SUV auf einem Parkplatz in Paris
Reuters/Benoit Tessier
Knappe Mehrheit

Paris verdreifacht Parkgebühren für SUVs

Bei einer Befragung der Bürgerinnen und Bürger am Sonntag in Paris hat sich eine Mehrheit für eine drastische Erhöhung der Parkgebühren für schwere Stadtgeländewagen (SUVs) ausgesprochen. Damit setzte sich die Stadtverwaltung mit ihrem Plan durch, nach dem für SUVs eine Stunde Parken im Zentrum 18 Euro statt üblicherweise sechs Euro kosten soll, in den Außenbezirken zwölf statt vier Euro. Für sechs Stunden Parken im Zentrum werden gar 225 statt bisher 75 Euro fällig.

Rund 1,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Hauptstadt waren zu der Abstimmung unter dem Motto „Mehr oder weniger SUV in Paris?“ aufgerufen. Nur knapp sechs Prozent davon beteiligten sich nach vorläufigem Endergebnis an der Abstimmung. Rund 54,5 Prozent stimmten für die Erhöhung der Parkgebühren, rund 45,5 Prozent dagegen.

Mit dem Sondertarif sollten die von SUVs verursachten Belästigungen begrenzt werden, so das Argument der Stadt. Zugleich gehe es um eine Botschaft an die Autoindustrie, die mit den großen Wagen den ökologischen Wandel gefährde, hieß es weiter.

Tarif nur für Besucherinnen und Besucher

Den Sondertarif für SUVs sollen allerdings ausschließlich Besucherinnen und Besucher zahlen, hatte es im Dezember bei Bekanntgabe des Abstimmungstages vonseiten der Stadtverwaltung geheißen. Einwohnerinnen und Einwohner der Hauptstadt sollen ebenso ausgenommen werden wie Handwerker und Pflegedienste.

Greifen soll der Tarif für Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht. SUVs wögen um gut 200 Kilo mehr, seien mindestens 25 Zentimeter länger und zehn Zentimeter breiter als Standardfahrzeuge, so die Stadt auf ihrer Website bezüglich des Referendums.

Plakat zurSUV-Abstimmung in Paris
Reuters/Sarah Meyssonnier
Eine Werbung in Paris für die Abstimmung

Umweltschutz, Sicherheit und öffentlicher Raum

Seit zehn Jahren sei die private Pkw-Nutzung in Paris aufgrund der städtischen Verkehrspolitik rückläufig, so die Stadtverwaltung weiter. Gleichzeitig hätten Größe und Gewicht der Autos wegen des wachsenden Anteils von SUVs im Durchschnitt zugenommen. Diese sorgten für Umweltverschmutzung sowie Probleme bei der Sicherheit und der gerechten Aufteilung des öffentlichen Raums, so die Argumentation der Stadt.

Die Stadt sieht auch die Abstimmung als Botschaft an die Autohersteller. „Ihr Profitstreben, das darin besteht, absichtlich immer größere, verbrauchsstärkere und teurere Fahrzeuge zu verkaufen, gefährdet den ökologischen Wandel“, hieß es weiter. Mit der Abstimmung könne die Bevölkerung den öffentlichen Raum beruhigen und ein neues Gesellschaftsmodell unterstützen.

Scooter wurden verbannt

Im April war bereits über den Verleih von E-Scootern in Paris abgestimmt worden. Bei einer sehr schwachen Beteiligung stimmte eine Mehrheit für eine Verbannung der Leihroller, die seit September aus dem Stadtbild verschwunden sind.

Anne Hidalgo während einer Pressekonferenz
IMAGO/PanoramiC/Jonathan Rebboah
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo

Seit Jahren treiben Bürgermeisterin Anne Hidalgo und die rot-grüne Stadtregierung die Verkehrswende in Paris voran. Uferstraßen an der Seine wurden für Autos gesperrt und für Fußgänger zugänglich. Die Zahl der Radwege wächst, neue Grünflächen werden angelegt, und im Stadtgebiet wurde fast überall Tempo 30 eingeführt.

In Sachen höhere Parkgebühren etwa für die Innenstädte und für größere Autos gilt allerdings London als Vorreiter. Die britische Hauptstadt führte bereits 2003 eine Innenstadtmaut, die „congestion charge“ (Staugebühr), ein. Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer müssen sie bei der Einfahrt ins Londoner Zentrum entrichten.

IEA-Chef fordert Eingreifen gegen SUVs

SUVs und andere große Wagen beschäftigen derzeit auch die Internationale Energieagentur (IEA). Deren Chef Fatih Birol forderte zu Wochenbeginn ein staatliches Eingreifen gegen die wachsende Verbreitung von SUVs. „Es ist von entscheidender Bedeutung, die Probleme zu lösen, die sie in Bezug auf den zusätzlichen Energiebedarf, den beanspruchten öffentlichen Raum und die zusätzliche Gefährdung von Fußgängern mit sich bringen“, sagte Birol vergangene Woche der Zeitung „Les Echos“ in Paris.

Motorisierter Verkehr auf der Champs Elysee in Paris
IMAGO/ABACAPRESS/Lafargue Raphael/Abaca
Ein Blick über den Verkehr auf der Avenue des Champs-Elysees in Paris Richtung Arc de Triomphe

Staaten sollten Kunden und Kundinnen vom Kauf eines SUV abraten und angesichts des Trends zu den schweren Wagen regulierend eingreifen. Das könne in Form einer höheren Besteuerung oder höherer Parkgebühren geschehen. „Wenn man den Verkehrssektor im Allgemeinen betrachtet, sieht man zwei sehr starke Trends: die zunehmende Bedeutung von Elektrofahrzeugen, aber auch den immer wichtigeren Platz, den SUVs einnehmen“, sagte Birol.

Rund 20 Prozent mehr CO2-Ausstoß als Limousinen

Nach IEA-Angaben haben SUVs 2023 mit 48 Prozent fast die Hälfte der weltweiten Neuwagenverkäufe ausgemacht. In Europa hätten sie die 50-Prozent-Marke überschritten. Dabei stießen SUVs wegen ihres höheren Gewichts und ihrer weniger aerodynamischen Form im Schnitt um 20 Prozent mehr CO2 aus als Limousinen. Die IEA mit Sitz in Paris ist ein Interessenverband, der Industriestaaten in Energiefragen berät.