Argentinien: „Warteschlange des Hungers“ vor Ministerium

Mit einer vermeintlichen Einladung hat eine argentinische Ministerin eine fast zwei Kilometer lange Warteschlange vor ihrem Ministerium provoziert.

Hunderte Menschen standen gestern in der Hauptstadt Buenos Aires vor dem Amtssitz der für Sozialpolitik zuständigen Ministerin Sandra Pettovello des ultraliberalen Präsidenten Javier Milei an. Die „Warteschlange des Hungers“ zog sich über fast 30 Häuserblocks.

Einladung war doch nicht so gemeint

Ausgangspunkt waren Äußerungen der Ministerin vergangene Woche, nachdem Demonstranten und Demonstrantinnen vor ihrem Ministerium Verspätungen bei der Lieferung von Lebensmitteln an Suppenküchen angeprangert hatten.

Eine Frau mit dem Schild „Ich bin Beti, eine Studentin, und ich kann mir Essen nicht mehr leisten“ steht in der sogenannten „Warteschlange des Hungers“ in Buenos Aires vor dem Ministerium für Sozialpolitik
AP/Natacha Pisarenko

Pettovello – laut offizieller Amtsbezeichnung Ministerin für Humankapital – sagte daraufhin: „Ich werde so verfahren: Leute, ihr habt Hunger? Kommt alle einzeln, ich werde euren Personalausweis aufnehmen, euren Namen, von wo ihr kommt, und ihr werdet individuell Hilfe erhalten.“

Die Menschen nahmen die Ministerin beim Wort – und standen vor ihrem Ministerium Schlange. Empfangen wurden sie allerdings nicht: Präsidentensprecher Manuel Adorni sagte gestern (Ortszeit), Pettovello habe niemanden eingeladen und werde niemanden empfangen. Sie habe lediglich „spontan“ ihre Absicht zum Ausdruck gebracht, jedem Einzelnen zu helfen.

Adorni beteuerte zugleich angesichts des drakonischen Sparkurses des neuen Präsidenten Milei, an Lebensmittelhilfen werde die Regierung niemals Abstriche vornehmen – „in einem Land, in dem praktisch die Hälfte in Armut lebt und fünf Millionen Menschen nicht jeden Tag ausreichend essen“.