„SZ“: Föderl-Schmid lässt Tagesgeschäft ruhen

Die Vizechefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“), Alexandra Föderl-Schmid, zieht sich wegen Vorwürfen zu ihrem Umgang mit Quellen vorübergehend aus dem operativen Tagesgeschäft zurück. Das gab die Tageszeitung gestern auf ihrer Website bekannt. Man prüfe die Vorwürfe. Mehrere deutsche Medien berichteten am Wochenende darüber – und darüber, die „SZ“ suche einen internen „Maulwurf“, der Interna an das Branchenblatt Medieninsider weitergegeben haben könnte.

Föderl-Schmid lässt auch Dissertation prüfen

Föderl-Schmid, ehemalige „Standard“-Chefredakteurin, ist seit Juli 2020 stellvertretende Chefredakteurin der „SZ“. Diese beauftragte laut eigenen Angaben nun eine externe Kommission mit der Prüfung der Vorwürfe. Die Chefredaktion hatte eingeräumt, dass es seitens Föderl-Schmids einen fehlerhaften Umgang gegeben habe.

Föderl-Schmid bat zugleich die Uni Salzburg, ihre Dissertation zu prüfen. „Bis zum Abschluss dieser Prüfungen wird sich Föderl-Schmid aus dem operativen Tagesgeschäft der SZ zurückziehen.“

Chefredaktion rechtfertigt Suche nach Informanten

„In eigener Sache“ betonten Chefredaktion, Redaktionsausschuss und Betriebsrat der „SZ“ unterdessen, warum die Zeitung „die Verletzung des Redaktionsgeheimnisses nicht einfach so hinnehmen will“. Anders als von mehreren Medien berichtet, seien keine E-Mail-Postfächer oder Telefonanschlüsse von Redakteurinnen und Redakteuren durchsucht worden.

Da mehrmals offensichtlich vertrauliche, dem Redaktionsgeheimnis unterliegende Inhalte von Redaktionssitzungen teils wörtlich nach außen weitergespielt worden seien, habe die Chefredaktion mit dem Einvernehmen des Betriebsrats überprüft, ob es Datenverkehr zwischen den IP-Adressen der Redaktion und dem Medieninsider gegeben habe. Die Suche sei ergebnislos verlaufen.

Verweis auf Betriebsvereinbarung

Betont wurde, dass man sich dabei streng an eine seit 2002 gültige Betriebsvereinbarung gehalten habe. Redaktionsausschuss und die gesamte Redaktion seien nachträglich informiert worden.

Wenn heikle, per Gesetz besonders geschützte, redaktionelle Interna weitergespielt werden, führt das in Redaktionen in der Regel zu einem gegenseitigen Misstrauen und belastet nicht nur das Arbeitsklima, sondern kann mittelfristig auch die Qualität der redaktionellen Arbeit beeinträchtigen – unabhängig von den Auslösern solcher „Indiskretionen“.