Demonstration gegen Rechtsextremismus in Berlin
Reuters/Fabrizio Bensch
Demos gegen rechts

Über 150.000 allein in Berlin

In Dutzenden deutschen Städten sind am Samstag erneut Hunderttausende bei Demonstrationen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Allein in Berlin zählte die Polizei am Nachmittag mehr als 150.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Veranstalter, ein über 1.300 Organisationen umfassendes Bündnis namens Hand in Hand, sprachen sogar von rund 300.000 Menschen.

Die unter dem Motto „Wir sind eine Brandmauer“ abgehaltene Demonstration in Berlin war an sich für 100.000 Menschen angemeldet. Diese Zahl wurde bei anhaltendem Zulauf bereits am frühen Nachmittag deutlich überschritten. 30.000 beteiligten sich laut Polizei in Freiburg an einer Demonstration, 25.000 waren es in Augsburg, jeweils rund 10.000 in Mainz, Hannover und in Krefeld. Insgesamt gab es allein am Samstag, wie etwa das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ mitteilte, in mehr als 50 Städten Demos gegen rechts.

In Deutschland gehen seit rund drei Wochen immer wieder Zehntausende Menschen gegen rechts und gegen die vom deutschen Verfassungsschutz in Teilen als rechtsextrem eingestufte AfD auf die Straße. In das Berliner Regierungsviertel waren schon einmal am 21. Jänner nach Angaben der Polizei mehr als 100.000 Demonstranten gekommen.

Berlin: Über 150.000 gegen Rechtsextremismus

Seit gut drei Wochen gehen überall in Deutschland Zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD auf die Straße. In Berlin versammelten sich laut Polizei mehr als 150.000 Menschen zu einer Demonstration.

Rechtentreffen in Potsdam als Auslöser

Auslöser der deutschen Demos gegen Rechtsextremismus ist eine Recherche des Medienhauses Correctiv zu einem Treffen radikaler Rechter mit einzelnen Politikern von AfD, CDU und Werteunion im November in Potsdam. Dort hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären in Österreich, Martin Sellner, nach eigenen Angaben über das Konzept der „Remigration“ und damit Massendeportationen gesprochen.

In Berlin richteten mehrere Rednerinnen und Redner Forderungen an die demokratischen Parteien, sich gegen den Rechtsruck zu stellen und rechten Forderungen und Narrativen entgegenzutreten. In Hannover bekundete die dortige Schauspielintendantin Sonja Anders in einer Rede Solidarität besonders mit den Menschen, die Angst hätten und sich nicht mehr unbesorgt auf die Straße trauen würden. „Ich wünsche mir, dass diese Brandmauer, die wir heute gemeinsam bilden, symbolisch diese Menschen schützt. Denn nur dann schützt sie unsere Demokratie in ihren Grundfesten.“

„Schweigespirale brechen“

Der Ostbeauftragte der deutschen Regierung, Carsten Schneider, wies unterdessen auf die Bedeutung von Demonstrationen gerade in den östlichen deutschen Bundesländern hin. „Es ist schön, wenn am Brandenburger Tor demonstriert wird“, sagte der SPD-Politiker in einem am Samstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

„Aber es ist mutiger, in den kleinen ostdeutschen Städten auf die Straße zu gehen. Dort ist es sehr wichtig, die Schweigespirale für die Mitte zu brechen“, betonte der aus Thüringen stammende Schneider zugleich. „Die Demonstrationen sind gerade im Osten sehr wichtig.“

Auch Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte die Demonstrationen. „Ob in Eisenach, Homburg oder Berlin: In kleinen und großen Städten im ganzen Land kommen viele Bürgerinnen und Bürger zusammen, um gegen das Vergessen, gegen Hass und Hetze zu demonstrieren“, schrieb der Politiker auf dem Kurznachrichtendienst X (Twitter). Das sei „ein starkes Zeichen für die Demokratie und unser Grundgesetz“.

Tausende bei Demo in Graz

Rund eine Woche nach den großen Demos gegen Rechtsextremismus in Wien, Innsbruck und Salzburg gab es am Samstag auch in Graz eine Kundgebung, veranstaltet vom Bündnis für Menschenrechte und Demokratie. Die Organisatoren sprachen nach eigener Zählung von rund 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die Polizei von mehreren tausend. Zwischenfälle gab es laut Polizei und Organisatoren keine, den Abschluss bildete ein Lichtermeer – mehr dazu in steiermark.ORF.at.