Die Gruppe Boygenius (Phoebe Bridgers, Lucy Dacus und Julien Baker) und Taylor Swift mit ihren Grammys
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Musikpreise

Frauenpower dominiert Grammy-Awards

Bei den Grammys hat heuer nicht nur Taylor Swift mit dem Grammy für das beste Album Geschichte geschrieben – rekordverdächtig war auch die Dominanz der Frauen bei den Nominierungen und auch den vergebenen Preisen. Auftritte von Joni Mitchell, Miley Cyrus und Tracy Chapman bekamen viel Applaus, für eine Überraschung sorgte nicht nur Celine Dion.

Moderator Trevor Noah eröffnete die Gala Sonntagabend (Ortszeit) mit einer Hommage an die vielen weiblichen Nominierten. „Können wir für eine Sekunde die Tatsache genießen, dass Frauen dieses Jahr die Musik dominiert haben?“, sagte der südafrikanische Comedian. „Sieben der Nominierten für das Album des Jahres sind Frauen.“ Der achte Nominierte war der mehrfache Grammy-Preisträger Jon Batiste.

Auf der Bühne performten ebenfalls zahlreiche Frauen, darunter US-Songwriterlegende Chapman. Sie bekam für ihren Hit „Fast Car“, mit dem sie 1988 international den Durchbruch schaffte, im Duett mit Country-Star Luke Combs viel Applaus. Chapman trat seit Jahren nicht mehr live auf.

Auftritt von Tracy Chapman bei den Grammy Awards
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Chapman trat seit Langem wieder live auf

Viel Applaus und Standing Ovations für „Both Sides Now“ erhielt auch die 80-jährige Mitchell, die nicht nur einen Grammy, wie für Cyrus der erste, für das beste Folkalbum erhielt, sondern erstmals auch bei den Grammys auftrat. Mitchell erlitt 2015 einen Schlaganfall und trat 2022 als Überraschungsgast beim Newport Folk Festival auf. Für die Aufnahme dieses Auftritts bekam sie nun den Grammy.

Auftritt von Joni Mitchell und Brandi Carlile bei den Grammy Awards
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Mitchell absolvierte ihren Auftritt aus gesundheitlichen Gründen sitzend

Drei Grammys für Monet

Bejubelte Auftritte hatten unter anderen R&B- und Soulsängerin SZA, Cyrus – die beide auch Preise mit nach Hause nahmen – und Popsängerin Dua Lipa sowie Billy Joel, Stevie Wonder und U2. Cyrus erhielt für ihren Song „Flowers“ den Grammy für die beste Single des Jahres und für die beste Pop-Solodarbietung. „Diese Auszeichnung ist großartig, aber ich hoffe wirklich, dass sie nichts ändert, denn mein Leben war gestern schon wunderschön“, sagte die 31-Jährige.

Cyrus erfreut über „nicht so wichtige“ Grammys

US-Sängerin Miley Cyrus hat bei den diesjährigen Grammys für ihren Song „Flowers“ die Auszeichnung für die beste Single des Jahres und für die beste Pop-Solodarbietung erhalten. Bei ihrer Dankesrede spielte die 31-Jährige die Bedeutsamkeit der Preise etwas herab.

Swift hält mit der vierten Auszeichnung für das beste Album des Jahres nun einen neuen Rekord. Die 34-Jährige ließ Stars wie Paul Simon, Frank Sinatra und Stevie Wonder hinter sich, die je dreimal in der Kategorie ausgezeichnet worden waren. Victoria Monet erhielt drei Grammys, unter anderem in der Hauptkategorie „Bester Newcomer“.

Taylor Swift mit ihrem Grammy für „Album of the Year“
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Swift hält den neuen Rekord bei den Grammys mit vier Preisen für das Album des Jahres

Eilish erhielt den Grammy unter anderem für den besten Song des Jahres für „What Was I Made For?“ aus dem „Barbie“-Film. Auf der Bühne bedankte sie sich bei Regisseurin Greta Gerwig „für den besten Film des Jahres“. Die Frauen-Super-Group Boygenius bekam Preise etwa für die beste Rockperformance sowie den besten Rocksong. SZA erhielt unter anderem einen Preis für den besten R&B-Song.

Billie Eilish mit ihren Grammys für „Best Song Written for Visual Media“ und „Song of the Year“
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Eilish bekam den Preis für den Song des Jahres für „Barbie“, für sie der beste Film des Jahres

Österreicher gewinnt mit Johnny-Cash-Neuversion

Der Österreicher Markus Illko gewann in der Kategorie „Best Arrangement Instrumental“. Gemeinsam mit unter anderen dem australischen Gitarristen Tommy Emmanuel und dem Sohn von Country-Legende Johnny Cash, John Carter Cash, hat er eine neu interpretierte Version des Cash-Klassikers „Folsom Prison Blues“ geschaffen.

Phoebe Bridgers, Lucy Dacus und Julien Baker von der Gruppe Boygenius mit ihren Grammys für „Best Alternative Music Album“, „Best Rock Song“ und „Best Rock Performance“
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Boygenius räumten ebenfalls heuer ab

Illko griff für das Projekt auf Johnny Cashs Martin-Gitarre aus den 1930er Jahren und Luther Perkins’ Fender Esquire, Baujahr 1955, zurück. Die beiden Gitarren kamen bei der Originalaufnahme von „Folsom Prison Blues“ zum Einsatz. Er ist der siebente Grammy-Gewinner aus Österreich nach u. a. Herbert von Karajan und Joe Zawinul.

Überraschungsauftritt von Celine Dion

Für eine Überraschung sorgte die erkrankte Sängerin Celine Dion mit ihrem Auftritt. Sie kam unter tosendem Applaus auf die Bühne, um das beste Album des Jahres zu präsentieren. „Wenn ich sage, dass ich glücklich bin, hier zu sein, meine ich das wirklich von Herzen“, sagte die 55-jährige Kanadierin.

Auftritt von Celine Dion bei den Grammy Awards
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Dion hat sich aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurückgezogen

Niemand der Anwesenden solle „die unglaublich große Liebe und Freude, die Musik in unser Leben und zu Menschen in aller Welt bringt, als Selbstverständlichkeit nehmen“. Dion leidet an einer neurologischen Erkrankung. Sie sagte alle für 2023 und 2024 geplanten Termine ihrer „Courage World Tour“ in Europa ab.

Swift kündigte neues Album an

Swift, die aktuell mit ihrer „Eras Tour“ Millionen von Fans anzieht und Rekordsummen einnimmt, kündigte im Rahmen der Grammys ein neues Album an. „Ich verrate euch ein Geheimnis, das ich die letzten zwei Jahre vor euch geheim gehalten habe. Mein brandneues Album erscheint am 19. April. Es heißt ‚The Tortured Poets Department‘“, sagte Swift bei der Grammy-Gala in Los Angeles.

In ihrer Dankesrede sagte Swift, die ihren Produzenten Jack Antonoff und ihre Kollegin Lana Del Rey mit auf die Bühne nahm, die Auszeichnung sei für sie ein wunderbarer Moment, aber es gebe viele andere wichtige Momente in ihrer Arbeit – von der „Probe mit meinen Tänzern und meiner Band bis hin zur Vorbereitung auf eine Reise nach Tokio, um ein Konzert zu geben“. Für sie sei die Arbeit die Auszeichnung. Sie war mit insgesamt sechs Nominierungen ins Rennen gegangen.

Nicht ohne Aufreger

Für Aufsehen in anderer Sache sorgte Killer Mike: Der Rapper aus Atlanta, der drei Grammys gewann – unter anderem für sein Album „Michael“ als Rap-Album des Jahres –, wurde vor der eigentlichen Gala in Handschellen aus der Arena in Los Angeles geführt. Das Magazin „Hollywood Reporter“ schrieb unter Berufung auf die Polizei, der Musiker sei „wegen einer körperlichen Auseinandersetzung“ festgenommen worden und werde deshalb befragt.

Victoria Monet mit ihren Grammys für „Best New Artist“, „Best R&B Album“ und „Best Engineered Album, Non-Classical“
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Monet gewann mehrere Grammys

Für Aufsehen sorgte auch Rap-Künstler Jay-Z, der selber zahlreiche Grammys gewonnen hat, mit seiner Kritik. Entscheidungen in der Vergangenheit, vor allem die wiederkehrende Ignoranz gegenüber schwarzen Künstlerinnen und Künstlern, seien falsch gewesen. Auch wies er darauf hin, dass seine Frau Beyonce zwar 32 Grammys ihr Eigen nenne, aber noch nie die Hauptkategorie „Album des Jahres“ gewonnen habe. „Wir möchten, dass Sie es richtig machen – zumindest annähernd richtig.“

Begehrtes Grammofon: Rekord im Vorjahr gebrochen

Die Grammys wurden heuer zum 66. Mal verliehen. Der Preis ist der wichtigste, den die US-Musikindustrie vergibt, und einer der begehrtesten weltweit. Rund 13.000 Mitglieder der Recording Academy mit Sitz in Santa Monica (Kalifornien) entscheiden jährlich über die Gewinner. Der Grammy hat die Form eines goldenen Grammofons. Heuer wurde er in insgesamt 94 Kategorien vergeben.

Im letzten Jahr hatte Beyonce in vier Kategorien gewonnen und sich mit insgesamt 32 Auszeichnungen in ihrer Karriere an die Spitze der Bestenliste des Musikpreises gesetzt. Bis dorthin hatte den Rekord mit 31 Auszeichnungen der 1997 verstorbene ungarisch-britische Dirigent Georg Solti gehalten.