffe geflogen. Sie sollen die Tötung von drei US-Soldaten bei einem Drohnenangriff in Jordanien vergelten. Mit dem Angriff auf die US-Soldaten hatten sich die Spannungen in der Region noch einmal deutlich verschärft.

Beim „Islamischen Widerstand im Irak“ handelt es sich um eine Art Dachgruppe für proiranische Milizen im Irak, die seit den Terrorakten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober in Israel gemeinsam unter diesem allgemeinen Namen auftreten.

Dazu gehören die vom Iran unterstützten Hisbollah-Brigaden. Sie zählen zu den stärksten Milizen im Irak und fordern den Abzug der US-Truppen aus dem Land. Der Nordosten Jordaniens, wo sich die tödliche Attacke mit den US-Soldaten ereignete, grenzt sowohl an Syrien als auch an den Irak.

Miliz meldet Angriff auf Luftwaffenstützpunkt

Kämpfer der Extremistengruppe „Islamischer Widerstand im Irak“ griffen indes Samstagfrüh nach eigenen Angaben den Luftwaffenstützpunkt al-Harir im Norden des Irak an. Auf der Basis sind US-Armeeangehörige stationiert. Berichte über Opfer oder Schäden liegen bisher nicht vor.