IT-Mitarbeiter sitzt nachdenklich vor einem Bildschirm
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Deutschland

Pilotprojekt zur Viertagewoche startet

Neben dem mobilen Arbeiten und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) ist die Viertagewoche wohl eines der meistdiskutierten Themen, wenn es um den Wandel der Arbeitswelt geht. Im Rahmen eines Pilotprojekts probieren 45 Unternehmen und Organisationen aus Deutschland die Viertagewoche aus und werden dabei wissenschaftlich begleitet. Start war für die meisten davon am Montag.

Initiator des Projekts ist die Unternehmensberatung Intraprenör, die wiederum mit der Organisation 4 Day Week Global zusammenarbeitet. Die NGO hat das Projekt in ähnlicher Form bereits in verschiedene andere Länder gebracht. In Großbritannien zeigten sich anschließend viele der Unternehmen sehr interessiert. Weil sich die Unternehmen freiwillig für das Projekt melden konnten, sind die Ergebnisse sowohl aus Großbritannien als auch die künftigen für Deutschland nicht repräsentativ.

Wissenschaftlich begleitet wird die deutsche Ausgabe von der Universität Münster. Die teilnehmenden Unternehmen haben die Möglichkeit, in monatlichen Austauschterminen sowie in Chaträumen Erfahrungen zu teilen und ihr Modell zu optimieren. Von Intraprenör vorgegeben ist lediglich das Modell 100-80-100: also 100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit bei 100 Prozent Bezahlung.

Arbeitsorganisation und -zufriedenheit soll erfasst werden

Die wissenschaftliche Begleitung soll ein besonderes Augenmerk auf die Arbeitsorganisation sowie die Arbeitszufriedenheit legen. Erfasst wird auch das Stressniveau – etwa durch die Messung von Schlafdaten freiwilliger Probanden.

Die am Projekt teilnehmenden Organisationen und Unternehmen sind quer über die Bundesrepublik verstreut. 30 Prozent haben ihren Sitz im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Intraprenör zufolge hat mehr als die Hälfte der Unternehmen zwischen zehn und 49 Mitarbeiter.

Die am stärksten vertretene Branche ist IT und Technologie (14 Prozent). Aber auch das Handwerk und Industriebetriebe (je sechs Prozent) sind im Projekt vertreten. Intraprenör zufolge waren diese Branchen in den Studien aus anderen Ländern häufig unterrepräsentiert.

Unternehmen brauchen Argumente zur Mitarbeiterbindung

„Für uns gab es vor allem zwei große Argumente: Zum einen die Work-Life-Balance, und der zweite Punkt ist die Mitarbeiterbindung und -akquirierung“, so Markus Nölker aus der Geschäftsführung des IT-Dienstleisters Nacura in Paderborn gegenüber der dpa. Von den 23 Mitarbeitern blieben nur zwei bei der bisherigen Arbeitszeit. Die Entscheidung habe jeder Mitarbeiter freiwillig treffen können.

„Es gab schon viele Sorgen, ob man die jetzige Arbeit auch in vier Tagen schaffen wird oder auch ob man mehr Geld ausgeben wird, wenn man ständig freitags freihat“, erzählte Nölker. In einer Arbeitsgruppe sei über viele Ideen zur konkreten Umsetzung diskutiert worden. Alle Mitarbeiter hätten viel Bedenkzeit bekommen. In einer anonymen Abstimmung habe sich das Team letztlich klar für den Versuch ausgesprochen.

Bei Nacura wurden für die Viertagewoche laut Nölker vier Teams gebildet, die zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten: Pro Woche sind drei Teams von montags bis donnerstags im Dienst und ein Team von dienstags bis freitags. Als IT-Dienstleister sei es wichtig gewesen, den Kunden an jedem Werktag Unterstützung anbieten zu können. Die Teams wechseln sich ab, wer freitags arbeiten muss. Ein Team hat durch das rotierende System sogar ein viertägiges Wochenende.