Abgebrannte Häuser in der chilenischen Stadt Vina del Mar
Reuters/Rodrigo Garrido
Waldbrände in Chile

Viele Vermisste, Zahl der Toten steigt weiter

Bei den heftigen Waldbränden in Chile ist die Zahl der Todesopfer mittlerweile auf mindestens 99 gestiegen. Das gab der Gouverneur von Valparaiso, Rodrigo Mundaca, am Sonntag bekannt. Präsident Gabriel Boric reiste in die Katastrophenregion und besuchte in der Stadt Vina del Mar ein Krankenhaus. Die Zahl der Toten und Verletzten werde noch deutlich steigen, sagte Innenministerin Carolina Toha. Über 300 Menschen würden noch vermisst.

„Wir haben viele vorläufige und noch nicht offiziell bestätigte Informationen, die darauf hindeuten, dass wir noch viel höhere Zahlen erreichen werden“, hielt Toha fest. Die Innenministerin sprach mit Blick auf die zu erwartenden Opferzahlen von der wahrscheinlich schlimmsten Notlage in dem südamerikanischen Land seit dem schweren Erdbeben im Jahr 2010. Damals waren mehr als 520 Menschen ums Leben gekommen.

Die Forstbehörde registrierte am Sonntag im ganzen Land 159 Brände auf einer Fläche von insgesamt knapp 28.000 Hektar. Tausende Häuser seien beschädigt oder zerstört, allein in der Region Valparaiso seien es mehr als 3.000, sagte Toha.

Chile: Dutzende Tote nach Waldbränden

In Chile toben weiter verheerende Waldbrände. Dutzende Menschen sind dabei bereits um Leben gekommen.

Die Region westlich der Hauptstadt Santiago, wo nach Angaben der Regierung etwa 1,8 Millionen Menschen leben, ist am schwersten von den Bränden betroffen. Nahe der Küstenstädte Valparaiso und Vina del Mar habe sich ein Brand auf eine Fläche von etwa 9.600 Hektar ausgeweitet, hieß es.

Ausgangssperren, um Löscharbeiten zu erleichtern

Bereits am Freitag hatte Präsident Boric wegen der Katastrophe den Ausnahmezustand in den betroffenen Gebieten erklärt, um alle nötigen Ressourcen mobilisieren zu können. Nun habe er das Verteidigungsministerium angewiesen, mehr Militäreinheiten einzusetzen. Für einige Gemeinden wurde eine Ausgangssperre verhängt, um die Lösch- und Rettungsarbeiten zu erleichtern.

Luftaufnahme von brennenden Häusern in der chilenischen Stadt Vina del Mar
APA/AFP/Javier Torres
In Vina del Mar griffen die Waldbrände auf dicht besiedeltes Gebiet über

Ermittlungen wegen möglicher Brandstiftung

Es werde untersucht, ob die Brände möglicherweise absichtlich gelegt worden seien, sagte Präsident Boric. Er kündigte Ermittlungen an, „obwohl es schwer vorstellbar ist, wer solch eine Tragödie und so viel Schmerz verursacht“.

Nach Angaben der Innenministerin lagen der Regierung im Fall des Brandes nahe Valparaiso „ernst zu nehmende Informationen“ vor, dass er vorsätzlich gelegt wurde. Weiter südlich in der Region Maule sei eine Person festgenommen worden, die bei Arbeiten mit einem Schweißgerät einen Brand verursacht habe.

Im Sommer auf der Südhalbkugel kommt es in Chile immer wieder zu schweren Waldbränden. Im vergangenen Jahr brannten im Zentrum und im Süden Chiles mehr als 425.000 Hektar Land ab – das entspricht in etwa der achtfachen Fläche des Bodensees. Mindestens 26 Menschen kamen damals ums Leben.